Wo PS und Felgen keine Rolle spielen - dieses Traumauto hat andere Vorzüge

Borgholzhausen. Es gibt viele Gründe, ein Auto zu mögen – oder nicht. Wer gerne schnell fährt, kauft möglicherweise einen 911er Porsche, wer schweben will, eine Citroën DS und wer bewundert werden möchte, vielleicht einen klangvollen italienischen Maserati. Alles drei Autos, die für Lukas Fliegel nicht in Frage kommen. Denn: Schon für Menschen ohne Beeinträchtigungen ist es teils mühsam, sich in solche Wagen hineinzubemühen. Der 21-Jährige braucht es gar nicht erst zu versuchen. Lukas Fliegel leidet an Diastrophischer Dysplasie. Seine Gliedmaßen sind zu kurz ausgebildet. Deswegen ist er im Alltag auf einen speziellen Elektrorollstuhl angewiesen. Die Borgholzhausener Wohnung, in der Fliegel lange lebte, ist für die speziellen Bedürfnisse umgebaut. Auch in seiner Wohngemeinschaft in Ummeln kommt er mit dem Rolli klar. Unangenehm wurde es hingegen immer bei Autofahrten. &bdquo;Wir hatten früher einen VW Caddy", erzählt Heike Fliegel. Der sei ebenfalls für den Rollstuhltransport umgerüstet worden, der Einstieg für Lukas aber nur von hinten möglich gewesen. &bdquo;Er saß mit dem Rolli im Kofferraum", so die Mutter des jungen Mannes. &bdquo;Immer wenn mal das Handy runterfiel oder ein Taschentuch, mussten wir anhalten." Miteinander sprechen sei nur unter erhöhter Lautstärke möglich gewesen. &bdquo;Wir mussten schreien und wenn wir in den Urlaub fuhren, mussten wir quasi an jedem Rastplatz wegen irgendetwas rausfahren." &bdquo;Mussten quasi an jedem Rastplatz raus" Nach einer solchen frustrierenden Urlaubsfahrt hatten sie in Cuxhaven noch einen Versuch gestartet, Abhilfe zu schaffen. &bdquo;Wir haben dann einfach mal eingegeben: T6 mit Rampe", berichtet Heike Fliegel. Solch einen Transporter zu finden, ist nicht so einfach, wie man erwarten dürfte. &bdquo;Neu haben solche Autos zwölf Monate Wartezeit. Und außerdem sind sie nicht zu bezahlen", sagt Heike Fliegel. Gebraucht sind die speziell umgebauten VW Transporter hingegen kaum zu bekommen. Tatsächlich fand sich aber ein wenig gefahrener T6 bei einem Autohaus in Niedersachsen zu einem Preis im mittleren fünfstelligen Bereich. &bdquo;Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Heike Fliegel. &bdquo;Es ist der pure Luxus, jetzt irgendwo hinzufahren. Früher war es super anstrengend." Für andere Familien mag es normal sein, sich während der Fahrt zu unterhalten, für die Fliegels ist es eine ganz neue Erfahrung. Ob die Fahrt zum Fußballstadion ins Ruhrgebiet, der Besuch beim Freund oder der Urlaub in Norddeutschland: Auch lange Strecken sind kein Problem mehr. &bdquo;Lukas bester Freund wohnt in Baden-Württemberg, da kann man jetzt entspannt mal hinfahren", sagt Michael Grellert. &bdquo;Und letztens waren wir auf Schalke." Anheben, abspannen - und los! Die Spezialrampe hebt den 150-Kilo-Rollstuhl ohne weiteres, danach wird er einfach hinter den Frontsitzen abgespannt und schon kann es losgehen. Selbst die Klimaanlage kann der 21-Jährige nun selbst bedienen – ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit. &bdquo;Und wir haben am Bulli sogar noch Platz für die Fahrräder", ergänzt Heike Fliegel, so seien sogar Radtouren im Urlaub auf einmal möglich geworden. Lesen Sie auch: Einzigartig: Berufsschullehrer baut sich selbst für wenig Geld ein Cabrio In loser Folge stellen wir Ihnen spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1922 oder 2022: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller-kreisblatt.de.

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