Hommage an die Oma: Enkelin setzt ihrer Großmutter aus Halle ein Denkmal

Halle. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass einer lebenden Künstlerin ein filmisches Denkmal gesetzt wird. Karin Franitza-Oberschelp gehört zu diesem erlesenen Kreis. Ihre Enkelin Loreen Oberschelp und deren Partner Florian Rogon haben das kreative Wirken der 88-jährigen Hallerin auf 30 Minuten Film gebannt. Vor rund 50 geladenen Gästen flimmerte jetzt im Bürgerzentrum Remise die öffentliche Premiere über die Leinwand. Rund ein Jahr lang haben die jungen Filmemacher ihre Hauptfigur immer wieder besucht. &bdquo;Wir sind ganz schön oft zwischen Bielefeld und Halle hin- und hergependelt“, bestätigt das Duo. Oberschelp und Rogon filmten die Künstlerin in ihrem Garten, in ihrem Atelier, im Interview auf dem Alten Friedhof, wo eine ihrer Skulpturen steht, oder wie sie ihren Sohn Kai beim Einpacken ihrer Skulpturen für eine Ausstellung nahezu ängstlich beäugt. Kein Wunder: Terrakotta ist ein zerbrechlicher Werkstoff, und Franitza-Oberschelps Figuren sind filigran. Ihre Kunst ist in ihrem Haus auf drei Etagen verteilt. Viele Skulpturen sind unverkäuflich. &bdquo;An meinem Lebensabend möchte ich mit ihnen leben. Sie sind meine Gefährten“, erklärt Karin Franitza-Oberschelp im Film. Am liebsten wäre es ihr, wenn ihr Haus auch nach ihrem Ableben bleibt, wie es ist. Die Hallerin Franitza-Oberschelp ist gebürtige Berlinerin Franitza-Oberschelp ist gebürtige Berlinerin. Nach dem Krieg flüchtet die Familie in den Westen. Zeit ihres Lebens ist der Tanz ihre Muse, besonders der Ausdruckstanz von Pina Bausch. Das Einfache, Ausdrucksstarke ihrer Choreografien fängt Karin Franitza-Oberschelp in ihren Figuren ein. Zum Thema: Neue Ausstellung: &bdquo;Es ist die Krone meines Schaffens“ Die Anfänge werden ihr allerdings nicht gerade leicht gemacht. Es gibt genau eine Töpferin in der Nähe, von der sie lernen könnte. Doch Karin Franitza-Oberschelp wird abgewiesen. Begründung: &bdquo;Frauen mit Kindern sind unzuverlässig“, erinnert sie sich in der Dokumentation an die Abfuhr, die heute unvorstellbar wäre. In Oldenburg wird sie schließlich fündig. Zweimal die Woche fährt sie dort hin. Zu Hause, wenn die Kinder im Bett liegen, sitzt Karin Franitza-Oberschelp in der Küche und &bdquo;übt, übt, übt“. Einige Jahre spart sie auf einen hochwertigen Brennofen. Eine Nadel, die sie beim Zahnarzt entdeckt, wird zu ihrem wichtigsten Werkzeug. Damit ritzt sie Linien in den Ton und erzielt fließende Akzente. Studium an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe Wie Karin Franitza-Oberschelps Kunst entsteht, das können Loreen Oberschelp und Florian Rogon leider nicht mehr festhalten. Seit einigen Jahren fehlt ihr die Kraft dafür. Zu groß sind die Schmerzen in den Handgelenken, im Rücken und Nacken. &bdquo;Eine Nacht lang habe ich mit mir gekämpft, aber dann doch meinen Frieden mit der Situation gemacht“, sagt sie. Loreen Oberschelp hat ihre Großmutter und deren künstlerisches Schaffen in modernen, hochauflösenden Bildern eingefangen. Bei jeder Kameraeinstellung, bei jedem Gespräch sind Zuneigung, Respekt und Bewunderung der Enkelin zu spüren. Für die Regie war Florian Rogon zuständig. Beide haben an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe Medienproduktion mit dem Schwerpunkt Film studiert. Die Dokumentation ist ihre Abschlussarbeit, die mit einer glatten Eins bewertet wurde. 30 Minuten sind natürlich ein wenig knapp, um ein ganzes Künstlerleben einzufangen. Deswegen haben die beiden Filmemacher noch ein paar Extras gedreht. Darin sieht man Karin Franitza-Oberschelp mit ihrem Mann Gerhard am Tisch sitzen, wie sie sich gemeinsam an besondere Ausstellungen erinnern oder wie wichtig die &bdquo;Gedok“ für ihren Weg war. Die &bdquo;Gedok“, 1926 als &bdquo;Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“ gegründet, ist als Bundesverband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden bis heute das älteste und europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen aller Kunstgattungen. Film über Franitza-Oberschelp erscheint bald auf DVD Der Film über Karin Franitza-Oberschelp soll in nächster Zeit in DVD-Form erscheinen. &bdquo;Spätestens im Dezember wird sie veröffentlicht“, kündigt Florian Rogon an, dessen Onkel der künstlerische Leiter des Museums Böckstiegel in Werther ist. David Riedel hat das Porträt bereits gesehen. &bdquo;Gut möglich, dass der Film auch in Arrode gezeigt wird“, sagt er. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Ikonisches Werk: Bildhauerin Fritsch erhält Kaiserring

Mama, Merkel, Mörderflasche - Mutter in Kunst und Alltag

Venedig '26: Diese Frauen gestalten Deutschlands Pavillon

Hobby-Horsing-Fieber in Halle: Junges Duo startet bei Wettkampf-Premiere

Restaurant-Tipps für den Altkreis Halle: Hier finden Sie indische Gerichte Leckere Speisen nach Original-Rezepten - teilweise überliefert von der Mutter oder Oma: Im Altkreis Halle bieten fünf Restaurants authentische indische Küche. Das HK stellt die Gastro-Spots vor.

Der stille Tod: Auch in Halle gibt es Einsamkeit - wie können wir helfen? Allein in den vergangenen zwei...