Jost Kobusch hängt am Mount Everest fest

Reinhold Messner und andere Legenden tun das »Everest Winter solo«-Projekt als undurchführbar ab. Davon lässt sich der 27-Jährige nicht bremsen. Derzeit wartet er auf 6.000 Metern auf seine Chance.

Jost Kobusch am Mount Everest | © Daniel Hug

Jonas Damme
07.02.2020 | 07.02.2020, 15:00

Borgholzhausen/Nepal. Es ist schwer, Jost Kobusch dieser Tage zu erreichen. Angesichts der Tatsache, dass sich Piums Extrembergsteiger derzeit im sogenannten »Camp eins« am Mount Everest aufhält, ist es aber trotzdem bemerkenswert, dass er seine Freunde und Fans sehr aktuell über sein neues Abenteuer auf dem Laufenden hält.

Der 27-Jährige versucht derzeit den höchsten Berg im Winter allein zu besteigen. Ohne künstlichen Sauerstoff, ohne Sherpa-Träger. Das hat vor ihm noch niemand geschafft. »Everest Winter solo« nennt er die Expedition.

Jost Kobusch am Mount Everest - © DANIEL HUG
Jost Kobusch am Mount Everest (© DANIEL HUG)

Ende September flog der Student des Sportingenieurwesens mit seiner Schwester und seinem Vater nach Kathmandu in Nepal. Mehrere Monate hatte er für Akklimatisierung und Trainingsexpeditionen eingeplant. Im November hat er bereits den 6.200 Meter hohen Amotsang bestiegen. Im Vergleich zum Everest mit seinen 8.848 Metern ein Kinderspiel.

Ein Risiko, dass er bewusst eingegangen ist

Ende Dezember wechselte Kobusch ins Basiscamp am Mount Everest. Von dort aus muss er sich über mehrere Stationen bis zum Gipfel vorarbeiten. Schon am 12. Januar startete sein erster Aufstieg ins Camp eins auf rund 6.000 Metern. Von dort aus testet er die Routen aus, kehrt zwischenzeitlich ins Basislager zurück und plant anhand der Wettervorhersage die wirklich schwierigen Etappen.

Mehrere Rückschläge musste der junge Enthusiast in den vergangenen Wochen hinnehmen. Windgeschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer hätten fast sein Zelt weggetragen. Er konnte es retten, allerdings hat es nun ein Loch. Unangenehm angesichts zweistelliger Minustemperaturen bereits auf den rund 5.300 Metern des Basiscamps. Immer wieder machte das Wetter Kobusch in den vergangenen Wochen einen Strich durch die Hoffnung des Aufstiegs. Ein Risiko, dass er bei seiner Winterbesteigung bewusst eingegangen ist. Stürme, die scharfe Eispartikel durch die Luft treiben, zwangen ihn mehrfach, in die jeweiligen Camps zurückzukehren.

Jost Kobusch am Mount Everest - © DANIEL HUG
Jost Kobusch am Mount Everest (© DANIEL HUG)

Vor einer Woche kam dann die nächste Hiobsbotschaft: Schmerzen im Fuß. Nach einem abgebrochenen Aufstieg schmerzte der linke Ballen, Kobusch versuchte sich in Selbsttherapie mittels Wärmesalbe und Kinesio. Offenbar mit Erfolg: Mittlerweile kann der Bergsteiger seinen Fuß wieder belasten, der Aufstieg kann weiter gehen. In den kommenden Tagen muss sich also zeigen, ob Jost Kobusch sein mehr als ehrgeiziges Ziel erreichen kann.

Ein Scheitern ist absolut möglich

Ein Scheitern ist absolut möglich. Auch Kobusch selbst hatte die Expedition von vornherein als sehr schwierig eingeschätzt. Eine Ansicht, die auch die erfahrenen Extrembergsteiger Reinhold Messner und Hans Kammerlander teilen. Bergsteiger-Papst Messner hatte Jost Kobuschs Mission bereits mit den Worten kommentiert, nun werde sich wirklich zeigen, „was er drauf habe". Auch zweifelte er an, dass Kobusch die nötige Erfahrung habe. Messner war 1978 der erste, der den berühmtesten aller Gipfel ohne Sauerstoffgerät erreicht hatte.

Wer Jost Kobuschs Abenteuer miterleben will, hat dazu mehrere Möglichkeiten. Auf seiner Homepage »jostkobusch.com« teilt er regelmäßig Neuigkeiten, außerdem gibt es ein GPS-Live-Tracking. Großartige Fotos halten außerdem Facebook und der Instagram-Account bereit.