Halle/Steinhagen/Bielefeld. Marion S. war gerade dabei sich ein neues Leben aufzubauen, als sie mitten am Tag plötzlich verschwand. Tagelang suchten Polizei und Freiwillige nach der 68-jährigen Frau. Als ihre Leiche in Halle gefunden wurde, war schnell klar, dass die Steinhagenerin keines natürlichen Todes gestorben sein konnte. Die Kripo ermittelte und nahm den Ehemann, von dem sich Marion S. bereits getrennt hatte, ins Visier. Während des Prozesses gegen den Angeklagten aus Halle haben wir für Sie noch einmal Fakten und Details zum Fall zusammengefasst.
Der Prozess im Überblick:
Freitag, 22. März 2024: Nachdem der für Mittwoch geplante Prozesstag krankheitsbedingt ausfiel, ging am Freitag plötzlich alles ganz schnell. In einer Marathonsitzung hörte das Gericht unter anderem die Aussage eines Polizisten, der bei der Durchsuchung auf dem Anwesen des Angeklagten dabei war. Der Angeklagte Haller selbst äußerte sich nur schriftlich, ging dabei aber auch kurz auf die Vorwürfe seiner ermordeten Frau, er habe sie bedroht und geschlagen, ein. Der Schwiegersohn des Angeklagten lehnte eine Aussage dagegen ab. Am späten Nachmittag dann die Plädoyers von Anklage und Verteidigung. Das Gericht urteilte schnell: schuldig. Der 73-jährige Angeklagte soll lebenslang ins Gefängnis. Für den Haller ein Schock. Sein Strafverteidiger Sascha Haring erklärt: „Mit der Urteilsbegründung bin ich nicht einverstanden. Nur 15 Minuten Begründung, wo ich fast eine Stunde plädiert habe. Wichtige Fragen sind nicht beantwortet worden.“
Mehr zum letzten Prozesstag: Urteil gefallen - Lebenslange Haft für Ehemann
Dienstag, 12. März 2024: Eine Zeugin, die auf dem Hof des Angeklagten (73) gelebt hat, sagte am neunten Prozesstag aus, dass dieser am Nachmittag des Verschwindens seiner Frau nicht zu Hause war. Obendrein habe er sich merkwürdig verhalten. Sie habe ihn zuvor kurz angesprochen in Bezug auf das schlechte Wetter. „Doch er war irgendwie geistesabwesend und hat kaum geantwortet. Er war den ganzen Nachmittag nicht zu Hause.“
Mehr zum neunten Prozesstag: Mieterin belastet angeklagten Ehemann
Freitag, 8. März 2024: Am achten Prozesstag sagten vor dem Landgericht eine Therapeutin und eine Diplom-Sozialarbeiterin aus, denen sich die Rentnerin anvertraut hatte. Was eine dritte Frau berichtete, passte nicht ins Bild. „Ich habe die Eheleute vier Monate lang täglich gesehen. Manchmal haben beide gegenseitig schnippische Bemerkungen gemacht. Von Bedrohungen des Tatverdächtigen oder von Handgreiflichkeiten habe ich nichts mitbekommen“, erklärte sie den Richtern.
Mehr zum achten Prozesstag: Staatsanwalt nimmt Zeugin ins Kreuzverhör
Dienstag, 5. März 2024: Am siebten Prozesstag vor dem Bielefelder Landgericht wurden drei Zeuginnen angehört. Bei verschiedenen Gelegenheiten habe sich Marion S. ihnen anvertraut. Demnach habe sie enorme Angst vor ihrem Ehemann empfunden. Er habe sie verbal und physisch misshandelt: „Sie hat mir erzählt, dass ihr Partner sie einmal mit einem Schlauch abgespritzt und er sie weggesperrt habe“, erinnerte sich eine der Zeuginnen, mit der Marion S. gemeinsam kegelte. Sogar einen Todeswunsch habe das spätere Mordopfer einmal geäußert, so die Zeugin. Das gewalttätige Verhalten des Mannes habe schließlich zur Trennung geführt.
Mehr zum siebten Prozesstag: So haben Freundinnen die Ehe erlebt
Donnerstag, 29. Februar 2024: Am sechsten Verhandlungstag wurden vor dem Landgericht die Nachbarn des Tatverdächtigen angehört. Be- oder entlastende Beobachtungen wurden dabei nicht vorgebracht, jedoch ging es bei zwei der Aussagen um das Fahrzeug des Beschuldigten. Strafverteidiger Sascha Haring hatte an diesem Tag vier Beweisanträge gestellt. Unter anderem forderte er einen Ortstermin am Fundort der Leiche in einem Kölkebecker Wäldchen. Haring: „Das Nachstellen der Polizei hat mich nicht überzeugt. Da sind viele Fragen offen.“
Mehr zum sechsten Prozesstag: Verteidiger meldet Zweifel an
Mittwoch, 28. Februar 2024: Am fünften Verhandlungstag vor dem Landgericht Bielefeld wurden verschiedene Nachbarn des Mordopfers zum Tag ihres Verschwindens befragt. Deren Angaben passten zum Teil nicht zusammen und sorgten zudem für Verwirrung. Auch nach dem Prozesstag bleibt die Frage: Was ist am 5. Juli, dem Tag des Verschwindens von Marion S., in ihrem Elternhaus an der Erfurter Straße in Steinhagen wirklich passiert?
Mehr zum fünften Prozesstag: Zeugenaussagen sorgen für Verwirrung
Freitag, 23. Februar 2024: Am vierten Prozesstag ging es vor Gericht vor allem um die Erkenntnisse der Ermittler. Dabei wurde zum einen das mögliche Geschehen rund um die Tat rekonstruiert, zum anderen ging es um ein abgehörtes Telefonat zwischen der Tochter und dem Angeklagten. Bei der Rekonstruktion hatte ein Beamter eine Kollegin vom Auto zum Fundort der Leiche getragen. Strafverteidiger Sascha Haring aus Halle, der den wegen Mordes angeklagten Ehemann von Marion S. vertritt, zeigte sich hinsichtlich der Rekonstruierung skeptisch. Und auch sonst kämpft er, um die Unschuld seines Mandanten zu beweisen.
Mehr zum vierten Prozesstag: Polizei hörte Telefon des Angeklagten ab
Freitag, 16. Februar 2024: Der neue Lebensgefährte von Marion S. sowie ihre Schwester sagten am dritten Prozesstag vor dem Landgericht Bielefeld aus. Beide sind sich sicher, dass der 73-jährige Angeklagte für ihren Tod verantwortlich ist. Mit emotionalen Worten beschrieben die beiden, was sie in der Vergangenheit von der Beziehung mitbekommen haben. „Glaubt mir, mein Ex-Mann lässt mich verschwinden’’, soll Marion S. sowohl ihrem neuen Lebensgefährten als auch ihrer Schwester mehrmals anvertraut haben. Und das ist längst nicht alles, was der Richter an diesem Tag zu hören bekam. Im Anschluss sagte eine Rechtsmedizinerin aus, was die Obduktion ergeben hat.
Mehr zum dritten Prozesstag: Emotionale Aussagen des Lebensgefährten vor Gericht
Mittwoch, 14. Februar 2024: Am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht Bielefeld geht es um die gefundenen DNA-Spuren im Auto des angeklagten Ehemannes, darunter Erde vom Leichenfundort. Es ist der Tag der Gutachter. Am Ende bleibt eine wichtige Erkenntnis: An der Leiche gibt es keine verwertbare DNA.
Mehr zum zweiten Prozesstag: Die Gutachter stellen ihre Ergebnisse vor
Donnerstag, 01. Februar 2024: Der Prozess vor dem Landgericht Bielefeld gegen den tatverdächtigen Ehemann beginnt mit großem Medieninteresse. Der 73-Jährige verbirgt sich hinter einem grünen Aktendeckel, um dem Blitzlichtgewitter zu entgehen. Begleitet von seinem Anwalt Sascha Haring will der Kölkebecker vor Gericht seine Unschuld beweisen. Am ersten Verhandlungstag lässt er sich zur Sache jedoch noch nicht ein. Stattdessen geht es um seinen Lebenslauf. Während Staatsanwalt Christoph Mackel in seiner Anklage eine Gruselstory zeichnet, fragt Verteidiger Sascha Haring kurz vor Prozessbeginn mit Blick auf ein kurzfristig eingereichtes Gutachten provokant: „Kommt da jetzt noch mehr, oder ist das alles?“
Mehr zum ersten Prozesstag: Hat der Ehemann Marion S. getötet?

Der Fall im Überblick:
Mit dem Hubschrauber, Drohnen und Spürhunden wird Marion S., die ab dem 5. Juli 2023 vermisst wird, gesucht. Die Polizei sucht intensiv an einem See im Naturschutzgebiet Barrelpäule und an ihrer ehemaligen Wohnadresse. Die Hintergründe des Falls geben Rätsel auf und werfen Fragen nach dem Verbleib der Rentnerin auf.
Mehr zur Spurensuche: Der mysteriöse Fall der Marion S.
Am 19. Juli 2023 folgt die traurige Gewissheit: Bei der gefundenen Frauenleiche in einem Waldgebiet im Haller Ortsteil Kölkebeck handelt es sich um Marion S aus Steinhagen. Spaziergänger hatten gezielt nach der Frau gesucht. Die Polizei bestätigt, dass es sich bei der Leiche um die Vermisste handelt und dass sie wahrscheinlich einem gewaltsamen Tod zum Opfer fiel.
Mehr zum Verschwinden: Die nervenaufreibende Suche nach Marion S.
Der mysteriöse Fall aus Steinhagen bewegt den ganzen Altkreis Halle. Der Ehemann von Marion S. gerät immer mehr ins Visier der Ermittler. Freunde berichten von einer zerrütteten Ehe und massivem psychischen Druck, unter dem die 68-Jährige gelitten hat. Die Polizei plant währenddessen weitere Durchsuchungen, um neue Spuren zu finden und den Hintergrund des Falls aufzuklären.
Mehr zu den Hintergründen: „Marion S. hat viel gelitten“

Der gewaltsame Tod von Marion S. weckt in der Bevölkerung Erinnerungen an ähnliche ungelöste Verbrechen im Altkreis Halle. Die Fälle von Nelli Graf, Susanne Nieter und Martha Riewe wurden bis heute nicht aufgeklärt. Die Gemeinsamkeiten zwischen den Fällen werfen Fragen auf.
Mehr zu den Cold Cases: Ungelöste Verbrechen aus dem Altkreis Halle
Im Fall Marion S. wird gegen den Ehemann der 68-Jährigen Anklage wegen Mordes erhoben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seine Frau getötet zu haben, um keinen Unterhalt zahlen zu müssen. Zeugenberichte über wiederholte Drohungen belasten den Angeklagten aus Halle zusätzlich. Der Verteidiger prognostiziert jedoch eine Überarbeitung der Anklage aufgrund rechtlicher Bedenken und verweist auf bevorstehende Indizienprozesse.
Mehr zur Anklage: Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage gegen Haller Ehemann
Der lang erwartete Prozess im Mordfall Marion S. aus Steinhagen steht bevor. Der Ehemann der 68-Jährigen muss sich ab dem 1. Februar vor dem Bielefelder Schwurgericht verantworten. Der Verlauf des Prozesses verspricht hochinteressante Zeugenaussagen und die Klärung der DNA-Spuren, die den Angeklagten belasten sollen. Der Verteidiger hofft auf einen Freispruch für seinen Mandanten, während die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe fordert.
Mehr zum Prozess: Alle Termine im Überblick