HK-Blechgeschichten (Sonderausgabe)

Panzer-Lkw, DeLorean und Elvis-Cadillac: Blechgeschichten feiern Jubiläum

Viele Menschen in Halle, Steinhagen, Werther, Borgholzhausen und Versmold pflegen ganz besondere Automobile. 50 der schönsten haben es in unsere beliebte HK-Serie geschafft. Einige Highlights.

Heiko Witte ist echter "Zurück in die Zukunft"-Fan und mit seinem DeLorean für jeden Spaß zu haben. Hier parkt der Versmolder sein Gefährt - in Anspielung an den ersten Teil der Trilogie - vor einer ausgebauten Turmuhr. | © Jonas Damme

Jonas Damme
16.02.2025 | 16.02.2025, 17:01

Halle. Als ich am 7. Mai 2022 mit der Reihe „Blechgeschichten aus dem Altkreis“ startete, hätte ich nie geahnt, wie lange und erfolgreich diese kleinen Auto-Reportagen laufen würden. Zigtausende Menschen aus Halle, Steinhagen, Versmold, Werther und Borgholzhausen interessieren sich offenbar genauso sehr wie ich für die Garagen anderer Leute. Vor Kurzem wurde Folge Nummer 50 veröffentlicht. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Den Auftakt machte damals die Journalisten-Kollegin Sigrun Lohmeyer, die sofort Feuer und Flamme für die Idee war, und ihren knallgelben Opel Kadett vorführte. Die Überschrift lautete damals übrigens: „Ach du Scheiße, ein Kadett B!!!“ Kleine Randnotiz: Sohn Teo wurde mit seinem alten Mazda Folge Nummer drei. Schon da zeichnete sich ein Alleinstellungsmerkmal der Reihe ab: Nicht nur Hochglanz-Schlitten, auch geliebte Rostlauben können eine gute Blechgeschichte Wert sein.

In den folgenden 33 Monaten meldeten sich unzählige Menschen in der Redaktion, die bereit waren, ihre Old- und Youngtimer aus der Garage zu holen, wie Ralph und Louis Ellerbrock aus Hörste mit ihrem sensationellen 75er Cadillac Coupé, Heiko Witte mit seinem Hollywood-reifen DMC DeLorean oder der Wertheraner Buchhändler Fritz Bremer mit seinem auffälligen Stadtmusikanten-Bulli.

Die Spanne reicht von tragisch bis komisch

Immer wieder zeigte sich, dass das Format auch das Potenzial für mehr als nur nette Autokauf-Anekdoten in sich trägt. In Erinnerung geblieben sind mir auf jeden Fall die Familie von Dysplasie-Patient Lukas Fliegel aus Borgholzhausen, die ihr Traumauto ganz anders definiert, und natürlich die 50. Blechgeschichte über den wirklich tragischen Tod von Reservist Tobias Bentke, dessen gehegtes Bundeswehr-Fahrzeug nun ohne Besitzer ist.

Eckhard und sein Sohn Erik Brinkmann im M3 Half Track, dem neuen Firmenwagen des Café Hexenbrink in der Patthorst. - © Jonas Damme
Eckhard und sein Sohn Erik Brinkmann im M3 Half Track, dem neuen Firmenwagen des Café Hexenbrink in der Patthorst. (© Jonas Damme)

Nicht alle Blechgeschichten kommen freiwillig zu mir. Oft genug mache ich den Anfang und überzeuge Mitmenschen, dass sie ihre Preziose, von der ich zufällig gehört habe, aus der Scheune holen. Mancher erklärte sich bereit. Wie der Patthorster Wirt Eckhard Brinkmann mit seinem panzerartigen Kettenlaster M3 Half Track oder der unkonventionelle Wertheraner Künstler Christoph Stieghorst, dessen Chevrolet Blazer Monster-Jeep direkt neben dem kleinen Atelier parkt, in dem er Bilder von Treckerfahrerinnen mit Schrotflinte malt.

Gemeinsam ist allen 50 Folgen das klassische Erfolgsrezept: ein Mensch, ein Auto, eine Beziehung. Traktoren und Motorräder habe ich immer ausgeschlossen. Wenn auch nicht sonderlich konsequent, wie die BMW R100 von Motorrad-Techniker-Meister Friedhelm Maschmann aus Versmold beweist. Es wäre aber auch zu schade gewesen.

50 Menschen, 50 Gefährte, unzählige Spritztouren

50 Menschen, 50 Gefährte, unzählige Spritztouren und dutzende Tassen Kaffee. Immer wieder treibt mich bei den Terminen zur Blechgeschichten-Reihe eine Frage um: Ist dieses Format überhaupt noch zeitgemäß? Sollte man im Jahr 2025 noch über alte Stinker schreiben, die oftmals mehr als zehn Liter auf hundert Kilometern verbrauchen? Eine abschließende Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Sicher ließe sich einwenden, dass Oldtimer wegen ihrer langen Lebensdauer heutigen Wegwerf-Autos ökologisch durchaus überlegen sein können (die durchschnittliche Lebensdauer eines Pkw betrug zuletzt nur noch zwölf Jahre).

Heike Hoffmann fährt ihre "Ente" Citroen 2CV seit mehr als 30 Jahren. - © Jonas Damme
Heike Hoffmann fährt ihre "Ente" Citroen 2CV seit mehr als 30 Jahren. (© Jonas Damme)

Nichtsdestotrotz wäre es sicher nachhaltiger, die Leser dieser Zeitung zum Rad- und Busfahren zu motivieren. Aber wer will schon Geschichten über ein 40 Jahre altes Fahrrad lesen? (Falls Sie eines haben, melden Sie sich gerne und überzeugen mich von Gegenteil.)

Tatsächlich sind alte Autos eben mehr als Fortbewegungsmittel. Sie sind im besten Fall lieb gewonnene Familienmitglieder, die aus einer tristen Routine wie der hundertsten Fahrt zum Supermarkt etwas Besonderes machen. Und sie sind ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. Ich kenne Menschen, die ihren ersten eigenen Wagen seit Jahrzehnten am Leben erhalten - zum Beispiel Hartmut Eppe seinen Opel Commodore. Das ist Nachhaltigkeit pur.

Eine weitere Frage, die ich mir bei jedem der Termine gestellt habe, lautet: Ist das auch mein Traumauto? Bei manchen war die Antwort ein klares „Nein“. Natürlich finde ich es toll, dass sich Peter Gale mit seinem MAN-15-Tonner den Jungstraum erfüllt hat. In meiner Kindheit spielten aber andere Fahrzeuge eine Rolle. Auch Wolfgang Lameks fast 50 Jahre altes Peugeot-Wohnmobil steht ihm hervorragend, mir wäre es zu speziell.

Mitmachen und Blechgeschichten teilen

Bei manch’ anderen Fahrzeugen, würde ich eher schwach werden. Ein alter VW-Bulli, wie der, mit dem Ingrid und Ernst Regehr halb Südamerika unsicher gemacht haben, lässt natürlich das Herz jeden Camping-Fans höherschlagen. Und auch die knallrote Ente von Heike Hoffmann habe ich sofort ins Herz geschlossen. Mein Traumwagen steht aber schon seit Jahren in meinem Carport: ein rostiger, zuverlässiger und unbedingt liebenswerter Mercedes W123, der aus dem gleichen Baujahr stammt, wie ich, 1981.

Hartmut Eppes Opel Commodore GS/E war der Traum fast jeden jungen Mannes in den 70ern. - © Jonas Damme
Hartmut Eppes Opel Commodore GS/E war der Traum fast jeden jungen Mannes in den 70ern. (© Jonas Damme)

Vorerst werde ich also weiter Menschen besuchen, die bereit sind, mir bei einer Spritztour mehr über ihren kleinen Flitzer, ihre Rostlaube oder ihren ungewöhnlichen Scheunenfund zu erzählen. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie dabei wären. Sie erreichen mich unter jonas.damme@haller-kreisblatt.de oder mit einem Anruf in der Redaktion Tel. 05201 15121.

INFORMATION


Sind alte Autos Umweltsünder? Zahlen und Fakten

Ob alte Autos schlimmer sind für Klima und Umwelt lässt sich nicht pauschal beantworten. Viele Enten-Fahrer geben den Verbrauch ihres Wagens mit etwas mehr als vier Litern an. Da kann ein neuer Citroën C3 auch nach rund 70 Jahren Entwicklung nicht mithalten.

Ähnlich fällt ein Vergleich zwischen einem neuen und einem 70er Jahre Mercedes-Diesel auf den ersten Blick aus. Statt sparsamer zu werden, wurden viele Autos luxuriöser und schneller. So wünscht es offenbar der Kunde. Drei-Liter-Fahrzeuge wie der VW Lupo blieben Ladenhüter. Gleichzeitig wurden aber in Sachen Schadstoffreduzierung große Fortschritte gemacht.

Oldtimer-Fahrer argumentieren gerne damit, dass schon bei der Produktion eines neuen Autos große Mengen Energie verbraucht werden. Der Schweizer Verkehrsclub kalkuliert 30.000 kWh. Damit ließen sich rund 50.000 Kilometer zurücklegen. In Kfz-Foren kursieren noch deutlich höhere Zahlen. Sicher ist: Ein Auto sollte lange gefahren werden, um sparsam zu sein. In Deutschland liegt der Schnitt deutlich unter zehn Jahren. Das ist zu wenig.

Sicher ist, ein neuer SUV ist kein großer Fortschritt. Aber auch: Manche Oldtimer sind tatsächlich Dreckschleudern. Spannende, individuelle Ergebnisse zur Frage, ob es ökologisch Sinn macht, sich bald ein neues (E-)Auto zuzulegen, liefert übrigens der Online-Rechner des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg unter www.emobil-umwelt.de.