Borgholzhausener Extrem-Bergsteiger auf Rekordjagd: Everest, Winter, Solo

Borgholzhausen. &bdquo;Aufgeben“ - vieles spricht dafür, dass dieser Begriff im Wortschatz von Jost Kobusch keinen Platz findet. Das bedeutet nicht, dass der 32-Jährige nicht weiß, wann es Zeit ist umzukehren. Wüsste er das nicht, dann hätte er manche seiner Extrem-Expeditionen wohl nicht überlebt. Aber: Er kommt wieder und versucht es erneut. Zuletzt weilte Kobusch an der Grenze zwischen Nepal und Tibet und versuchte, gemeinsam mit einem Freund den bisher unbestiegenen Gipfel des &bdquo;Chamar süd“ zu besteigen. Ohne Erfolg allerdings. &bdquo;Wir haben lange gebraucht, um alle Puzzleteile zusammenzusetzen. So ein unbestiegener Berg ist immer ein Aufbruch ins Unbekannte“, berichtet der Extrem-Sportler per Voice-Message aus dem Himalaya. Allerdings habe sich der Berg dann als echte, große Herausforderung herausgestellt. Weil sein Partner sich dafür nicht bereit gefühlt habe und er allein nicht die ausreichende Ausstattung für die nötige Route gehabt hätte, verzichtete er sicherheitshalber auf den endgültigen Besteigungsversuch. Ziel ist der Rekord zweier Franzosen &bdquo;Das wäre viel technische Kletterei gewesen. So etwas braucht immer eine Balance aus Risiko und dem Erlebnis. Die hat hier einfach nicht gestimmt“, sagt Kobusch, um mit seinem üblichen Optimismus zu ergänzen: &bdquo;Es hat zwar nicht geklappt. Aber ich habe viele gute Erfahrungen gesammelt, die ich nicht missen will.“ Erfahrungen, die er nun brauchen kann. Kurz vor Weihnachten - mit dem Start des kalendarischen Winters - will der Borgholzhausener erneut sein Dauerprojekt angehen: &bdquo;Everest. Winter. Solo.“ Dafür will er alleine im Winter ohne zusätzlichen Sauerstoff auf den höchsten Berg der Welt klettern. Das ist bisher noch niemandem gelungen. Weil er kein Sherpa-Team hat, muss Kobusch seine karge Ausrüstung selbst tragen. Daher bleibt ihm die Hauptroute versperrt. Er will deshalb über den Westgrat steigen. Der ist anspruchsvoll. Erstmals gelang die Besteigung über den Westgrat Thomas Hornbein und Willi Unsoeld bereits 1963. Deren Expedition stieg allerdings im Mai auf, nicht im tiefsten Winter - und sie traversierten und verließen die direkte, windumtoste Westgrat-Route. Jost Kobusch kennt seine eigene Streckenführung mittlerweile genau, er hat es schon einige Male versucht. Bisher musste er aber jedes Mal abbrechen. Trotzdem gibt er sich einmal mehr zuversichtlich. &bdquo;Bisher sind die Bedingungen sehr gut“, erläutert der 32-Jährige. &bdquo;Wir hatten mehr Schneefall als gewöhnlich. Das sorgt hoffentlich dafür, dass es nicht so stark vereist sein wird.“ Ob sein Plan wirklich klappen kann, hängt immer von kurzen Zeitfenstern mit stabilen Wetterprognosen ab. Umkehren ist keine Schande Das eigentliche Ziel in dieser Saison ist nicht der Gipfel. Der ist eher die Zugabe, wie Kobusch schon in der Vergangenheit betonte. Er will einen Rekord schlagen, der rund 1.000 Meter unterhalb der Bergspitze liegt. &bdquo;1983 haben zwei Franzosen eine Höhe von 7.500 Metern erreicht und damit den Höhenrekord für den Westgrat im Winter aufgestellt. Mein Ziel ist es, diesen Rekord zu knacken“, so Kobusch. Unwahrscheinlich ist das nicht. 2020 hatte er schon fast 7.400 Meter erreicht, bevor er abbrach. &bdquo;Aber natürlich wäre noch höher noch schöner.“ Umkehren ist keine Schande, findet der erfahrene Alpinist. Denn solange man heile nach unten kommt, kann man es ja immer noch einmal versuchen. Für Jost Kobusch ist diese Rückkehr auch deshalb etwas Besonderes, weil er seinen letzten Besteigungsversuch schon absagen musste, bevor er überhaupt im Himalaya angekommen war. Eine Rückenverletzung hatte ihn aus der Bahn geworfen. Die ist nun endlich verheilt. Wer Jost Kobuschs Abenteuer genauer verfolgen will, hat dafür einige Möglichkeiten. Per Livetracking teilt der Extrembergsteiger auf seiner Homepage &bdquo;jostkobusch.de“ seine Position. Außerdem hat der französisch-deutsche Rundfunksender &bdquo;arte“ unlängst eine Dokumentation über den ehrgeizigen Borgholzhausener produziert. &bdquo;Aufstieg am Mount Everest“ begleitet den 32-Jährigen im Jahr 2020. Vor Kurzem wurde die Doku in der arte-Mediathek republiziert.

Meistgelesen

Nach Erdbeben: Borgholzhausener Extrem-Kletterer gibt am Everest auf

Borgholzhausener Extrem-Bergsteiger Jost Kobusch knackt Everest-Rekord

Von der Kletter-AG zum Everest: Der sportliche Weg eines Borgholzhauseners

Borgholzhausen: Alpinist Jost Kobusch löst Diskussion um Berg-Selfies aus

Zukunft des Bostik-Gebäudes: Borgholzhausener Geschäftsmann hat große Pläne Einer Nutzung des alten Verwaltungsgebäudes an der früheren B68 als Beherbergungsbetrieb erteilte der Kreis Gütersloh eine Absage. Nun gibt es andere Pläne für die Borgholzhausener Immobilie.

Umstrittene Wohnhäuser in Borgholzhausen: So ist der Stand des Projekts An der Sundernstraße/Ecke...