Haller Jäger warnen: Diese Tiere richten massive Schäden an

Thomas Scholz nimmt seine beiden Border Terrier Lotta und Jette an die Leine und geht Richtung Waldrand. Der stellvertretende Leiter des Hegerings Halle ist in Hesseln auf der Jagd nach Tieren, die es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht in dieser Region gegeben hat, die nun aber immense Schäden anrichten. &bdquo;Mit fiel es anfangs auch schwer, die sind ja auch wirklich niedlich“, sagt Scholz. Gemeint ist einer der Hauptübeltäter, der possierliche Waschbär. Eigentlich in Nordamerika zu Hause, wurden 1934 zwei Pärchen am hessischen Edersee ausgesetzt. Tiefstes Hessen und nahezu medienfreie 30er-Jahre - den vier Tieren fiel keine bessere Beschäftigung ein, als sich fortzupflanzen. Und das nicht zu knapp, denn 90 Jahre später schätzen Experten den Waschbärenbestand in Deutschland auf mehr als 1,3 Millionen Tiere. Diese gehören zu den invasiven Arten, worunter man eingewanderte Spezies versteht, die einheimische Tiere sowie das Ökosystem bedrohen. &bdquo;Hier in Halle sind es wohl rund 300 Tiere, und die richten große Schäden an“, sagt Scholz. Man jagt sie daher verstärkt mit Lebendfallen, allein in Hesseln sind acht davon versteckt. Auf eine davon steuert Scholz gerade zu. Eine zwei Meter lange, grüne Kiste, die am Waldrand platziert ist. &bdquo;Die genauen Standorte halten wir geheim, die Untere Jagdbehörde kennt sie aber“, sagt Scholz. Vorne und hinten hat die Kiste zwei 35 mal 45 Zentimeter große Öffnungen. Um das Tier ins Innere zu locken, sind darin ein paar Waschbär-Leckereien versteckt. &bdquo;Waschbären sind Allesfresser, mit Eiern, Pflaumen oder auch mal einem Marmeladen- oder Nutellabrot lockt man sie am besten an“, sagt Scholz. Waschbären werden im Wald beerdigt In der Mitte der Kiste löst ein Wippbrett einen Mechanismus aus, und die beiden Falltüren an den Seitenwänden verschließen die Box. &bdquo;Ein Sender funkt dann ein Signal aufs Handy, und ich fahre sofort los. Ob dann wirklich ein Waschbär in der Kiste ist, weiß man dann natürlich noch nicht“, sagt Scholz. &bdquo;Kann auch mal eine Katze sein.“ Für den Waschbären ist das Schicksal damit besiegelt, denn das weitere Vorgehen ist gesetzlich vorgeschrieben. &bdquo;Der Gesetzgeber sagt, dass ein gefangener Waschbär nicht wieder in die freie Natur darf. Man darf ihn also nicht wieder auswildern“, sagt Scholz. Das Tier werde daher erschossen. &bdquo;Wir haben da keine Wahl“, bittet er um Verständnis. Aber wohin nun mit dem toten Waschbären? &bdquo;Eine Entsorgung des Kadavers würde 30 bis 40 Euro kosten, aber wir machen das anders“, erklärt der stellvertretende Hegeringsvorsitzende. &bdquo;Wir beerdigen die Tiere. Aber nicht einfach Loch in die Erde und gut ist es. Da gibt es dann auch ein gewisses Brauchtum, wie etwa der letzte Bruch beim Rehwild“, sagt Scholz. Dabei wird dem erlegten Tier ein Zweig ins Maul gelegt. &bdquo;Wir haben hohen Respekt vor dem Lebewesen, das glauben ja viele Menschen gar nicht“, sagt Scholz. &bdquo;Es gibt verschiedene Stellen im Wald, wo wir die Tiere vergraben. Wo die sind, verraten wir nicht“, sagt Scholz. Es sei ihm wichtig, das Bild des Jägers in der Öffentlichkeit korrekt abzubilden. &bdquo;Viele haben keine Vorstellung, was ein Jäger alles macht. Die denken, dass wir nun rumballern. Ich habe in diesem Jahr noch nicht ein einziges Rehwild erlegt“, sagt Scholz. Von der Vegetarierin zur Wildesserin Er nimmt sich gerne Zeit für Diskussionen. &bdquo;Ich habe mal vor einigen Monaten eine getroffen, die mich als Mörder bezeichnete, als sie mich mit der Waffe sah“, erinnert sich der Jäger. Er habe in Ruhe mit der Frau gesprochen, etwa eine Stunde lang. Dann habe sie ihn gefragt, ob sie mal zu einer Jagd mitkommen könnte. &bdquo;Sie war Vegetarierin, danach hat sie Rehwild gegessen. So etwas gibt es auch“, sagt Scholz mit einem Schmunzeln. Er selbst esse allerdings auch nicht mehr so viel Fleisch wie noch vor einigen Jahren. &bdquo;Aber Wild ist ein hervorragendes Fleisch. Mehr Bio geht doch gar nicht, das ist alles Natur.“ Aber zurück zu den Waschbären? Sind die Fellmaskenträger wirklich so ein Problem? Den meisten Menschen ist bisher wohl keines der possierlichen Tiere in freier Wildbahn begegnet. &bdquo;Generell sind sie tagsüber und nachts aktiv. Sie sitzen dann in Bäumen, so wie man es aus dem Tierpark Olderdissen kennt. Wenn Unruhe ist, ziehen sie sich aber zurück. Wenn man im Wald die Fahrspuren sieht, könnte man denken, das ist eine Bundesstraße. Mountainbiker, Quad-Fahrer, die Leute lassen ihre Hunde laufen und verlassen selbst auch die Wege“, sagt Scholz. Das alles verscheuche die Waschbären und mache somit auch deren Jagd schwieriger, da diese nachts nicht erlaubt sei. Waschbären stören andere Arten, sie fressen Käfer, Kröten, Fische, Vögel und am liebsten Eier. Auch Jungwild ist vor ihnen nicht sicher. Sie schaden somit vielen heimischen Tieren. Zudem richten sie Schäden an Gebäuden an, durchbeißen Kabel und plündern Mülltonnen. &bdquo;Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Siedlungen zu schützen. Darum muss man systematisch vorgehen und die Fallen immer um Wohngebiete herum platzieren“, sagt Scholz. Füchse und Nutrias sind auch nicht besser &bdquo;Aber es sind nicht nur die Waschbären. Die Zahl der - allerdings schon immer heimischen - Füchse hat auch deutlich zugenommen, und es gibt immer mehr Nutrias“, erklärt Scholz. Das auch als Biberratte bekannte, aus Südamerika stammende Tier plündert Nester von Enten und Teichhühnern, unterbuddelt Gräben und Dämme und verursacht so zum Beispiel an Böschung von Autobahnen große Schäden. &bdquo;Damit die Schäden dort nicht so groß sind, würden wir gerne an den Grünbrücken Fallen aufstellen“, sagt Scholz. Allerdings ist die Jagd an Grünbrücken und im Umkreis von 300 Metern verboten. Füchse begrenzen durch ihr Verhalten Niederwild und die Artenvielfalt. Sie richten ebenfalls viele Schäden an, so zerstören sie etwa die Gelege von Fasanen und Rebhühnern. Im Jagdjahr 2023/2024 haben Mitglieder des Hegerings Halle in den 13 Revieren 95 Nutrias, 65 Waschbären und 40 Füchse erlegt. &bdquo;Mit nur fünf Fallen mehr könnten wir die Wohngebiete stärker schützen“, sagt Scholz. Da aber eine Falle rund 650 Euro kostet, hofft man auf die Unterstützung durch die Stadt Halle. &bdquo;Man ist uns sehr wohlgesonnen. Die Stadt unterstützt uns gut, das ist nicht selbstverständlich“, sagt Scholz. Im Umweltausschuss am Dienstag, 10. September, ab 17.15 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses soll über die Anschaffung weiterer Fallen beraten werden.

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