Haller VW-Bulli sucht nach tragischem Tod einen neuen Besitzer

Halle. &bdquo;Sollte ich unvermutet abtreten, bekommt es sowieso keiner mit“ - die vorletzte Nachricht, die Tobias Bentke seinem Freund Siegfried Lübke schickt, soll sich tragisch bewahrheiten. Er tippt sie am 29. September vergangenen Jahres. Drei Tage später ist er tot. Lübke findet die Leiche gemeinsam mit zwei Streifenbeamten. Er hat die Polizei überzeugt, die Tür zu Bentkes kleiner Wohnung aufzubrechen, nachdem der mehrere Tage nicht mehr auf Nachrichten antwortete. Die Reihe &bdquo;Blechgeschichten aus dem Altkreis“ ist als freundliches Format gedacht. Kuriositäten, Liebhaberstücke, Besonderes. Auch diese Geschichte sollte so eine werden. Im Herbst hatte ich Tobias kennengelernt. Zusammen mit seinem Freund Siegfried Lübke buk er in Hörste Brot für den Heimatverein. Dazu nutzten sie den Feldbackofen des 62-Jährigen Hallers Lübke. Daraus wurde Blechgeschichte Nummer 43. Schon damals hatte mich Tobias Bentke angesprochen. Ob ich mir nicht auch mal seinen Bundeswehr-Bulli ansehen wolle. Ja, ich wollte. Aber das hatte ja noch viel Zeit. Das war im August. Zu mehr kam es nicht mehr. Der Tod des 52-Jährigen kam absolut unerwartet. Und schnell. Nun schreibe ich die Geschichte trotzdem. Auf Wunsch seines guten Freundes. Zwei Hautärzte sind nicht zu sprechen Es begann mit einer entzündeten Stelle im Nacken. Vielleicht ein aufgekratztes Muttermal. Genau wird sich das nicht mehr klären lassen. Siegfried Lübke hat ein Foto auf dem Handy. Die Stelle sieht harmlos aus. &bdquo;Am Sonntag hat ihm ein Freund gesagt, geh damit mal zum Hautarzt“, erinnert sich Lübke noch. Der 62-Jährige war einer der wenigen engen Vertrauten von Tobias Bentke. &bdquo;Montag war er dann bei einer Hautärztin, die hatte aber Urlaub. Dienstag schaffte er es bei einer anderen Praxis bis an die Rezeption. Die sagte wohl, ohne Überweisung können sie ihn nicht behandeln.“ Am Mittwoch habe er dann erfolgreich einen Hausarzt aufgesucht, der gesagt haben soll: &bdquo;Morgen wäre es zu spät gewesen.“ Bentke wird notoperiert. Einen Tag später ist er schon wieder zu Hause. Alleine. Eine Beziehung führt er nicht, die Eltern leben nicht mehr. Der Bruder wohnt in Thüringen. Lübke und Bentke kommunizieren täglich. &bdquo;Er schrieb noch, dass er in wenigen Tagen zwölf Kilo abgenommen hat“, berichtet der Hörster. Nach ein paar Tagen reagiert Bentke nicht mehr auf Kurznachrichten, das Handy bleibt stumm. &bdquo;Am folgenden Dienstag bin ich dann zur Polizei“, erzählt Lübke. Nach einiger Überzeugungsarbeit erklärt die sich schließlich bereit, die Wohnungstür aufbrechen zu lassen. &bdquo;Da lag er dann ...“, erinnert sich der 62-Jährige an den Anblick. &bdquo;Unglaublich, wie schnell es gehen kann. Unfassbar, wie schnell man sterben kann, an so einer Scheiße", sagt er. &bdquo;Sepsis“ - Blutvergiftung - lautet der offizielle Befund. Die zwei Männer verband trotz ihrer zehn Jahre Altersunterschied eine gemeinsame Passion: die Reservisten-Kameradschaft 30 &bdquo;Sparrenburg“. Beide hatten bei der Bundeswehr gedient und trafen sich nun mehr oder weniger regelmäßig mit ehemaligen Kameraden. Und beide haben sich aus Nostalgie ein altes Armee-Fahrzeug zugelegt. Lübke den Iveco-Allrad-Lkw mit Backofen, Tobias Bentke einen Volkswagen T3 der Bundeswehr, den er liebevoll und über Jahre zum Funkwagen ausbaute. Bulli wartet in Haller Garage auf ein neues Leben Ein Transporter, in dem sich jetzt das Leben seines Besitzers widerspiegelt. Der mit Freude am Detail aufgebaute VW ist mehr oder weniger alles, was Siegfried Lübke von seinem Kameraden geblieben ist. Seit dem Herbst parkt er in einer kleinen Garage am Waldrand und wartet, zu neuem Leben erweckt zu werden. Tobias Bentkes Asche wurde von seinem Bruder nach Thüringen geholt, der Wagen blieb hier. &bdquo;Der T3 war sein Herzensprojekt“, erzählt Lübke. Monatelang habe der Technik-Fan nach den passenden Teilen gesucht, um einen Bundeswehr-Funkwagen authentisch nachzubauen. Technik, Ersatzteile, Bundeswehr-Kisten stapeln sich in der Scheune. &bdquo;Hunderte von Paketen hat er bestellt. Das kannst du gar nicht bezahlen.“ Dabei sei der 42-Jährige gar kein Armee-Funker gewesen. &bdquo;Er war bei der Instandsetzung, am Schreibtisch.“ Mühevoll hatte Tobias Bentke sich eingearbeitet. Die Technik verstehen gelernt. &bdquo;Alles ist original“, sagt Siegfried Lübke, der das Projekt verfolgen durfte. &bdquo;Er hat die ganzen Unterlagen, Betriebshandbücher. Damit kannst du dich als Autodidakt komplett einlesen.“ Natürlich sei die Funkanlage voll einsatzfähig. Allein die Spezialantenne des Transporters kommt auf mehr als sechs Meter Länge. Dazu verfügt er über mehrere Strom-Generatoren. Und eine Standheizung. Mühevolle Detailarbeit: der Haller Funk-Bulli von innen Ein Herzensprojekt, das nun ohne Herz ist. Für Camping-Fans wäre schon der gepflegte leere T3 ein dankbares Fahrzeug. Demontiert werden soll er aber auf keinen Fall. &bdquo;Es ergibt überhaupt keinen Sinn, das wieder auseinanderzubauen. Das wäre Sünde“, sagt Siegfried Lübke. Der Bulli soll erhalten bleiben, in Erinnerung an seinen Erbauer. Derzeit versucht Lübke, einen Liebhaber für das Fahrzeug zu finden, der die Arbeitsstunden zu schätzen weiß (Tel. 0174 4575374). Damit abgesehen von der Erinnerung seiner Freunde wenigsten etwas von Tobias Bentke erhalten bleibt. In loser Folge stellen wir Ihnen in unseren Blechgeschichten spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1925 oder 2025: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller-kreisblatt.de.

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