Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Polizei hörte Telefon des Angeklagten ab

Halle/Bielefeld. Hat der Mörder von Marion S. ihren Fundort bewusst ausgewählt? Und wie soll der Täter die Leiche in die Tannenschonung in ein schwer zugängliches Kölkebecker Wäldchen gebracht haben? Dazu hat am vierten Verhandlungstag im Prozess um den gewaltsamen Tod der 68-jährigen Rentnerin aus Steinhagen ein 33-jähriger Kripobeamter der Mordkommission &bdquo;Erfurt“ Angaben gemacht. &bdquo;Wir haben das alles versucht nachzustellen“, erklärte er am Freitag (23. Februar) den Richtern des Schwurgerichtes in Bielefeld. Von zwei verschiedenen Orten nahe der Fundstelle des Leichnams aus habe er zusammen mit einer Kollegin (65 Kilo schwer und 1,65 Meter groß), die er geschultert habe, die Wege zum Grab im Wald rekonstruiert. &bdquo;Ein Fahrzeug konnte dort jeweils problemlos geparkt werden“, sagte der Polizist. Er habe die Kollegin, die das Opfer gespielt hat, aus dem Kofferraum des Autos gezogen. Dabei seien durch ihre Schuhe Schleifspuren entstanden. &bdquo;Wir wollten auch wissen, wie lange der Transport gedauert hat.“ Die Beförderung sei anstrengend gewesen. &bdquo;Immer wieder ist mir meine Kollegin während des Tragens abgerutscht. Schließlich habe ich es doch geschafft.“ Das Ergebnis: &bdquo;Das Tragen ist körperlich fordernd gewesen, aber es sei machbar.“ Seltsam: Die Schuhe von Marion S. sind bis heute verschwunden. Sie sei ohne Fußbekleidung im Grab aufgefunden worden. Strafverteidiger Sascha Haring aus Halle, der den wegen Mordes angeklagten Ehemann von Marion S. vertritt, ist hinsichtlich dieser Rekonstruierung skeptisch. Mit Blick auf den Zeugen erklärte er: &bdquo;Sie sind ein junger, sportlicher Polizeibeamter mit stattlicher Figur und haben beim Transport ihrer Kollegin Schwierigkeiten gehabt. Schauen Sie sich meinen 73-jährigen Mandanten an. Er weist eine andere, weitaus schwächere körperliche Verfassung auf.“ Der Kripomann berichtete auch von den Vernehmungen der beiden Ehepaare, die das Grab im Wald von Marion S. nach ihrem Verschwinden am 16. Juli zufällig entdeckt haben. Alle vier Zeugen hätten übereinstimmend ausgesagt, dass sie sich am frühen Nachmittag dort zu einem Spaziergang verabredet hätten. Natürlich seien Gespräche auch über die Vermisste aufgekommen. Die Zeugen waren schockiert, es war wirklich ein Zufallsfund &bdquo;Sie sagten mir, dass sie versucht haben, sich in die Lage des Täters zu versetzen: Wo könnte er am besten eine Leiche versteckt haben?“ Einer der Spaziergänger habe sich dort sehr gut ausgekannt. Er sei seit einigen Jahren in dem Bereich unterwegs gewesen. Als sie vor der Tannenschonung gestanden haben, sei ihnen der Gedanke gekommen: &bdquo;Das wäre hier die perfekte Stelle.“ Ein männlicher Zeuge sei dann in die Schonung gelaufen und nach kurzer Zeit zurückgekehrt: &bdquo;Ich glaube, ich habe sie gefunden.“ Niemand habe damit gerechnet, berichtete der Beamte. Während der Vernehmungen seien alle immer noch schockiert gewesen, ein Zeuge habe sogar geweint. &bdquo;Das war wirklich ein Zufall.“ Mehr zum Thema: Die Chronologie im Mordfall Marion S. Schon nach kurzer Zeit der Ermittlungen in dem Vermisstenfall war der Ehemann von Marion S. in den Fokus der Fahnder gerückt. &bdquo;Deshalb haben wir das Mobiltelefon des Beschuldigten überwacht.“ In einem dieser Gespräche mit seiner Tochter, das 40 Minuten gedauert habe, so der Kriminalbeamte, sei es zu einer Art von Streitgespräch gekommen. &bdquo;Es ging um die Beerdigung, an der der Angeklagte unbedingt teilnehmen wollte. Die Tochter legte ihm nahe, nicht zu kommen. Letztendlich hat sie ihm das aber freigestellt.“ Angeklagter wusste von der Tochter, wo die Mutter sich aufhält Während dieser Unterhaltung habe der 73-Jährige zu seiner Tochter gesagt: &bdquo;Marion wollte immer nur Geld, Geld, Geld.“ Man habe auch über die zerrüttete Ehe gesprochen. Erste Zweifel der Tochter seien zu erkennen gewesen. Sie habe zu ihrem Vater gesagt: &bdquo;Ich hoffe, dass du es nicht warst. Ich würde sonst bereuen, dass ich dir verraten habe, dass meine Mutter am Tag ihres Verschwindens das Elternhaus ausräumen wollte.“ Keine Frage, Rechtsanwalt Sascha Haring kämpft für die Unschuld seines Mandanten. So hat er am vierten Prozesstag drei Beweisanträge gestellt. Im Auto des Angeklagten hatte die Spurensicherung drei Haare von Marion S. sichergestellt. &bdquo;Durch eine Untersuchung einer Haarbürste aus dem Badezimmer des Tatverdächtigen könne zweifelsfrei bewiesen werden, dass sich damit die Geschädigte gekämmt hatte. Mein Mandant hat diese sogar später noch in seinem Fahrzeug benutzt. So könnten die Haare in den Innenraum gelangt sein.“ Staatsanwalt Christoph Mackel winkte ab: &bdquo;Dieser Antrag ist völlig ungeeignet. Man weiß doch gar nicht, woher diese Bürste stammt.“ Und wann kann Leichengeruch entstehen? Um diese Frage zu klären, will Sascha Haring noch den Hundeführer, dessen Leichenspürhund an einem Nylonseil aus dem Renault seines Mandanten angeschlagen hat, als Zeugen hören. Außerdem möchte der Strafverteidiger, dass eine Handwerkerin, die vor der Trennung des Ehepaares für längere Zeit auf dem Bauernhof des Angeklagten gearbeitet habe, ebenfalls als Zeugin im Gericht vernommen werde. Haring: &bdquo;Sie hat niemals einen Zwist oder eine Bedrohung in der Ehe mitbekommen.“ Der Prozess wird am kommenden Mittwoch, 28. Februar, fortgesetzt.

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