Gesamtschule Halle: Wichtige Entscheidung über Plan B ist gefallen

Halle. Eines war schon vor Beginn der Ratssitzung am Mittwochabend in der Mensa der Gesamtschule klar. Diesen Beschluss wollte eigentlich niemand fassen, und alle hoffen, dass er nie zu Zuge kommen wird. Die Bezirksregierung hatte jedoch das gewünschte vorzeitige Anmeldeverfahren an die Bedingung geknüpft, vorab einen Plan B für den Fall von weniger als 100 Neuanmeldungen und einem damit verbundenen Aus der Gesamtschule zu erstellen. Sekundarschule oder Realschule - was soll es im Worst Case ab dem kommenden Schuljahr in der Masch geben? Die Politik entschied sich deutlich, indem 30 Ratsmitglieder für eine Sekundarschule und nur sechs (5 CDU/1 FDP) für eine Realschule stimmten. &bdquo;Selbstverständlich zweifeln wird den Fortbestand der Gesamtschule überhaupt nicht an“, erklärte Thomas Tappe. &bdquo;Es gibt diese Sitzung nur, weil wir vorab festlegen müssen, was passiert, wenn wir wider Erwarten die 100 Anmeldungen nicht erreichen. Es gibt sie nicht, weil wir etwa denken, dass wir diesen Plan B brauchen“, stellte der Bürgermeister klar. &bdquo;Wir stehen zu 100 Prozent hinter unserer Gesamtschule“ &bdquo;Wir stehen zu 100 Prozent hinter unserer Gesamtschule“, sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Sandra Wißmann. Man wolle diesen Beschluss nicht fassen, man müsse es aber. &bdquo;Jede Schulform hat grundsätzlich immer ihre Vor- und Nachteile. Wir sind nicht auf einen Nenner gekommen, es gibt bei uns Stimmen für beide Schulformen. Aber die CDU wird die Entscheidung demokratisch mittragen. Es geht um das Wohl der Jugendlichen“, sagte Wißmann. Veronika Karpf (Grüne) schlug ähnliche Töne an: &bdquo;Der gelungene Tag der offenen Tür hat gezeigt, wo die Stärken der Gesamtschule liegen. Wir sind davon überzeugt, dass wir die 100 Anmeldungen erreichen werden. Sollte dies wider Erwarten nicht eintreten, sprechen sich die Grünen für die Gründung einer Sekundarschule aus“. Bei dieser Schulform sehe man Vorteile für die Kinder mit Blick auf Durchlässigkeit und Fördermöglichkeiten. Zudem zähle auch der Elternwille. Der überwiegende Teil der Haller Eltern habe sich für die Gesamtschule entscheiden, nur wenige für die Realschule in Steinhagen. &bdquo;Die SPD wird sich für eine Sekundarschule aussprechen“, stellte Jörg Witteborg klar. &bdquo;Wir bräuchten bei der Gründung einer Sekundarschule nur 40 Neuanmeldungen. Diese würden wir auf jeden Fall bekommen“, sagte Witteborg. Die für eine Realschule erforderlichen 56 Kinder sehe er hingegen kritisch. &bdquo;Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Landen wir bei 50 oder 52, haben wir gar keine Schule mehr.“ Die Sekundarschule mit den Jahrgängen 5 bis 10 sei letztendlich eine Gesamtschule ohne Oberstufe und werde daher auch kleine Schwester der Gesamtschule genannt. &bdquo;Alle Abschlüsse wären möglich, wir hätten ein durchlässiges System. Zudem sind die Fächer identisch, die Bücher könnten weiter genutzt und das Kollegium könnte größtenteils übernommen werden“, erläuterte Witteborg, der bis zu seinem Ruhestand vor fünfeinhalb Jahren die Anne-Frank-Gesamtschule in Gütersloh leitete. UWG verurteilt Vorgaben der Bezirksregierung Zudem seien die Klassen kleiner, die Schüler-Lehrer-Relation sei besser. &bdquo;In der Sekundarschule sind es 16,27 Schülerinnen und Schüler pro Stelle, hinzu käme aufgrund des Ganztagsunterrichts ein Stellenzuschlag von 20 Prozent. Bei der Realschule entfallen 20,19 Schülerinnen und Schüler auf eine Lehrerstelle“, rechnete Witteborg vor. Er merkte jedoch auch an, dass die Arbeit innerhalb der Schule das Entscheidende sei. &bdquo;Die Qualität einer Schule ist nicht davon abhängig, welches Schild an dieser Schule hängt.“ &bdquo;Wir hoffen, dass dieser Beschluss nicht zur Umsetzung kommt“, sagte Anja Pohlmann (UWG). Man habe mit der Gesamtschule eine hervorragende Schule vor Ort, die überdurchschnittlich gut ausgestattet sei. &bdquo;Die Voraussetzungen für das Lernen an dieser Schule könnten kaum besser sein“, sagte Pohlmann. Kritik übte sie an der starren Vorgabe von 100 Anmeldungen durch die Bezirksregierung. Dies könnte nun dazu führen, dass eine Umverteilung der Schüler an umliegenden Schulen per Losverfahren erfolgen wird. &bdquo;Für uns darf die Schullaufbahn eines Kindes kein Gegenstand von Glückspiel sein“, sagte Pohlmann. &bdquo;Aus unserer Sicht überwiegen die Vorteile der Sekundarschule gegenüber den Argumenten für eine Neugründung einer Realschule. Die UWG spricht hier mit einer Stimme.“ Bürgermeister Tappe ändert seine ursprüngliche Meinung Harald Stützlein (FDP) sprach sich hingegen klar für eine Realschule mit Hauptschulzweig aus, betonte aber auch, dass man bei der FDP den Erhalt der Gesamtschule als beste Lösung ansehe. Er sei optimistisch, dass man die 100 Neuanmeldungen erreicht, betonte aber, dass dies auch in den Folgejahren der Fall sein müsste. &bdquo;Das ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon. Ich traue der Schule aber diese Ausdauer zu“. Thomas Tappe sah abschließend gute Gründe für beide Schulformen. &bdquo;Für mich ist aber entscheidend, dass wir katastrophale Rahmenbedingungen haben. Sollte es nicht klappen, hätten wir nur eine Woche Zeit, um für eine neue Schulform zu werben. Daher halte ich einen Neustart und eine 180-Grad-Wendung zu einer völlig anderen Schulform für nicht realistisch und durchführbar.“ Insofern müsse er sich von meiner ursprünglichen Überzeugung für die Realschule trennen und sich für die Sekundarschule entscheiden.

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