Tödlicher Kampf in Werther: Waschbär ertränkt großen Jagdhund

Werther. Klein, wuschelig, dunkle Knopfaugen, putziges Gesicht: Rein optisch verdienen Waschbären durchaus das Adjektiv &bdquo;niedlich“. Doch sie sind alles andere als das. Sie gelten als invasive Art, haben praktisch keine natürlichen Feinde, breiten sich rasant aus, treten fast immer im Gruppen auf, sind Allesfresser, immer auf der Suche nach Nahrung und immer häufiger auch in Wohngebieten anzutreffen. Dazu sind sie exzellente Schwimmer und Kletterer, neugierig und wenig menschenscheu. Und - vielleicht ihre schlechteste Eigenschaft - Überträger gefährlicher Krankheiten. Gründe genug für die UWG, die kleine Bärenart, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und als Pelzlieferant im vergangenen Jahrhundert nach Europa kam, ins Visier zu nehmen. Denn für die Fraktion steht fest: Werther braucht einen Runden Tisch, an dem sich Fachleute wie Jagdpächter und Vertreter der örtlichen Jagdgenossenschaften austauschen können und wo auch die Stadt beteiligt ist, um das Problem in den Griff zu bekommen. Dass es ein Problem gibt, steht für die Fraktion fest. UWG-Ratsherr Dirk Schröer, selbst Jäger und viel in der Natur unterwegs, nennt schlagkräftige Argumente: &bdquo;In Bielefeld und Bünde besiedeln Waschbären mittlerweile das gesamte Stadtgebiet. Menschen fühlen sich durch die niedlich anzuschauende invasive Art mittlerweile bedroht. Es herrscht Angst vor der Übertragung von Krankheiten auf Haustiere und Angst davor, dass die Waschbären in die Dächer der Häuser einziehen und damit Schäden in Höhe von schnell 20.000 Euro anrichten können.“ 100 Waschbären seit April 2024 nahe Werther Entsprechend hält er es für höchste Zeit, dass Werther Gegenmaßnahmen ergreift, damit die steigende Population nicht in den Wohngebieten zur Plage wird. Wie viele Waschbären es schon jetzt in Werthers Umland gibt, erstaunt ihn selbst. &bdquo;Seit vergangenem April sind allein in den drei Jagdbezirken Häger, Isingdorf und Schröttinghausen 100 Waschbären gefangen worden“, berichtet er. Inzwischen seien die Waschbären die am meisten bejagte Tierart, weit vor Fasanen, Hasen oder Rehen. Dann schildert Schröer einen Fall, den er nach eigener Aussage selbst nicht geglaubt hätte, wenn er ihn nicht selbst erlebt hätte. Als nämlich einer seiner Jagdhunde, ein großer Deutsch-Drahthaar-Rüde, von einem Waschbären regelrecht ertränkt wurde. &bdquo;In der ersten Dezemberhälfte waren wir an Heinings Teichen unterwegs, als der Hund in Ufernähe im Schilf und Brombeergestrüpp einen Waschbären aufgestöbert hat“, berichtet Schröer. Der Hund habe versucht, sich den Waschbären zu packen, &bdquo;doch im Gebüsch war es schwierig, der Bär ist ja viel kleiner und wendiger“. Schließlich habe der Hund den Waschbär aufs Wasser getrieben, &bdquo;ich dachte, die Sache wäre gleich erledigt und mein Hund packt sich das Tier“. Weit gefehlt. Ein Jagdhund und eine Hühnerschar sterben Es passiert, was Dirk Schröer sich nicht hätte vorstellen können: &bdquo;Hunde sind zwar gute Schwimmer, haben aber im Grunde genug damit zu tun, ihre Nase über Wasser zu halten. Und der Waschbär, der ja immerhin zwischen sechs und acht Kilo wiegt und ein exzellenter Schwimmer ist, hat den Kopf meines Hundes einfach unter Wasser gedrückt, immer wieder. Am Ende hat dieser Wasser in die Lunge bekommen und hatte dem Waschbären nichts mehr entgegenzusetzen.“ Mit einem am Ufer liegenden kleinen Boot hat Dirk Schröer noch versucht, den Hund aus dem Wasser zu ziehen - vergebens. &bdquo;Er war mausetot.“ &bdquo;Ich hätte das im Leben nicht gedacht“, sagt Schröer rückblickend. Und er erzählt, dass es einen ähnlichen Vorfall vor Kurzem noch einmal gegeben habe - dieses Mal mit glücklicherem Ausgang für den Hund. Tödlich endete hingegen jüngst ein Waschbären-Überfall auf eine Schar Hühner, die ein Landwirt zu beklagen hatte. &bdquo;Der ganze Bestand ist weg. Auch der Hahn, von dem es eigentlich hieß, dass man sich vor ihm in Acht nehmen sollte.“ Die Familie sei der Verzweiflung nahe gewesen, beschreibt Schröer. Staupe als große Gefahr für Hunde &bdquo;In Werther fangen wir jetzt seit sieben oder acht Jahren Waschbären“, blickt der Jäger auf die Anfänge. Aber so viele Exemplare wie 2024 seien ihm noch nicht untergekommen. &bdquo;Bevor sie sich in der Innenstadt ausbreiten und wir ein richtiges Problem bekommen, müssen wir unbedingt gegensteuern“, fordert Schröer. Denn die Tiere seien extrem geschickt, kletterten an Fallrohren hoch, nutzten Katzenklappen, könnten sogar Dachpfannen abdecken, wenn sie sich darunter Essbares erhoffen. Ganz gefährlich sind aus Sicht Schröers auch Krankheiten, die Waschbären übertragen können. Staupe zum Beispiel. &bdquo;Wenn Hundebesitzer ihre Tiere nicht geimpft haben und der Hund fängt sich den Erreger ein, bedeutet das sein Todesurteil.“ Aufgrund all dieser Probleme hält es Schröer daher für unerlässlich, etwas gegen die invasive Art zu unternehmen. Zumal die Bejagung der nachtaktiven Tiere sehr zeit- und kostenintensiv sei, so der UWG-Ratsherr. In der Regel würde man dazu Lebendfallen aufstellen und die Waschbären dann erschießen. Man könne auch Ausnahmegenehmigungen einholen, das sei jedoch kompliziert, vor allem in bewohnten Gebieten. Bürger nicht mit ihren Sorgen allein lassen &bdquo;Auf jeden Fall sollte die Stadt einen Beitrag leisten und gegensteuern. &bdquo;Und nicht wie in Bielefeld den Eindruck vermitteln, die Stadt würde ihre Bürger mit ihren Sorgen allein lassen.“ Ein Runder Tisch mit allen Beteiligten wäre hier nach Ansicht der UWG-Fraktion ein guter Anfang. Außerdem könne die Stadt helfen, das Thema öffentlich zu machen, und bei der Aufhebung von Schonzeiten und der Bejagung in befriedeten Orten wie Scheunen, Gehöften oder Gärten zu unterstützen. Dazu könnte sie auf ihrer Homepage eine Seite einrichten, wo Hinweise gegeben werden, wie Bürgerinnen und Bürger ihre Gebäude und ihre Haustiere schützen können. Am kommenden Montag, 27. Januar, wird der UWG-Antrag im Umweltausschuss diskutiert. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr im Rathaus.

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