Mord an Marion S. aus Steinhagen: So haben Freundinnen die Ehe erlebt

Halle/Bielefeld. Die Beziehung soll von Psychoterror, Aggression und Gewalt geprägt gewesen sein. Sehr eindrücklich schilderten dies am Dienstag (5. März) drei Zeuginnen im Mordprozess um Marion S. (68) aus Steinhagen. Angeklagt ist der Ehemann (73), der seine Frau getötet und in einem Wald verscharrt haben soll. Sieben Verhandlungstage lang hat das Bielefelder Schwurgericht bislang versucht, sich ein Bild vom Tatverlauf und dem Beschuldigten zu machen. Dieser soll das Opfer über viele Jahre hinweg durch zunehmend aggressivere Gewalttätigkeiten und Beleidigungen immer wieder verletzt und gedemütigt haben. Ist der Angeklagte ein Tyrann? &bdquo;Die Gewalttätigkeiten, Einschüchterungen und Bedrohungen nahmen schließlich solche Ausmaße an, dass Marion S. im Oktober 2020 den Entschluss fasste, sich von ihrem Mann endgültig zu trennen“, erklärte ihre Kegelschwester Angelika L. (49). Etliche Jahre lang sei man gemeinsam in einem Kegelverein gewesen. Dabei sei eine echte Freundschaft entstanden. Mann wollte offenbar jeden Lebensbereich kontrollieren &bdquo;Anfangs habe ich keine Eheprobleme ausmachen können. Ihr Mann war auch im Verein.“ Doch später habe Marion ihr erzählt, dass der Landwirt offenbar jeden Lebensbereich von ihr bestimmt und kontrolliert habe. Die Zeugin beschrieb das Opfer als sanft, liebevoll und fürsorglich. &bdquo;Sie wollte allen und jedem helfen, das war so ihre Art.“ &bdquo;Der hat damit etwas zu tun.“ - Das sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie davon hörte, dass Marion S. vermisst werde. &bdquo;Sie hatte Todesangst. Immer wieder hat sie das mir anvertraut und sie tat mir leid“, beteuerte die Zeugin nach den Gesprächen mit ihr. Zuletzt konnte sie die Arbeiten auf dem Hof nicht mehr verrichten. Manchmal habe sie vor Angst gezittert. &bdquo;Ihre Ängstlichkeit war ihr anzusehen.“ Mehr zum Thema: Die Chronologie zum Mord an Marion S. Was Marion S. denn alles widerfahren sei, wollte der Vorsitzende Richter Sven-Helge Kleine wissen. &bdquo;Sie hat mir erzählt, dass ihr Partner sie einmal mit einem Schlauch abgespritzt und er sie weggesperrt habe. Ein anderes Mal habe er sie mit den Fäusten auf den Rücken geschlagen und auch gewürgt.“ Sie habe berichtet, dass sie die Ehe nicht mehr aushalten würde. &bdquo;Einmal hat sie sogar gesagt, dass sie am nächsten Tag am liebsten nicht mehr aufwachen würde.“ Erst nach der Trennung von ihrem Mann habe sich Marion S. richtig geöffnet. Angelika L.: &bdquo;Sie hat ein Leben voller Angst geführt. Sie meinte auch, dass ihre Kinder sie in dieser Phase im Stich gelassen haben. Darüber war sie am meisten enttäuscht.“ Sie würde den Angeklagten heute als empathielos und als streitsüchtig beschreiben. Auch eine 52-jährige Rentnerin aus Steinhagen-Brockhagen berichtete dem Gericht, dass Marion S. &bdquo;panische Angst“ vor ihrem Ehemann gehabt habe. Sie habe ihr von körperlicher und verbaler Gewalt erzählt: &bdquo;Wir haben 15 Monate lang gemeinsam eine Therapie gemacht. In dieser Zeit ist sie mir eine mütterliche Freundin gewesen.“ Versicherungskauffrau Claudia H. (51) teilte den Richtern mit, dass der Beschuldigte am 5. Juli, dem Tag des Verschwindens von Marion S., gegen 12 Uhr in ihrem Versicherungsbüro gewesen sei. &bdquo;So etwa 20 Minuten lang. Es ging um einen Auffahrunfall vor drei Jahren und er reichte dazu noch Papiere ein.“ Marion S. sei ebenfalls Kundin gewesen. &bdquo;Sie hat mir oft von ihren Eheproblemen erzählt und davon, dass sie Furcht vor ihrem Mann hat.“ Der Prozess wird am Freitag, 8. März, um 9 Uhr fortgesetzt.

Meistgelesen

Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Ehemann bleibt lebenslänglich in Haft

Mord an Marion S.: Rede auf Gedenkfeier in Steinhagen rührt Gäste zu Tränen

Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Endgültiges Urteil verzögert sich

Ehemann soll Killer auf eigene Frau angesetzt haben

Der Altkreis Halle verliert Industrie-Arbeitsplätze am Fließband Binnen fünf Tagen wird in Steinhagen und Halle der Abbau von 400 Stellen bei Automobilzulieferern angekündigt. Das hatte sich angedeutet – die Folgen für die Region könnten dennoch gravierend sein.

Halle trauert um bekannten Gastwirt: Mit Herz, Mut und Arbeit hat er viel bewegt Am Mittwoch ist Herbert...