Staatsanwaltschaft erhebt im Fall Marion S. Mordanklage gegen Haller Ehemann

Halle/Steinhagen. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat Anklage wegen Mordes gegen den Ehemann von Marion S. (68) erhoben. Sie wirft dem 73-jährigen Landwirt aus Halle vor, seiner in Trennung lebender Noch-Ehefrau nachgestellt, diese getötet und sie dann in einem Waldstück in Kölkebeck vergraben zu haben. Das berichtet Claudia Bosse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler der Mordkommission und der ermittelnde Staatsanwalt Christoph Mackel sehen in diesem Fall gleich drei Mordmerkmale erfüllt: Habgier, niedrige Beweggründe und Heimtücke. Der Angeklagte soll Marion S. am 5. Juli 2023 im Haus ihrer Eltern aufgesucht haben. Die Eheleute lebten zwar seit Oktober 2020 getrennt. Weil die Frau, die inzwischen in Steinhagen wohnte, aber an jenem Tag im Begriff war, den Haushalt ihrer Eltern an der Erfurter Straße in Steinhagen aufzulösen, habe er die Möglichkeit gehabt, durch die offenstehende Tür in dieses Haus einzudringen. Dort soll er sein Opfer überrascht und überwältigt haben. Die Anklage geht von einer Tatzeit zwischen 13.30 und 16 Uhr aus. Was im Haus genau geschehen sein soll, ließ sich nicht mehr zweifelsfrei rekonstruieren. Laut Claudia Bosse steht fest, dass die 68-Jährige durch Gewalt gegen den Hals zu Tode kam. Ob dies durch Erdrosseln oder Erwürgen passierte, ließ sich nach dem späten Fund des Leichnams durch die Rechtsmediziner nicht mehr aufklären. Entweder könnte die Frau im Haus getötet und der Leichnam im Kofferraum zum vorbereiteten Grab transportiert worden sein. Oder die Frau könnte im Haus nur überwältigt worden und nach dem Transport im Kofferraum erst im Wald zu Tode gekommen sein, sagt die Sprecherin der Anklagbehörde. Zwei DNA-Funde belasten den Ehemann schwer Die Staatsanwaltschaft geht jedenfalls davon aus, dass die sehr gut versteckt gelegene Grube, in der man Marion S. später fand, vom Ehemann schon vorher ausgesucht und ausgehoben worden ist. Zwei DNA-Funde belasten den Ehemann nach Ansicht der Anklage schwer. Die Ermittler fanden sie im Kofferraum seines Wagens. Den Renault Scénic hatte er erst nach der Trennung erworben. Marion S. dürfte also nie mit dem Wagen in Berührung gekommen sein. Zu der Erde, die man in dem Wagen fand, liegen noch keine Laborergebnisse vor. Die Ermittler hoffen, dass die Erdreste die Anwesenheit des Beschuldigten am Grab von Marion S. bestätigen. Der Ehemann, der seit dem 11. August wegen Mordverdachts in U-Haft sitzt, bestreitet bis heute die Tat. Sein Strafverteidiger Sascha Haring aus Halle hatte bereits andere Tatverdächtige ins Spiel gebracht. Laut Bosse sei auch gegen andere Personen ermittelt worden. Doch bei denen habe sich nicht ansatzweise ein Verdacht ergeben. 2021 wurde gegen ihn wegen häuslicher Gewalt ermittelt Anders beim nun Angeklagten: Dieser soll schon während der Ehe für Auseinandersetzungen und Disharmonien verantwortlich gewesen sein. Nach der Trennung soll er einen Weg gesucht haben, die anstehende Scheidung zu verhindern. 2021 - also bereits nach der Trennung - wurde gegen ihn wegen häuslicher Gewalt ermittelt. Das Verfahren ist dann aber gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt worden, sagt Bosse. Angesichts konkret drohender Unterhaltsverpflichtungen soll der Angeklagte seine Frau mehrfach bedroht haben. Zeugen sollen von ihm gehört haben, dass er seine Frau eher töten werde als eine Scheidung zu akzeptieren. "Marion S. soll deshalb vor ihrem Mann Angst gehabt haben", sagt Bosse. Sascha Haring studiert gerade die 17-seitenlange Anklageschrift. Er nimmt vorerst nur zu einigen Vorwürfen Stellung, insbesondere zu den drei Mordmerkmalen, die die Staatsanwaltschaft als erfüllt ansieht: nämlich Habgier, niedrige Beweggründe und Heimtücke. &bdquo;Dazu hat die Kammer bereits rechtliche Bedenken geäußert und verweist auf Rechtsprechungen des Bundesgerichtshofes", erklärt der Rechtsanwalt. Der BGH habe dazu eine Stellungnahme angefordert. &bdquo;Da wird es wohl eine Überarbeitung der Anklage geben müssen." Insgesamt stütze sich die Anklage neben den zwei gesicherten DNA-Spuren am Auto seines Mandanten (&bdquo;Diese sind erklärbar") nur noch auf Indizien (&bdquo;Aussagen von Zeugen"). Wie berichtet ist seit einigen Tagen der Leichenfundort in einem Wäldchen in Kölkebeck mit einem riesigen, gelben Kreuz markiert. Sascha Haring: &bdquo;Das stammt in der Tat von der Polizei. Die Ermittler haben versucht, mithilfe einer Drohne die damaligen Aktivitäten des Täters dort nachzustellen." Welchen Weg er zu Fuß genommen haben könnte oder ob es möglich gewesen sei, dort mit dem Auto zu agieren? &bdquo;Und das mit oder ohne Leiche." Das Fazit der Kripo: Der Transport durch Tragen des Leichnams sei körperlich schwierig, aber machbar. &bdquo;Da stellt sich die Frage, ob das auch für meinen Mandanten zutrifft?" Zuständig ist die 1. Strafkammer des Schwurgerichtes Bielefeld Es laufe alles auf einen Indizienprozess hinaus, meint der Strafverteidiger. &bdquo;Und der wird spannend." Es gelte die sechs Monatsfrist. Das wäre der 9. Februar. &bdquo;Also muss der erste Verhandlungstag vorher stattfinden." Zuständig sei die 1. Strafkammer des Schwurgerichtes Bielefeld. Der Vorsitzende Richter ist Dr. Georg Zimmermann. &bdquo;Er ist ein sehr guter Richter. Ich glaube aber nicht, dass er diese Verhandlung noch führen wird. Er ist kürzlich zum Richter am Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe gewählt worden." Sein Nachfolger sei noch nicht bekannt.

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