Invasive Tiere

So wollen die Haller Jäger gegen die Waschbärenplage vorgehen

Weil sich die Tiere ungebremst vermehren und immer zerstörungswütiger werden, wird die Jagd intensiviert. Ein Künsebecker hat eine Falle gespendet, damit die Lage nicht außer Kontrolle gerät.

Fallenspender Jörg-Olaf Knufinke (v.l.), Thomas Scholz (Stellvertretender Hergeringsleiter Halle), Wilfried Wietler (Hegering Halle), Dr. Volker Janssen (Leiter Hegering Halle) und Erich Schaefer (Hegering Halle) mit der rund 650 Euro teuren Waschbärfalle. | © Uwe Pollmeier

Uwe Pollmeier
31.01.2025 | 31.01.2025, 10:02

Halle. Allein in Künsebeck gingen den Jägern im vergangenen Jahr 18 Waschbären in die Falle. Die auf den ersten Blick possierlichen Tiere sind zu einer Plage geworden. Bei der Suche nach Futter oder einem Schlafplatz richten die Tiere große Schäden an. Sie zerstören Hauswände und Dächer, verwüsten Gartenlauben, verjagen einheimische Tiere und plündern Mülltonnen.

Jörg-Olaf Knufinke ist selbst bisher noch nicht direkt von der Zerstörungswut der Waschbären betroffen gewesen. „Aber man hört ja immer wieder, dass sie gerade auch für unsere Singvögel eine Gefahr sind“, sagt der 74-Jährige. Er möchte einen Teil dazu beitragen, dass die Population der invasiven Waschbären, die ursprünglich nur in Nordamerika heimisch waren, wieder zurückgeht. Darum hat er nun als erste Privatperson in Halle dem Hegering eine Waschbärenfalle im Wert von 650 Euro gespendet.

„Es ist wirklich eine Katastrophe“, sagte Scholz. Die Waschbären trauten sich längst in Wohngebiete und sorgten dort für Zerstörung. Lieder gibt es viel zu wenige Fallen, um gegen sie anzukommen. „Zum Hegering Halle gehören 13 Reviere. Derzeit haben wir rund 30 Fallen. Es müssten wohl fünf bis zehn pro Revier sein, um die Plage eindämmen zu können. Ausrotten wird man den Waschbären ohnehin nicht mehr“, sagt Scholz.

Gefangene Waschbären müssen getötet werden

Im vergangenen Herbst hatte der Hegering Halle die Stadt gebeten, die Finanzierung von fünf Lebendfallen für Waschbären, Nutrias und Füchse zu übernehmen. Der zuständige Ausschuss lehnte dies mit Blick auf die immer leerer werdende Stadtkasse jedoch ab. Nun kommt wenigstens eine Lebendfalle samt Sender durch die private Spende hinzu.

Der Begriff Lebendfalle könnte im ersten Moment irritierend wirken. Zwar werden die Tiere lebendig gefangen, aber dann ist es auch schnell vorbei mit dem Waschbärleben. „Wir sind vom Gesetz her dazu verpflichtet, gefangene Waschbären zu töten“, erklärt Wolfgang Scholz. Es sei verboten, die Tiere wieder laufen zu lassen.

„Tagsüber sind wir dazu verpflichtet, umgehend zu der Falle zu fahren. Nachts machen wir das nicht, zumal wir dann auch die Tiere nicht direkt erschießen könnten. Die Melder sind daher zwischen 20 und 7 Uhr stumme geschaltet. Es vergeht jedoch kein Tag, an dem sie nicht irgendwo anschlagen.

Dieser kleiner Fallenmelder schickt Nachrichten aufs Handy, sobald sich ein Tier im Inneren der Falle befindet. - © Uwe Pollmeier
Dieser kleiner Fallenmelder schickt Nachrichten aufs Handy, sobald sich ein Tier im Inneren der Falle befindet. (© Uwe Pollmeier)

Ausgelöst wurde die Plage in Nordhessen

Angefangen hat das Unheil mit den niedlich aussehenden Säugetieren vor 91 Jahren. Damals waren vier der Tiere mit großem Jubel am hessischen Edersee ausgesetzt worden. Seitdem haben sie sich in ganz Deutschland ausgebreitet. Schätzungen zufolge gibt es rund zwei Millionen Tiere. Als „Europas Hauptstadt der Waschbären“ gilt Kassel, unweit des Edersees gelegen. Während in den meisten Gegenden in Deutschland maximal vier Tiere pro 100 Hektar leben, sind es hier Schätzungen zufolge über 100.

Die neue Falle soll in Künsebeck aufgestellt werden. Dies darf übrigens nur durch eine Person erfolgen, die sowohl einen Jagd- als auch einen Fallenschein hat. Den genauen Standort werden Spender Jörg-Olaf Knufinke und Vertreter des Hegerings in den kommenden Tagen festlegen.