Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Endgültiges Urteil verzögert sich

Halle/Steinhagen. Im März des vergangenen Jahres hat das Landgericht Bielefeld einen 73-jährigen Mann aus Halle zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er soll seine Ehefrau Marion S. (68) getötet haben. Sein Strafverteidiger Sascha Haring hat daraufhin Revision eingelegt. Bis heute wartet der Jurist auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes (BGH). Trotzdem sei er zuversichtlich, dass das Verfahren erneut aufgerollt werde. &bdquo;Dass die Beschlussfassung so lange dauert, ist für mich ein Zeichen dafür, dass sich die Bundesrichter ausgiebig mit dem Fall beschäftigen. Ich sehe das positiv“, sagt Haring. Marion S. aus Steinhagen ist am 5. Juli 2023 aus ihrem Elternhaus in Steinhagen spurlos verschwunden. Spaziergänger haben dann 14 Tage später die Leiche der 68-Jährigen in einem abgelegenen Waldstück in einem Erdloch entdeckt. Wenige Wochen vor dem mutmaßlichen Mord hat der Ehemann den Termin zur Scheidung platzen lassen. Vor Gericht sollten damals auch Unterhalt und Renten-Ausgleich für seine &bdquo;Ex-Frau“ verhandelt werden. Staatsanwalt Christoph Mackel war sich sicher: &bdquo;Zahlen wollte der Angeklagte auf keinen Fall.“ Habgier und aufgestauter Hass sollen ihn zur Tötung der vier Jahre jüngeren Frau und Mutter zweier gemeinsamer Kinder getrieben haben. Die Tat habe er eiskalt geplant. So soll er Anfang Juli 2023 in einer Tannenschonung in Halle-Kölkenbeck ein Grab ausgehoben und so die Entsorgung der Leiche vorbereitet haben. Am 5. Juli soll er Marion S. beim Ausräumen ihres Elternhauses in Steinhagen überrumpelt haben. Der Beschuldigte hatte stets bestritten, etwas mit dem Tod seiner Partnerin zu tun zu haben. Christoph Mackel sieht das anders: &bdquo;Entweder hat er sie hier schon zu Tode gewürgt oder noch lebend mit seinem Wagen in den Wald gebracht und dort getötet.“ Verteidiger Sascha Haring war schon kurz nach dem Urteil skeptisch und bezeichnete die Indizienkette als viel zu dünn: &bdquo;Die Staatsanwaltschaft hat sich einen Tatablauf zurechtgelegt. Es gibt keine Zeugen, dafür aber viele ungeklärte Fragen.“ Verteidiger im Mordprozess um Marion S. sieht viele ungeklärte Fragen Viele Punkte, die im Verfahren untersucht worden seien, könne auch das Gericht nicht aufklären, sagt er noch immer. Beispiele: &bdquo;Wie und wo ist Marion S. getötet worden? Wurde sie erdrosselt oder erwürgt?“ Oder: &bdquo;Ist sie lebend oder tot zum Grab in den Wald gebracht worden?“ Und die maßgeblichen Fragen bleiben nach wie vor unbeantwortet: &bdquo;Wie soll ein 73-jähriger, schmächtiger Mann diese Tat allein begangen haben? Wie soll er die Leiche oder die lebende Ehefrau unter Zwang aus der Siedlung ihres Elternhauses weggeschafft haben, ohne dass ein Zeuge diesen Vorgang mitbekommen hat?“ Lesen Sie auch: Die Chronologie im Mordfall Marion S. Dann seien da noch die Aussagen von Freunden, Bekannten und Angehörigen, so Haring, die allesamt von Bedrohungen und Repressalien des Ehepartners berichtet haben. &bdquo;Fest steht, dass diese Zeugen nur von Marion S. darüber informiert worden sind. Niemand hat Derartiges persönlich miterlebt.“ Die Richter hätten dadurch falsche Schlüsse gezogen. Für den Rechtsanwalt aus Halle steht fest: &bdquo;Das Entlastende wurde nicht gewürdigt.“ Bundesgerichtshof lässt sich Zeit mit der Revision Jetzt ist die nächste Instanz am Zug: der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. &bdquo;Bevor es zu einer Entscheidung kommt, kann es noch dauern“, sagt Haring. Das liege meist am Umfang und der Schwere der Sache. Er selbst habe schon Revisionsfälle gehabt, die der BGH erst nach zwei Jahren entschieden habe. &bdquo;Da gibt es keine Fristen.“ Mehr über Frauenmorde im Altkreis Halle mit Podcast: Diese Schicksale erschüttern die Region Sein Mandant sei immer noch optimistisch, dass sein Fall noch einmal neu verhandelt werde. &bdquo;Er beteuert immer noch seine Unschuld. Er hofft auf einen Freispruch.“ Das Urteil des Landgerichts sei noch nicht rechtskräftig. Somit sitzt der 73-jährige Landwirt immer noch in Untersuchungshaft. Haring: &bdquo;In seinem Alter ist das eine schwere Last. Aber er hält sich tapfer.“

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