Wirtschaftskrise in OWL

Keine Zukunft für den traditionsreichen Modehersteller Gerry Weber in Halle

Konkurrenz durch Online-Handel, Corona, Ukraine-Krieg: Das Traditionsunternehmen aus der Region leidet und hat erneut Insolvenz angemeldet. Ein Überblick zu den wichtigen Etappen der Krisenjahre.

Die Firmenzentrale der insolventen Gerry Weber International GmbH an der Haller Neulehenstraße. | © Nicole Donath

07.05.2025 | 07.05.2025, 10:17

Halle. Der bekannte Modekonzern Gerry Weber macht seit mehreren Jahren die schwerste Krise seiner Geschichte durch. Produkte, Immobilien, Sponsoring – vieles fiel der Insolvenz zum Opfer. Ohne Frage haben Gerhard Weber (†) und Udo Hardieck (†) jedoch eine unverwechselbare Marke geschaffen.

Zuletzt hatte ein Sprecher des Unternehmens am 23. April auf Anfrage des „Haller Kreisblatts" mitgeteilt, dass der Investorenprozess bei Gerry Weber andauere: „Es gibt unverändert mehrere - das heißt, mehr als zwei - Adressen, mit denen über eine Zukunftslösung gesprochen wird", hieß es in der Mail. Weiter erklärte der Kommunikationsexperte: „Der Geschäftsbetrieb bei Gerry Weber läuft aktuell weiter. Auch die Orderrunde für die Q4-Kollektion 2025 ist abgeschlossen. Die Handelspartner haben sich insgesamt solidarisch mit Gerry Weber gezeigt. Auch an der Entwicklung der Kollektion für das erste Quartal 2026 wird unverändert gearbeitet." Und er stellte das Ziel in Aussicht, dass spätestens bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung, die man für Anfang Juni erwartete, ein Verhandlungsergebnis feststehe.

Vor allem für die Beschäftigten von Gerry Weber sind dies harte wie nervenaufreibende Zeiten, sie bangen um ihre Jobs, um ihre Existenz. Derweil ist der Online-Shop von Gerry Weber weiterhin nicht erreichbar. Seit Anfang März wird auf technische Probleme verwiesen, weitere Auskünfte gibt es dazu nicht. Gleichwohl wird neue Mode auf dem Portal präsentiert und beworben.

Dann, am 6. Mai 2025, folgt der nächste Tiefschlag. Die beiden noch verbliebenen potenziellen Investoren stellen Bedingungen. Eine davon sei, dass die Steuerung des Geschäfts in jedem Fall von einem anderen Standort als dem Firmensitz in Halle erfolgen werde. Ab sofort werde die Geschäftsführung deshalb Maßnahmen zur Aufgabe des Standortes Halle einleiten, an dem aktuell noch 281 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind, heißt es. Das Aus nach 52 Jahren.

Wir werfen einen Blick auf markante Ereignisse, die das Unternehmen aktuell beeinflussen.

Die Ereignisse im Überblick:

  • Das Unternehmen Gerry Weber gibt 2019 die Insolvenz bekannt und muss sich großen Herausforderungen stellen.
  • 2020 kehrt Gerry Weber erneut zurück an die Börse. Eine Entscheidung, die vier Jahre später rückgängig gemacht werden muss.
  • Trotz Corona und Krieg erlebt das Haller Unternehmen 2022 einen Aufschwung bei den Umsatzzahlen.
  • 2023 wird das Outlet im Ravenna-Park verkauft, 2024 trennt sich der Modekonzern auch von der Unternehmenszentrale.
  • Mehrfach werden zahlreiche Arbeitsplätze gestrichen. Allein im Sommer 2023 betrifft diese Entscheidung mehr als 500 Beschäftigte.
  • 2025 wird es erneut kritisch für das Unternehmen: Gerry Weber meldet im März Insolvenz an. Auch Tochterunternehmen sind betroffen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Dem Modehersteller bleiben nur wenige Wochen, um neue Investoren zu finden.
  • Mai 2025 wird das Aus von Gerry Weber am Firmensitz in Halle bekannt. Davon sind noch 281 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

Krisenjahr 2019

Insolvenz - zwischen Hoffen und Bangen bei Gerry Weber

Nachdem das Jahr 2019 mit der Hiobsbotschaft startete, dass das Traditionsunternehmen Gerry Weber insolvent ist, folgten Monate voller Unsicherheit und schmerzhafter Entscheidungen: Geschäfte wurden geschlossen, Mitarbeiter entlassen. Dennoch äußerte sich der damalige Unternehmenschef Johannes Ehling im Juni öffentlich zuversichtlich. „Das Unternehmen kann gerettet werden", lautete seine damalige Prognose, nachdem Gerry Weber in Eigenverwaltung weitergeführt werden durfte.

Fast zeitgleich erschien eine Analyse im „Haller Kreisblatt", welche die Lage deutlich kritischer einschätzte. Anlass war die Schließung der beiden Filialen in Versmold und Halle. Der Gründer Gerhard Weber hatte einst gesagt, dass es schlecht um das Unternehmen stehen würde, wenn das Geschäft in Halle geschlossen werden müsste. Ein radikaler Akt, der 2019 bezeichnend für die Lage im Unternehmen wurde. Hier geht es zur damaligen Analyse.

Mode von Gerry Weber im Logistikzentrum im Ravenna-Park in Halle, das der Modehersteller Walbusch übernommen hat. - © Nicole Donath
Mode von Gerry Weber im Logistikzentrum im Ravenna-Park in Halle, das der Modehersteller Walbusch übernommen hat. (© Nicole Donath)

September 2019

Gläubiger verzichten auf Geld, um Gerry Weber zu retten

Wichtige Weichen bei der Frage, ob es mit dem Unternehmen Gerry Weber trotz Insolvenz weitergeht, stellten 2019 die Gläubiger. In einer vom Amtsgericht Bielefeld anberaumten Versammlung mussten Banken, Sparkassen und andere professionelle Geldgeber entscheiden, ob sie auf einen großen Teil ihres Geldes verzichten. Nur so hatte der in den Monaten zuvor entwickelte Insolvenzplan eine Chance, und das Unternehmen konnte vor einer Zerschlagung gerettet werden.

Ihre Unterstützung sorgte für Erleichterung. Johannes Ehling äußerte sich nach der Sitzung: „Die große Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan ist eine großartige Nachricht für uns alle und das klare Signal, nach den vielen, zum Teil schon umgesetzten Maßnahmen jetzt mit der Neupositionierung unseres Unternehmens so richtig durchzustarten."

Oktober 2020

Neue Aktien: Gerry Weber kehrt zurück an die Börse

Trotz Pandemie wagte sich Gerry Weber erneut an die Börse. 1.251.861 neue Aktien der Gerry Weber International AG wurden 2020 von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für den Börsenhandel gebilligt. „Wir hoffen, auf diese Weise nach Beendigung der Insolvenz und trotz der Covid-19-Pandemie zu einer Normalisierung unseres Kapitalmarktauftritts zurückkehren zu können", kommentierte Florian Frank, damaliges Mitglied des Vorstands von Gerry Weber. Doch Ende 2023 wurde dieser zweite Anlauf beendet.


November 2022

Trotz Corona und Ukraine-Krieg: Gerry Weber steigert Umsatz deutlich

Gerry Weber zeigte sich Ende 2022 zuversichtlich bei der Bekanntgabe von Umsatzzahlen: Das Unternehmen verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres einen Umsatz von 247,4 Millionen Euro, eine Steigerung um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Vorstand prognostizierte einen Konzernumsatz von 315 bis 340 Millionen Euro zum Jahresende.

Die Geschäftsentwicklung wurde maßgeblich von der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und steigender Inflation beeinflusst. Trotz anfänglicher Herausforderungen durch die vierte Corona-Welle und restriktive Maßnahmen im deutschen Einzelhandel konnte im zweiten und dritten Quartal ein Umsatzanstieg verzeichnet werden. Die hohe Inflation, insbesondere durch gestiegene Energiepreise, führte allerdings zu einer Kaufzurückhaltung.

April 2023

Sanierungsfall Gerry Weber: Was passiert mit dem Outlet in Halle?

Nach Bekanntwerden der Insolvenz im März 2025 wird die Ware von Gerry Weber im Outlet im Ravenna-Park zu Schleuderpreisen angeboten. - © Nicole Donath
Nach Bekanntwerden der Insolvenz im März 2025 wird die Ware von Gerry Weber im Outlet im Ravenna-Park zu Schleuderpreisen angeboten. (© Nicole Donath)

2023 geriet das Modeunternehmen erneut in Schwierigkeiten: Die anhaltende Konsumflaute, verstärkt durch die Corona-Pandemie und die geopolitischen Ereignisse, traf auch die Einzelhandelstochter des Unternehmens: Im Zuge der Insolvenz der Gerry Weber Retail GmbH standen nun 149 Stores und 28 Outlets zur Disposition, darunter auch das Outlet im Gewerbegebiet Ravenna-Park in Halle.

Christian Busch, Mehrheitsgesellschafter von Walbusch und mittlerweile Vermieter der Outlet-Fläche, zeigte sich optimistisch, dass Gerry Weber weiterhin Mieter bleibt. Trotz der Herausforderungen durch die aktuellen Krisen betonte Busch die Bemühungen, die Attraktivität des Standortes zu steigern. An der Zusammenarbeit als Logistik-Dienstleister der Gerry Weber International AG solle vorerst unverändert festgehalten werden, auch wenn Filialschließungen zu einer Reduzierung der Mengen führen könnten.

Die Zukunft des Filialnetzes von Gerry Weber sollte damals neu ausgerichtet werden. Die damalige Vorstandschefin Angelika Schindler-Obenhaus betonte zu diesem Zeitpunkt, weiterhin an die Bedeutung von Filialen zu glauben.

Juni 2023

Gerry Weber aus Halle schließt 122 Filialen und entlässt Mitarbeitende

Wenige Monate später folgte dann der nächste Schrecken: Eine drastische Verkleinerung des Filialnetzes wurde geplant. Von den 171 eigenen Stores und Outlets der Gerry Weber Retail GmbH sollten 122 geschlossen werden. Dieser Schritt sei notwendig, um den gesunden Kern des Unternehmens zu schützen, teilte das Unternehmen mit. Mehr als 500 Mitarbeitende, darunter viele in Teilzeit, verloren dadurch ihren Arbeitsplatz.

Die damalige Vorstandsvorsitzende Angelika Schindler-Obenhaus erklärte, dass Gerry Weber damit zu seinen Wurzeln zurückkehre und den Kurs einer zu ambitionierten Expansion des eigenen Retails beende, der sich als nicht marktgerecht und nicht zukunftsfähig erwiesen habe. Man wolle sich zukünftig verstärkt auf das Geschäft mit selbstständigen Partnern im Einzelhandel konzentrieren. Das Filialnetz sollte nur noch Standorte umfassen, die bereits profitabel arbeiten und ein hohes Zukunftspotenzial haben.

Parallel dazu wurde für die Einzelhandelstochter Gerry Weber Retail GmbH ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Gleichzeitig liefen Verhandlungen mit Investoren und Gläubigergruppen zur Gestaltung eines Restrukturierungsplans.

September 2023

Gerry Weber in Halle trennt sich vorzeitig von der Vorstandschefin

Angelika Schindler-Obenhaus war knapp zwei Jahre Vorstandsvorsitzende bei Gerry Weber, bevor im September 2023 die Trennung erfolgte. - © Nicole Donath
Angelika Schindler-Obenhaus war knapp zwei Jahre Vorstandsvorsitzende bei Gerry Weber, bevor im September 2023 die Trennung erfolgte. (© Nicole Donath)

Nach drei Jahren im Unternehmen und zwei Jahren als Vorstandschefin trennte sich der Modekonzern von Angelika Schindler-Obenhaus. Sie stand während ihrer zweijährigen Amtszeit vor der Herausforderung, das Unternehmen nach der Insolvenz der Einzelhandelssparte zu restrukturieren. Eine Zeit, die von Krisen wie der Corona-Pandemie, der Konsumflaute durch den Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und Inflation geprägt war. Sie führte flexible Arbeitszeitmodelle ein und startete frische Marketing-Kampagnen, musste jedoch auch eine Sanierung mit Filialschließungen und Stellenabbau durchführen. Mehr als 120 Filialen in Deutschland wurden geschlossen, mehr als 500 Mitarbeitende verloren ihren Arbeitsplatz.

Die Managerin, deren Vertrag ursprünglich bis Mitte 2024 lief, dankte ihrem Team. Ihre Nachfolge im Vorstand übernahm der damalige Berater Dirk Reichert, der an der Seite von Finanzvorstand Florian Frank agieren sollte. Letzterer verließ das Unternehmen 2024. Auch Dirk Reichert ist mittlerweile aus der Geschäftsführung raus. An seiner Stelle wurde im September 2024 Torsten Waack van Wasen neuer Geschäftsführer.

Januar 2024

Gerry Weber: Haller Unternehmen ist jetzt eine GmbH

Nachdem Gerry Weber seit Ende 2023 nicht mehr an der Frankfurter Aktienbörse gelistet wurde, folgte zusätzlich die Umwandlung von einer Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Die neue Firmierung lautete: Gerry Weber International GmbH.

Im August 2023 hatten die Gläubiger dem Restrukturierungsplan zugestimmt. Dabei wurde das Grundkapital auf null gesetzt. Eine erneute Börsennotierung sei nicht geplant, hieß es in einer Pressemitteilung.

Mitte Januar 2024

Haller Modehersteller Gerry Weber verkauft Zentrale

Der Haller Modehersteller Gerry Weber: Symbol für die Herausforderungen dieser Zeit. - © Nicole Donath
Der Haller Modehersteller Gerry Weber: Symbol für die Herausforderungen dieser Zeit. (© Nicole Donath)

Überraschend für viele Mieter: Der Modehersteller verkaufte Anfang 2024 seine Firmenzentrale in Halle sowie angrenzende Immobilien, darunter die Gerry-Weber-Kita „Kids World". Neue Eigentümerin wurde die Ekol Invest GmbH aus Stuttgart. Die Mieter der Firmenzentrale wurden über den Eigentümerwechsel informiert, jedoch nicht von Gerry Weber selbst, sondern durch einen Brief der Ekol Invest.

Gerry Weber erklärte, dass die Entscheidung von den Investmentgesellschaften getroffen wurde, denen das Unternehmen heute gehört. Ekol Invest habe sich im Rahmen eines strukturierten Akquisitionsprozesses als bester Bewerber für die Immobilie erwiesen. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.

Gerry Weber betonte seinerzeit, dass es für die Mieter keine Veränderungen geben werde und alle Verträge fortgeführt würden. Auch die Gerry-Weber-Kita „Kids World" bleibe unverändert bestehen. Ekol Invest plane, das Gebäude weiterzuentwickeln und interessant zu machen.

April 2024

Personalabbau: Schrumpfkurs bei Gerry Weber setzt sich fort

Das Haller Modeunternehmen gab im April 2024 den Abbau weiterer Stellen bekannt - mehr als 50 Arbeitsplätze waren betroffen, sowohl in der Firmenzentrale als auch in den Filialen. Bereits im Januar hatte der Verkauf der Zentrale auf einen Kapitalbedarf hingedeutet. Zudem lief der Vertrag des Finanzvorstands aus, der nicht verlängert wurde.

Die Gewerkschaft IG Metall bestätigte den Personalabbau und gab an, dass die Betroffenen teils seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen beschäftigt waren. Die Gewerkschaft war jedoch nicht in die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung involviert. Viele Mitarbeitende hätten sich - enttäuscht und besorgt über ihre Zukunft - gemeldet. Seit September 2024 ist Torsten Waack van Wasen Geschäftsführer der Gerry Weber International GmbH, Geschäftsführer an seiner Seite ein bekanntes Gesicht: das frühere Vorstandsmitglied Arnd Buchardt.

Mitte März 2025

Haller Unternehmen Gerry Weber rutscht erneut in die Insolvenz

Gerry Weber meldete 2025 erneut Insolvenz an. Das Unternehmen beantragte beim Amtsgericht Bielefeld eine Insolvenz in Eigenverwaltung an, wo zugestimmt wurde. Dabei bleibt die Geschäftsführung im Amt, wird aber von externen Beratern unterstützt. Im Fall von Gerry Weber ist dies neben den bestehenden Geschäftsführern der Restrukturierungsprofi Dr. Christian Gerloff. Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht den Rechtsanwalt Professor Lucas Flöther eingesetzt.

Zunächst betraf die erneute Insolvenz nur die Holding, Anschlussinsolvenzen von Tochtergesellschaften würden noch geprüft. Klar war bereits: Gerry Weber benötigt seitdem dringend neue Geldgeber für einen strukturierten Investorenprozess.

Die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall, Janina Hirsch, erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass die Beschäftigten dem Unternehmen Geld gestundet hatten, das größtenteils noch nicht zurückgezahlt worden sei. Die 32 Shops und zwölf Outlets in Deutschland bleiben aktuell geöffnet. Der Online-Shop ist offline, weil keine Transaktionen möglich sind. Offiziell wird dies mit technischen Problemen begründet.

In einer Analyse des „Haller Kreisblatts" wird deutlich, dass diese Insolvenz ein harter Überlebenskampf für das Unternehmen bedeutet: „Innerhalb von etwa sechs Wochen muss ein Geldgeber gefunden werden, der bereit ist, das Unternehmen und seine Mitarbeiter zu übernehmen. In Halle, wo der Aufstieg des Konzerns einst mit Stolz verfolgt wurde, herrscht nun Besorgnis."

Die Gewerkschaft spricht von 300 bis 350 Mitarbeitenden, die in Halle betroffen sind; ein Unternehmenssprecher gibt die Zahl von 230 an. Während der vorläufigen Insolvenz erhalten die Beschäftigten Insolvenzgeld, das allerdings nach drei Monaten endet. Danach muss das Unternehmen in der Lage sein, die Gehälter wieder regulär zu zahlen, sonst drohen Kündigungen.

Restrukturierungsexperte Christian Gerloff betonte nach der Bekanntmachung der erneuten Insolvenz die „Notwendigkeit von Anpassungen in Strategie und Strukturen": Gerry Weber benötigt frisches Kapital und muss die nächste Orderrunde absichern, um dem Großhandel Verlässlichkeit zu bieten.

Ende März 2025

Tochterfirmen des Haller Unternehmens Gerry Weber sind ebenfalls insolvent

Die Zukunft des Modeunternehmens steht auf dem Spiel. - © Nicole Donath
Die Zukunft des Modeunternehmens steht auf dem Spiel. (© Nicole Donath)

Es dauerte nur zwei Wochen bis zur nächsten, wenngleich erwartbaren Hiobsbotschaft: Drei Tochtergesellschaften des Haller Modeunternehmens Gerry Weber meldeten ebenso Insolvenz an: die Gerry Weber DE GmbH, die E-Gerry Weber Digital GmbH und die Life-Style Fashion GmbH.

Die Gerry Weber DE GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Björn Faas, Torsten Waack van Wasen und Arnd Buchardt, ist für das deutsche Retailgeschäft zuständig. Lucas Flöther wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt und übernimmt diese Rolle auch für die Life-Style Fashion GmbH, die den Großhandel beliefert. Für die E-Gerry Weber Digital GmbH, die hauptsächlich den Online-Shop betrieb, wurde ein Regel-Insolvenzverfahren ohne Eigenverwaltung eingeleitet. Hier agiert Flöther ebenfalls als vorläufiger Insolvenzverwalter.

Ein Unternehmenssprecher erklärte, dass die Anschlussinsolvenzen erwartet wurden und die Verfahren nun koordiniert werden, um eine Lösung für die Zukunft zu finden. Die Geschäfte laufen weiter, und die Shops bleiben geöffnet, obwohl Online-Bestellungen weiterhin nicht möglich sind.

April 2025

Insolvenz des Haller Modeherstellers Gerry Weber zieht weitere Kreise

Die finanziellen Probleme des Haller Modeherstellers Gerry Weber weiteten sich im April weiter aus: Die niederländische Tochtergesellschaft Gerry Weber Retail B.V. mit Sitz in Amsterdam meldete ebenfalls Insolvenz an. Trotzdem bleiben die 38 Filialen in den Niederlanden mit ihren 175 Mitarbeitern nach aktuellem Stand geöffnet.

Die niederländischen Insolvenzverwalter zeigten sich optimistisch, dass „die Aufrechterhaltung der Geschäfte die Chancen für eine Fortführung von Gerry Weber" erhöhe.

Mai 2025

Gerry Weber verkündet die Aufgabe des Firmensitzes in Halle

Am 2. Mai 2025 wurde bekannt, dass nach Insolvenzen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden nun auch ein Konkursverfahren für Gerry Weber in Österreich eröffnet worden sei.

Am 6. Mai sind die Mitarbeitenden darüber informiert worden, dass der Investorenprozess noch weiterlaufe. Allerdings haben die verbliebenen zwei Interessenten bereits Bedingungen festgelegt. Eine sei laut Informationen des „Haller Kreisblattes", dass „die Steuerung des Geschäfts in jedem Fall von einem anderen Standort als dem Firmensitz Halle" erfolgen werde. „Vor diesem Hintergrund wird die Geschäftsführung Maßnahmen zur Aufgabe des Standortes Halle einleiten, an dem aktuell noch 281 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten", heißt es weiter.

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