
Als das „Haller Kreisblatt“ im vergangenen Mai eine ausführliche Analyse dazu lieferte, warum die Haller Gesamtschule sich zuletzt so schwertat, neue Fünftklässler zu gewinnen, haben wir zahlreiche emotionale Reaktionen geerntet. Viele Eltern haben sich bei uns gemeldet und eine Lanze für diese Schule und ihre Leistungen, für ihr Konzept und ihr Klima gebrochen.
Das zeigte zum einen, welche Hingabe es an der Masch gibt - mal ganz abgesehen davon, dass die Schule ab der Mittelstufe auch zahlenmäßig ein Renner ist. Doch zum anderen wurde in der Debatte deutlich, dass die Verantwortlichen von Stadt und Schule an genau jenen Stellschrauben drehen wollen, die unter anderem das HK angesprochen hatte.
Im Fokus stand dabei zunächst, einen neuen Schulleiter zu gewinnen. Und in Matthias Geukes steht nun ein Mann an der Spitze, der auf Teamfähigkeit setzt, bekannt, kompetent und vor allem sehr engagiert ist. Im Schulterschluss mit der Stadt nahm er die zweite Baustelle in Angriff: eine intensivere, hoffnungsvolle und selbstbewusste Kommunikation nach außen. Unterm Strich steht ein symbolischer Schulterschluss von Stadt, Politik, Schulleitung, Lehrern und Eltern - ganz elementar für die Zukunft der Gesamtschule Halle.
Haller Votum für dritten Standort war nur konsequent
Und wohl auch bitter nötig, wenn man betrachtet, wie sehr die Schule auch aktuell noch im Feuer steht. Aktueller Beleg dafür ist die klare Entscheidung des Gütersloher Kreistages gegen einen dritten Standort der PAB-Gesamtschule in Halle. Der wohlgemerkt nur für den Fall infrage gekommen wäre, dass an der Masch erneut die von der Bezirksregierung geforderten 100 Anmeldungen für die fünften Klassen verfehlt würden.
In Borgholzhausen kam im Schulausschuss Kritik auf, dass die Haller ohne Rücksprache mit den anderen Kommunen für solch ein Szenario des dritten PAB-Standortes votiert hätten. Ein ungerechter Vorwurf: Die Haller wollen ihre eigene Gesamtschule als selbstständiges Konstrukt erhalten. Allerdings hat die Bezirksregierung Detmold den Verantwortlichen schlicht die Pistole auf die Brust gesetzt: Macht eure Schule zu, stuft sie zur Sekundarschule ohne Oberstufe herab oder schließt euch der PAB an. Vor diesem Hintergrund war das Votum für den dritten Standort die einzige konsequente und eine folgerichtige Entscheidung.
Immer mehr wird deutlich, dass alle Beteiligten im Ringen um die Schullandschaft Partikularinteressen verfolgen. Die Stadt Borgholzhausen bangt um den Erhalt ihrer Oberstufe, sollte Halle zur PAB hinzukommen. Deren Leiterin Ursula Husemann scheut - nicht ohne Grund - eine nur schwer zu organisierende Megaschule mit mehr als 2.000 Schülerinnen und Schülern an drei Standorten und kilometerlangen Wegen. Der Kreis will sich sein Erfolgsmodell in Werther und Borgholzhausen nicht durch enormen zusätzlichen Verwaltungsaufwand beschädigen.
Pauschales Nein aus dem Kreis Gütersloh verschiebt Probleme nur
Doch was die Vertreter aus Halle in jeder Sitzung mantramäßig wiederholen - und dabei doch kein Gehör fanden: Das einfache Nein nach dem Motto „Seht selbst zu, wie ihr klarkommt“ löst keinesfalls alle Probleme - es verschiebt sie nur.
Denn die PAB-Gesamtschule in Borgholzhausen platzt doch jetzt schon aus allen Nähten. Fahrschüler aus Versmold verdrängen Piumer Kinder nach Werther. Und wenn es in Halle künftig tatsächlich nur eine Sekundarschule gäbe, könnten Haller Kinder an der PAB nicht mehr mit dem Verweis abgelehnt werden, dass in Halle ja die gleiche Schulform existiere.
Es ist in diesem Szenario stark anzunehmen, dass die Anmeldezahlen an der PAB dann noch einmal deutlich ansteigen würden. Versmolder Eltern sind bereit, ihre Kinder täglich 1,5 Stunden Bus nach Borgholzhausen und zurück fahren zu lassen, um die heimische Sekundarschule zu vermeiden. Warum sollten die Haller anders handeln?
Schullandschaft im Norden des Kreises droht Chaos
Womöglich entstünde dann an der PAB-Gesamtschule genau das Chaos, was die Verantwortlichen durch ein Nein zum dritten Standort gerade vermeiden wollten. Nur unter etwas anderen Vorzeichen: Noch mehr Verschiebebahnhöfe und Bustourismus zwischen den Kommunen, noch mehr unzufriedene Eltern - und an der einen Ecke dramatisch zu wenig Platz, während an anderer Stelle Klassenräume leer stünden. Denn auch an Steinhagens Realschule sind die Kapazitäten begrenzt. Während Versmold verzweifelt darum kämpft, dass die eigene CJD-Sekundarschule als Sprungbrett zur gymnasialen Oberstufe endlich anerkannt wird.
Aktuell schaut es danach aus, als ob alle Beteiligten alles auf eine Karte setzen wollen - oder müssen. Es gibt derzeit viele ermutigende Signale für die Gesamtschule Halle und eine stabile Zukunft. Die 100 Anmeldungen sind gefühlt wieder ein realistisches Ziel. Doch das ist nicht nur für Halle wichtig, sondern für alle Kommunen des nördlichen Kreises Gütersloh. Denn andernfalls könnte dessen Schullandschaft im Chaos versinken.