Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Verteidiger fordert neues Gutachten an

Halle/Steinhagen. Am sechsten Prozesstag um den Mord an Marion S. (68) aus Steinhagen sollte es um ein Alibi des angeklagten Ehemannes gehen, deshalb hatte das Gericht vier seiner Nachbarn geladen, um zu erfahren, wie der 73-jährige Beschuldigte den 5. Juli, also den Tag des Verschwindens seiner Ehefrau, verbracht hat. Eine Zeugin war allerdings erkrankt und wird in den nächsten Tagen aussagen. Rentner Helmut H., der in der Nähe des Angeklagten wohnt, hatte am 5. Juli Kontakt zu ihm. &bdquo;Er stand zwischen 16 und 17 Uhr plötzlich vor meiner Tür“, erinnerte sich der 63-Jährige. &bdquo;Er sei zufällig in der Nähe gewesen und wollte wissen, ob ich meine zwei Schafe zum Scheren vorbeibringen wollte.“ Das sei bis vor einigen Jahren nicht unüblich gewesen. &bdquo;Dass er jedoch persönlich vorbeigekommen ist, war ungewöhnlich, denn früher haben wir das stets telefonisch verabredet.“ Ihm sei aufgefallen, dass eine Hand von ihm beim Öffnen der Haustür gezittert habe. Ansonsten sei er normal gewesen, und er habe nichts Auffälliges feststellen können. &bdquo;Wir haben damals über Schafe gefachsimpelt. Das Gespräch hat nur rund zehn Minuten lang gedauert.“ H. beschrieb seinen zurzeit in den Schlagzeilen stehenden Nachbarn als einen Mensch, der immer hilfsbereit war. Silberner Renault steht vor dem Hof Landwirtin Simone K. (52) aus Kölkebeck, die ihren Hof nur wenige Meter von Helmut H. bewirtschaftet, sagte aus, dass sie zwischen 16.30 und 17.15 Uhr den silbernen Renault des Tatverdächtigen vor seinem Haus erkannt habe. &bdquo;Ich hatte von 14.30 Uhr an einen Sachverständigen der DEKRA zu Besuch, der einige meiner Maschinen begutachtet hat. Als wir uns dann gegen 16 Uhr in meine Küche zurückgezogen haben, um den Papierkram gemeinsam zu erledigen, habe ich zweimal aus dem Fenster geschaut und das Fahrzeug eindeutig ausgemacht. Ich kenne es ja.“ Sie habe sich nur gewundert, dass das Auto blitzblank dagestanden habe. &bdquo;Das war sonst nie der Fall.“ Auch Benjamin H. (42), der unter Betreuung steht und auf dem Hof von Landwirtin Simone K. seit knapp einem Jahr wohnt, bestätigte, dass er das &bdquo;saubere Fahrzeug“ gesehen habe. Zu diesem Zeitpunkt war Marion S. längst als vermisst gemeldet worden. Lesen Sie auch: Die Chronologie des Mordfalls Marion S. Strafverteidiger Sascha Haring aus Halle hat Donnerstag vier Beweisanträge gestellt. Zum einen forderte er ein neues Fasergutachten der roten, sichergestellten Polyesterfasern im Fahrzeug seines Mandanten, die auch auf anderem Wege dort hingelangt sein könnten. Ebenfalls zu den gefundenen Fasern am T-Shirt des Opfers. Weiterhin beantragte er einen Ortstermin am Fundort der Leiche von Marion S. in einem Kölkebecker Wäldchen, um die Möglichkeiten eines Transportes zu dem Grab in Augenschein zu nehmen. &bdquo;Das Nachstellen der Polizei hat mich nicht überzeugt. Da sind viele Fragen offen. Wie sollte mein Mandant, der 73 Jahre alt und 1,71 Meter groß ist und 75 Kilo wiegt, einen 1,75 Meter großen und 82 Kilogramm schweren Körper so weit tragen?“ Staatsanwalt hegt Zweifel an vermutetem Transport Staatsanwalt Christoph Mackel scheint mit der Rekonstruktion der Kripo am Fundort auch nicht ganz einverstanden zu sein. &bdquo;Das war etwas unglücklich. Ich weiß, dass es auch andere, vielleicht sogar leichtere Transportmöglichkeiten gibt.“ Damit meinte er zum Beispiel Jäger, die ihr erlegtes Wild speziell durch eine Tragetechnik überführten. Der Prozess wird am Dienstag, 5. März, um 9 Uhr fortgesetzt.

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