1.488 Meter vorm Ziel: Jost Kobusch bricht Rekordversuch am Mount Everest ab

Nach einem letzten Gewaltmarsch ist Jost Kobusch geschafft, aber glücklich. | © Daniel Hug

Jonas Damme
29.02.2020 | 29.02.2020, 05:01

Borgholzhausen/Nepal. Wer Jost Kobuschs Expedition in den vergangenen Wochen und Monaten verfolgte, ist nur bedingt überrascht: Per Facebook erklärte der junge Borgholzhausener nun, sein Projekt „Everest Winter solo" abzubrechen. „Ich habe mein Ziel erreicht", schreibt Kobusch. Das Ziel war in diesem Fall allerdings schon nicht mehr der Gipfel auf 8.848 Metern Höhe. „Geplant war, noch mal die 7.200 Meter zu erreichen und ich habe 7.360 Meter erreicht!" Zu versuchen, auf dem Westgrat den Gipfel zu erreichen ist sehr gefährlich.

Deswegen habe er bewusst abgebrochen. „Dort oben habe ich mich super gefühlt und ein paar Bilder gemacht. Hätte sogar weitergehen können, das Wetter schien sich zu halten, aber meine Intuition hat mir gesagt: Stopp – wenn du den Gipfel in Angriff nehmen möchtest, solltest du vorher mindestens auf 7.500 bis 8.000 Metern übernachtet haben und wieder abgestiegen sein", erklärt er seine Entscheidung.

„Es war, wie einmal kurz im Wildwasser untertauchen"

Immer wieder hatte der Bergsteiger in den vergangenen Monaten betont, dass seine Chancen sehr gering seien, ein Abbruch nicht ehrenrührig. Kobusch wollte der erste Mensch werden, der den höchsten Berg der Erde allein, im Winter, ohne künstlichen Sauerstoff besteigt.

Am Ende habe ihm nun auch die Zeit gefehlt. „Das wäre diesen Winter zeittechnisch nicht mehr gegangen und dann den langen Grat noch zu gehen hat mich nicht überzeugt." Gerade weil er zuletzt nicht mehr in Topform gewesen sei. Der 27-Jährige spricht mittlerweile von einer „Bänderüberdehnung", klagt außerdem über „Magenprobleme" und körperliche „Sicherheitsreserven" die fehlten.

Auch so sei die letzte Aktion schon aufregend genug gewesen. „Bin gestern von meinem Camp 2, das ich auf 6.850 Metern errichtet habe, abgestiegen, als der Schneefall eingesetzt hat. Die Westschulter ist unter diesen Bedingungen sehr lawinenexponiert und beim Abseilen hat’s mich auch einmal überspült!", berichtet Kobusch. „Zum Glück war ich angeseilt und gesichert, so dass es eher wie einmal kurz im Wildwasser untertauchen war. Das Gefährlichste wäre gewesen mitgerissen zu werden und die ganze Schulter runter zu fliegen."

Mitten auf dem Gletscher geschlafen

Tatsächlich habe er eine Nacht über kampieren müssen, ohne zu wissen, wo er sich befinde. Erst am nächsten morgen habe er erkannt, dass er „mitten auf dem Gletscher" geschlafen habe. Da die Wetterbedingungen nun immer schlechter würden, sei er sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Mittlerweile ist Jost Kobusch ins tiefer gelegene Basislager zurückgekehrt. In rund zwei Wochen wird er voraussichtlich nach Borgholzhausen heimkehren.

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