Hochansteckend auch für Hunde: Staupe bei Waschbär in Versmold festgestellt

Versmold. Der Verdacht, dass der Waschbär sich mit gefährlichen Staupe-Viren infiziert haben könnte, bestand schon länger. Nun liegt das Ergebnis der entsprechenden Laboruntersuchung vor. Das Tier, das Mitte Februar mehrfach am Versmolder Friedhof am Stadtrand gesichtet und von Bürgern fotografiert wurde, hatte sich mit dem Erreger angesteckt. Eine Überlebenschance hatte es nicht. Staupe verläuft in vielen Fällen tödlich. Niklas Wolf, passionierter Jäger des Versmolder Hegerings, war zu dem Waschbären, der auffällige Krankheitssymptome aufwies, gerufen worden. Ein Video von einem anderen Fall in Versmold zeigt einen Waschbären, der nur noch langsam im Kreis läuft und sich gegen Menschen nicht mehr verteidigt. Auch hier deutet, so der Jäger, alles auf eine Staupe-Infektion hin. Das Tier wurde entsprechend durch die Jäger erlöst. &bdquo;Die Staupe hat sich also ausgebreitet und kommt auf dem gesamten Stadtgebiet vor“, schlussfolgert Niklas Wolf und ist alarmiert. Das Virus befällt nicht nur Wildtiere wie Dachs, Marder oder Fuchs, sondern kann auch bei nicht ausreichendem Impfschutz für Hunde gefährlich werden. Menschen oder andere Haustiere wie Katzen können sich nicht anstecken. &bdquo;Achtung, Staupe unterwegs“, warnt die Versmolder Tierärztin Anne Dreyer-Ciszewski am Donnerstag (27. Februar) über ihre Facebook-Seite. Ihr wurde von betroffenen Waschbären im Bruch und im Borgholzhausener Bereich berichtet. &bdquo;Bitte leint Eure Hunde an und schaut im Impfpass nach der gültigen Impfung“, appelliert sie an Hundehalter. Im Zweifelsfall empfiehlt sie, Rücksprache mit dem eigenen Tierarzt zu halten. Jäger raten, Hunde in Versmold zur Sicherheit anzuleinen Die Versmolderin sagt aber auch ganz klar: &bdquo;Keine Panik!“ Grundsätzlich sei Staupe bei Wildtieren nichts Neues. Häufig sind Füchse betroffen. &bdquo;Die sind aber scheu. Waschbären kommen dem Menschen näher“, weiß Anne Dreyer-Ciszewski, dass die Gefahr aufgrund der aktuellen Fälle einfach präsenter sei. Grundsätzlich gehört die Staupe-Impfung zur von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Grundimmunisierung bei Hunden. Wer seinen Hund regelmäßig impfen lasse, dessen Tier habe einen sehr hohen Schutz. Der Abstand der Auffrischung hängt von den Angaben des Herstellers des Impfstoffs ab. Die Tierärztin hält es momentan für sinnvoll, eine Impfung lieber etwas früher aufzufrischen, um auf Nummer sicher zu gehen. Auch hier gilt: Am besten individuell für den Hund mit dem eigenen Tierarzt klären. Besondere Vorsicht beim Spaziergang in der Natur empfehlen die Versmolder Jäger. &bdquo;Hunde sollten auf jeden Fall an der Leine geführt werden. Der Kontakt zu Wildtieren sollte vermieden werden“, sagt Niklas Wolf. Versmolds Hegeringleiter Tassilo Marowsky ergänzt: &bdquo;Wem ein Tier mit Symptomen auffällt, der sollte umgehend einen Jäger verständigen.“ Die Symptome reichen von Durchfall und Erbrechen bis zu Husten und Schnupfen. Betroffene Tiere wirken zudem apathisch und schlapp. So kann sich Staupe auf Hunde übertragen Dass Staupe bei Wildtieren grassiert, kommt zunehmend vor. In mehreren Veröffentlichungen geht die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) auf die Viruserkrankung ein. In NRW sei die Staupe immer häufiger bei Füchsen nachgewiesen, &bdquo;auch Waschbären, deren Population in den letzten Jahren stark anstieg, stehen in Verdacht, maßgeblich an der Verbreitung beteiligt zu sein“, heißt es dort. Mehr zum Thema: Vom Dach ins Bett gepinkelt: Wie ein Waschbär zwei Wertheraner terrorisiert 2019 beispielsweise wurden vermehrt Fälle in den Kreisen Mettmann, Viersen und im Ruhrgebiet festgestellt. Betroffen waren dort insbesondere Füchse. Vor einem Jahr wurde wiederum im Kreis Lippe bei einem Waschbären der Erreger nachgewiesen. Das Veterinäramt riet zur Vorsicht: &bdquo;Ausgedehnten Waldspaziergängen steht zwar weiter nichts im Wege. Wildtierkadaver sollten aber generell nicht angefasst und Hunde grundsätzlich beim Gassigehen angeleint werden.“ Da sich die Krankheit unter anderem durch Speichel, Nasen- und Augensekret, Kot und Urin infizierter Tiere übertragen könne, sollten Hunde so ausgeführt werden, dass der direkte Kontakt mit Wildtieren ausgeschlossen ist. Nach Angaben des Kreises Lippe vor einem Jahr verstarben die meisten im Rahmen des Wildtiermonitorings untersuchten Waschbären im Jagdjahr 2021/22 in NRW an der Staupe (64,7 Prozent). Jägerinnen und Jäger sowie Menschen, die mit toten Wildtieren umgehen müssen, sollten verstärkt auf die empfohlene Schutzkleidung und eine entsprechende Hygiene achten, so der Rat. Jäger erlegen immer mehr Waschbären in Versmold Bereits Mitte Februar in einer Sitzung des Versmolder Umweltausschusses sagte Hegeringleiter Tassilo Marowsky, dass Waschbären viele Krankheiten übertragen könnten. &bdquo;Wir fassen sie nicht ohne Handschuhe an.“ Die Staupe-Fälle lassen die Jäger nun noch etwas wachsamer sein. Grundsätzlich haben sie den Bestand der Waschbären in Versmold seit Jahren genau im Blick – und greifen regulierend ein. In den drei zurückliegenden Jagdjahren stieg die Zahl der erlegten Tiere kontinuierlich an: von 167 auf 269 auf nun deutlich mehr als 300. &bdquo;Wir sind in Versmold gut aufgestellt. So extrem ist das Problem nicht“, machte Marowsky gegenüber der Politik deutlich und reagierte damit auf verschiedene Medienberichte aus der jüngeren Vergangenheit. Invasive Art: Asiatische Hornisse in OWL: Das müssen Sie zum eingewanderten Insekt wissen Um dem Waschbären effektiv zu bejagen und möglichst tierschutzgerecht zu erlegen, würde der Hegering gerne weitere Betonrohrfallen anschaffen. Die Lebendfallen ähneln natürlichen Unterschlüpfen der Waschbären. &bdquo;Es ist dunkel und die Tiere sind darin nicht so hektisch“, erklärte Jäger Moritz Meyer die Vorteile gegenüber verkleideter Drahtfallen. Mit Anschaffungskosten in Höhe von 1.000 Euro pro Stück sind Betonrohrfallen allerdings vergleichsweise teuer. Zehn weitere Exemplare wären wünschenswert. Die Stadt sagte zu, zusammen mit dem Kreis Gütersloh eine finanzielle Unterstützung zu prüfen. Waschbär gefährdet Bodenbrüter im Versmolder Naturschutzgebiet Zu Gast in der Sitzung des Umweltausschusses waren neben Vertretern des Hegerings auch Meinolf Ottensmann und Bernhard Walter von der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld, um eine naturschutzfachliche Einordnung zu geben. Ihnen war es zunächst wichtig, zu betonen, dass gebietsfremde und invasive Arten – ob nun in Flora oder Fauna – nicht zwangsläufig Probleme bereiten. Konfliktpotenzial könnten auch einheimische Arten wie das Jakobskreuzkraut bergen. &bdquo;Loswerden wird man den Waschbären nicht mehr“, sagte Walter. Dafür sei die Zahl zu hoch und der Waschbär als Opportunist ein ziemlich geschickter Räuber. Natürliche Feinde wie den Wolf in Nordamerika habe der Waschbär hierzulande nicht. Im Naturschutzgebiet Versmolder Bruch bedeutet er insbesondere eine Gefahr für die Bodenbrüter in den Feuchtwiesen. &bdquo;Die Tiere kommen dorthin, wo der Tisch reich gedeckt ist.“ Mit Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tiere beispielsweise durch Zäune auf der einen sowie der Bejagung auf der anderen Seite will man dem Waschbär in hochwertvollen Bereichen Herr werden. &bdquo;Wir dürfen ihn aber auch nicht verteufeln“, betonte Bernhard Walter, dass man den Tieren trotzdem mit Respekt begegnen solle. Schließlich habe der Mensch die Waschbären ins Ökosystem hereingeholt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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