Mord an Marion S. aus Steinhagen: Mieterin belastet angeklagten Ehemann

Halle/Bielefeld. Das Verhältnis zwischen dem Angeklagten (73) und seiner Mieterin scheint nicht das beste gewesen zu sein. Am neunten Verhandlungstag um den Mord an Marion S. (68) aus Steinhagen hat am Dienstag (12. März) die 60-jährige Jutta F., die vor einigen Jahren mit ihrem Lebensgefährten eine Einliegerwohnung auf dem Hof des Beschuldigten bezogen hat, schwere Vorwürfe erhoben. Es sei oft zu verbalen Auseinandersetzungen mit dem Tatverdächtigen gekommen, &bdquo;weil er mit seinen Tieren rabiat umgegangen ist“. Daraufhin habe sie ihn dreimal beim Veterinäramt und bei der Polizei angezeigt. Strafverteidiger Sascha Haring hat für den nächsten Verhandlungstag eine umfangreiche, schriftliche Einlassung seines Mandanten angekündigt. Jutta F., pädagogische Schulmitarbeiterin, berichtete vor dem Schwurgericht Bielefeld über ihren Tagesablauf des 5. Juli, also dem Tag des Verschwindens von Marion S., und zu welcher Uhrzeit sie ihren Vermieter damals wahrgenommen hat. &bdquo;Ich hatte Urlaub an diesem Tag und wollte Arbeiten in meinem Garten verrichten. Gegen 14 Uhr ist dann Herr S. mit seinem Auto auf den Hof gefahren und dann sofort zum Briefkasten gegangen“, sagte sie. Er sei höchstens für zehn Minuten geblieben und sei dann weggefahren. &bdquo;Sein Schwiegersohn hat vergeblich auf ihn gewartet“ Sie habe ihn zuvor kurz angesprochen in Bezug auf das schlechte Wetter. &bdquo;Doch er war irgendwie geistesabwesend und hat kaum geantwortet. Er war den ganzen Nachmittag nicht zu Hause.“ Erst so um 18.30 Uhr sei er mit einem Sixpack Bier unter dem Arm zurückgekehrt. Sein Schwiegersohn habe mit seinen zwei Kindern seit 15 Uhr vergeblich auf ihn gewartet. &bdquo;Um kurz nach 16 Uhr hat dann eine Nachbarin auf seine Enkelkinder aufgepasst.“ Später habe S. mitgeteilt, dass er sein Handy vergessen und sich mit jemanden &bdquo;verquatscht“ habe. &bdquo;Sein Gesichtsausdruck dabei war seltsam.“ Mehr zum Thema: Die Chronologie im Mordfall Marion S. Während ihrer Vernehmungen im Juli vergangenen Jahres bei der Polizei hatte die Zeugin allerdings verschiedene Zeiten angegeben. Rechtsanwalt Sascha Haring: &bdquo;Wie erklären Sie sich, dass sie in Ihrer ersten Vernehmung von zwei Stunden Aufenthalt des Angeklagten an seinem Haus sprechen, in ihrer zweiten Aussage von einer Dreiviertelstunde und heute nur von zehn Minuten?“ Das falle auf und sei doch für sein Alibi sehr wichtig. Die unterschiedlichen Angaben konnte Jutta F. nicht genau erklären. &bdquo;Tatsache ist jedoch, dass mein Vermieter den ganzen Nachmittag weg war.“ Mit Marion S. habe sie sich sehr gut verstanden. &bdquo;Wir sind oft zusammen spazieren gegangen und dabei hat sie mir vom Leid mit ihrem Ehemann erzählt. Sie hat sich über die harte Arbeit auf dem Bauernhof beklagt.“ Sie selbst habe auch beobachtet, wie er seine Ehefrau beschimpft hat. &bdquo;Auch mit seinen Tieren ist er hart umgegangen. Ich habe gesehen, wie er seinen Hund getreten hat. Er hat ihn manchmal 24 Stunden lang eingesperrt. Der Hund war dann plötzlich verschwunden. Ich habe ihn nie wieder gesehen.“ Angeklagter soll auch seine Tiere hart behandelt haben Sie sei sich auch sicher, dass der Angeklagte in seiner Scheune geschächtet hat. Jutta F.: &bdquo;Da war sogar das Veterinäramt vor Ort.“ Das alles habe immer wieder zu Auseinandersetzungen mit ihm geführt. Nach den Strafanzeigen habe sie &bdquo;Flächenverbote“ erteilt bekommen. &bdquo;Die große Wiese sollte ich nicht mehr betreten. Ich habe ihn zuletzt nur noch böse erlebt.“ Mit seinen zwei Leichenspürhunden &bdquo;Alexa“ und &bdquo;Malou“ hatte ein 52-jähriger Polizeibeamter und Diensthundeführer die sichergestellten Fahrzeuge des Beschuldigten und des Opfers kurz nach dem 5. Juli &bdquo;abspüren“ lassen. &bdquo;Beide Vierbeiner haben an einem mobilen Weidezaun und an einer Schnur aus dem Fahrzeug des Angeklagten ein deutliches Anzeigeverhalten gezeigt“, berichtete der Polizist. Nach 20 Minuten nehmen Leichenspürhunde Geruch wahr &bdquo;Ab wann kann ein abgerichteter Hund Leichengeruch wittern“, wollte Sascha Haring von dem Zeugen wissen. &bdquo;Vier Minuten nach dem Ableben eines Menschen treten an dem Körper Veränderungen auf. Das hat mit der gestoppten Sauerstoffzufuhr zu tun. Nach rund 20 Minuten können Leichenspürhunde den Geruch wahrnehmen.“ Das seien jedoch nur Erfahrungswerte. Wissenschaftliche Erkenntnisse gebe es vage dazu. Staatsanwalt Christoph Mackel entlockte dem Hundeführer, dass es sich bei dem Anzeigeverhalten seiner Leichenspürhunde durchaus auch um den Geruch tierischen Ursprungs handeln könne. Der Prozess wird am Mittwoch, 20. März, fortgesetzt.

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