Ohne Luxus, manchmal unbequem: Doch diese Oldtimer-Liebe rostet nicht

Versmold. Fast 600.000 Oldtimer sind in Deutschland zugelassen. Viele Menschen haben ein Auto, mit dem sie eine Geschichte verbindet. Nicht zuletzt diese Serie lebt davon. Wer aber kann genau den Tag benennen, an dem es zwischen ihm und seinem Traumwagen funkte? Wohl kaum jemand. Hartmut Eppe schon. Er erinnert sich an den entscheidenden Tag, 1974, als wäre es gestern gewesen. &bdquo;Ich war 17, mein Bruder schon 21. Mein Onkel Heinz hatte sich damals einen Commodore GS neu gekauft", berichtet der 65-Jährige. &bdquo;Damit hat er uns abgeholt und zum Tourenwagenrennen auf dem Nürburgring mitgenommen." Ein Tag, der bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Von da an wollte der Jugendliche Hartmut zwar nicht Rennfahrer werden, welches Auto es sein musste, war hingegen klar. &bdquo;Ich war infiziert." Fan von Rallyestreifen und Zusatzscheinwerfern Und natürlich war das kein Zufall. Junge Männer waren genau die Zielgruppe, die Opel in den 1970ern im Auge hatte, als man den Commodore GS/E auf den Markt brachte. Inspiriert von amerikanischen Muscle-Cars wurden die Mittelklasse-Sportler nach Wunsch von sechs Zylindern mit 2,8 Litern Hubraum und für damalige Verhältnisse brutalen 160 PS vorangetrieben. &bdquo;So ziemlich das erste Auto mit elektronischer Benzineinspritzung", weiß der echte Fan. Mindestens ebenso wichtig waren aber Rallystreifen, Breitreifen und Zusatzscheinwerfer. &bdquo;Mein Vater hatte einen 190er-Diesel von Mercedes", blickt Hartmut Eppe zurück. Ein schönes Auto, zweifelsohne, aber ein träges Schiff ohne jeglichen Sex-Appeal. &bdquo;Das war einfach nicht zu vergleichen!" Noch vier Jahre dauerte es von da an, bis die Brüder das nötige Kleingeld zusammen hatten, für den eigenen GS/E. Bis dahin wurde eisern Motorrad gefahren. &bdquo;Ein Bekannter hatte Kontakt zur Firma Gausepohl und der Geschäftsführer wollte einen verkaufen, für 2.775 DM. Das war damals schon Geld." Die Eppe-Brüder zögerten trotzdem nicht und schlugen zu. Kurzzeitig droht der Schrotthändler Zehn Jahre lang genoss der Hesselteicher den Flitzer, bevor ihn das Opel-Schicksal der damaligen Zeit ereilte: der Rost. &bdquo;Irgendwann hätte ich ihn nicht mehr durch den TÜV bekommen. 1986 habe ich ihn dann bis auf die Rohkarosse auseinandergenommen." Schwere Jahre standen an. &bdquo;Es stand zeitweise wirklich auf der Kippe. Ich habe überlegt: Rufst du den Schrotthändler an?", erzählt Hartmut Eppe. Hier finden Sie weitere Blechgeschichten aus dem Altkreis Noch bis 1994 sollte es dauern, bis der Commodore schließlich wieder die Weihen des Technischen Überwachungsvereins erfuhr. Seitdem ist aber klar, dass eine Trennung nicht mehr infrage kommt. &bdquo;Ich brauche keine Rennstrecke. Ich liebe es einfach, den zu fahren. Und das will ich, solange ich noch kann." Auf den Commodore ist Verlass Keine Selbstverständlichkeit, ist doch ein Commodore B GS/E wahrlich keine Luxuslimousine. Hart reagieren Sportfahrwerk und 225er Hinterreifen auf jede Unebenheit. Der nachgerüstete Drei-Liter-Motor macht den Oldtimer zum Gokart. Und die Edelstahlauspuffanlage brüllt, dass es das Radio eigentlich nicht braucht. &bdquo;Das Auto ist mir immer treu geblieben. Es ist absolut zuverlässig. Nur ein einziges Mal musste ein Abschleppwagen kommen und das wegen einer Lappalie." Und natürlich steckt es voller Erinnerungen, die sich nicht kaufen lassen. &bdquo;Ich war damit schon mit meiner Jugendfreundin in Südfrankreich, da sind wir noch mit kaputter Zylinderkopfdichtung nach Hause gefahren. Der hat wirklich alles mitgemacht." ¦ In loser Folge stellen wir Ihnen spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1922 oder 2022: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller- kreisblatt.de

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