Mobiltelefon auf Aus

PAB-Gesamtschule: Diese Handy-Regeln gelten in Borgholzhausen und Werther

Seit dem Ende der Sommerferien ist die PAB-Gesamtschule an den Standorten in Werther und Borgholzhausen eine handyfreie Zone. Was Schulleiterin, Schülerinnen und Schüler davon halten.

Lia-Majken Wolf (Jahrgangsstufe 12, v.l.), die Neuntklässler Theo Siekendiek und Tim Wiens, Schulleiterin Ulla Husemann und Maja Pljestisevic (Jahrgangsstufe 13) bewerten die handyfreie Zone an der PAB-Gesamtschule positiv. Vor dem Unterricht wandern die Mobiltelefone in der Sekundarstufe 1 in die Box. | © Claus Meyer

Claus Meyer
26.09.2025 | 26.09.2025, 10:03

Borgholzhausen. Dem Besucher fallen die rot-weißen Schilder an den Eingängen auf. „Handyfreie Zone“ steht darauf. In einem Piktogramm ist ein Mobiltelefon in einem roten Kreis durchgestrichen. Seit dem Ende der Sommerferien Ende August ist die Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule an ihren Standorten in Borgholzhausen und Werther eine solche handyfreie Zone.

Hintergrund der Handy-Vorschriften an der PAB-Gesamtschule ist die Aufforderung des Landesschulministeriums an die Schulen aus dem Frühjahr, feste altersgerechte Regeln für den Umgang mit dem Mobiltelefon aufzustellen. Ulla Husemann schildert Situationen, die die Schule in Verbund mit der Elternpflegschaft und der SV dazu bewogen haben, die jetzt gültigen Regeln aufzustellen.

„Es gab einige Vorfälle, die uns besorgt haben“, sagt die Schulleiterin. Schüler etwa, die so konditioniert seien, dass sie alle paar Minuten aufs Handy schauen müssen. „Insofern betreiben wir auch eine Form von Suchtprävention“, sagt Husemann. Sie beschreibt eine Situation auf dem Schulhof, in der fünf Mädchen zusammenstanden, die alle lediglich auf ihr Smartphone fokussiert waren, ohne sich miteinander zu beschäftigen. „Und es gibt auch die Zone, in der Handys dazu missbraucht werden, die Privatsphäre anderer zu missachten“, sagt Ulla Husemann. Etwa dann, wenn Schüler oder Schülerinnen in Situationen fotografiert werden, in denen sie das nicht wollen.

Unterschiedliche Handy-Regeln für Oberstufe und Sekundarstufe 1 in Borgholzhausen und Werther

Die handyfreie Zone an der PAB-Gesamtschule wird unterschiedlich gehandhabt. Es gibt einmal die Vorschriften für die Oberstufe und jene für die Sekundarstufe 1. Maja Pljestisevic besucht die 13. Jahrgangsstufe der Gesamtschule. „In der Oberstufe müssen wir die Handys vor jeder Stunde abgeben und bekommen sie nach jeder Stunde wieder“, erklärt sie. Während des Unterrichts liegen die Geräte auf einem Tisch neben der Tafel. Zwischen den Stunden ist der Gebrauch für die Jahrgangsstufen 11 bis 13 in den Kursräumen oder während der Freistunden erlaubt.

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In den Jahrgangsstufen 5 bis 10 sind die Regeln strenger. Theo Siekendiek und Tim Wiens sind in der neunten Klasse. Sie müssen wie aller Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe 1 ihr Handy bei Unterrichtsbeginn in eine Box legen und erhalten ihre Smartphones erst circa zehn Minuten vor Schulschluss zurück. Für die jüngeren Jahrgänge ist die Gesamtschule mithin den gesamten Vormittag eine handyfreie Zone.

Wie bewerten die Schüler und Schülerinnen die Regelungen? „Es hilft, das Handy mal bewusst zur Seite zu legen“, sagt Lia-Majken Wolf aus der Jahrgangsstufe 12. Vorher sei das Handy schon sehr präsent gewesen. Jetzt denke sie im Unterricht nicht mehr so oft darüber nach. Sie und Maja Pljestisevic nutzen ihr Smartphone vor allem für Organisatorisches und Kommunikation. „Ich könnte auch schon mal ohne Handy aus dem Haus, aber es erleichtert vieles“, sagt Maja. Für die baldige Abiturientin ist es wichtig, erreichbar zu sein und andere erreichen zu können.

Neuntklässler aus Borgholzhausen stellen fest: Klassenklima hat sich durch Handy-Regeln verbessert

Lob bekommt die volljährige Maja Pljestisevic von ihrer Schulleiterin, wenn es um ihren Umgang mit Instagram geht. Für das Soziale Medium hat sich die 13-Klässlerin ein Tageslimit von einer Stunde gesetzt. „Ich finde es gut, dass du dir selbst Regeln auferlegst, um den Konsum zu begrenzen“, sagt Husemann, die auch den Auftrag der Schule unterstreicht, Medienkompetenz zu vermitteln. „Klar, wenn ich krank zu Hause bleibe, ignoriere ich das Limit auch schon mal“, gibt Maja zu.

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„In dem Moment, in dem ein Handy im Raum ist, hat es schon Einfluss“, ist Ulla Husemann überzeugt. Theo und Tim kennen diese Situation als Neuntklässler seit dem Schulstart im August nicht mehr. Die handyfreie Zone habe positiven Einfluss auf die Schüler und Schülerinnen, sagen beide einhellig. „In den Pausen sprechen die Schüler mehr miteinander oder spielen Karten“, hat Tim festgestellt. Und Theo ergänzt: „Das Klima und die Gemeinschaft in der Klasse hat das Handyverbot verbessert.“

Die PAB-Gesamtschule in Borgholzhausen und Werther ist seit dem Ende der Sommerferien eine "handyfreie Zone". - © Claus Meyer
Die PAB-Gesamtschule in Borgholzhausen und Werther ist seit dem Ende der Sommerferien eine "handyfreie Zone". (© Claus Meyer)

Theo berichtet, dass er in der fünften Klasse ein Handy bekommen habe. Damit ist er kein Ausnahmefall. Der Übergang auf eine weiterführende Schule stellt für viele Eltern den Startschuss dar, ihr Kind digital mobil auszustatten. Es gibt aber Expertenstimmen, für die das zu früh kommt. „Viele empfehlen es erst ab 14 Jahren“, sagt Ulla Husemann. Die Hirnentwicklung sei bis dahin noch nicht abgeschlossen, die Suchtgefahr unter 14 Jahren deutlich größer als später. „Bei TikTok vergessen viele Zeit und Raum“, sagt Husemann.

Auch die Schulleiterin sperrt ihr Handy weg

Für die vier Gesamtschüler und -schülerinnen beim Pressegespräch nehmen Aktivitäten einen großen Raum ein, so dass das Handy bei ihnen ohnehin nicht ständig in Betrieb ist. „Ich muss mich schon auspowern“, sagt Maja, die Volleyball spielt und früher Kampfsport betrieben hat. Theo hat als Nachwuchsspieler in der Landesliga bereits drei Mal in der Woche Fußballtraining, und Tim ist aktiver Handballer. „Mittlerweile lasse ich das Handy sogar oft zu Hause“, sagt Tim.

Selbstredend gibt es an der PAB-Gesamtschule auch Ausnahmen für Schüler und Schülerinnen, die unbedingt auf ein Handy angewiesen sind. So nutzen etwa geflüchtete Jugendliche aus der Ukraine im Klassenzimmer eine Übersetzungs-App, um dem Unterricht besser folgen zu können. Diabetiker wiederum brauchen das Gerät, um ihren Zuckerwert zu ermitteln.

Und wie handhabt die Schulleiterin selbst die handyfreie Zone? „Mein Handy kommt morgens in den Schrank“, sagt Ulla Husemann. „Und ich hole es erst wieder raus, wenn ich nach Hause fahre.“

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