
Steinhagen-Amshausen. Am 30. April jährt sich der Mord an Susanne Nieter zum 20. Mal. Im Frühling 2001 spielte sich das bis heute ungeklärte Drama am Waldrand in Amshausen ab.
Die Fakten: Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann räumt Susanne Nieter im April einen Kotten am Sürenbrink aus. Bis zur Scheidung im Jahr 1996 hatte das Paar gemeinsam dort gelebt. Nach der Trennung war der Mann ausgezogen, vor einiger Zeit auch Susanne N., die als Lehrerin in Herford arbeitet. Ihre neue Wohnung liegt in Enger. Nun räumt das frühere Paar die letzten gemeinsamen Stücke aus dem pittoresken Kotten am Rand des Teutoburger Waldes.

Am späten Montagvormittag macht sich der 40-jährige Mann mit einem mit Sperrmüll beladenen Wagen auf den Weg zur Deponie in Halle-Künsebeck. Als er um 11.35 Uhr wieder am Haus eintrifft, findet er – nach eigener Aussage – seine Ex-Frau blutüberströmt am Boden vor. Er ruft unverzüglich den Notarzt. Mit schwersten Kopfverletzungen wird die 39-Jährige in die Uni-Klinik in Münster gebracht. Sie liegt mehrere Tage im Koma, Ärzte kämpfen um ihr Leben. Am Donnerstag – vier Tage nach dem Angriff – stirbt sie.
Die Bielefelder Kriminalpolizei übernimmt die Ermittlungen. Rund ein Dutzend Beamte wird eingesetzt, eine Mordkommission wird gegründet. Die Tatwaffe ist schnell gefunden. Mit einer Dachziegel, wie sie zu dutzenden am Kotten gelagert sind, soll der unbekannte Täter zugeschlagen haben. Nach Einschätzung des damaligen Staatsanwaltes Hans-Dieter Heidbrede war der Schlag so kraftvoll, dass von einer Tötungsabsicht ausgegangen werden muss.
Staatsanwaltschaft setzt Belohnung auf Hinweise aus
Viel mehr werden die Beamten in den folgenden zwei Jahrzehnten allerdings nicht herausfinden. „Wir ermitteln in alle Richtungen", lässt sich Arno Wittop, der Leiter der Mordkommission zitieren. Dabei bleibt es. Ein verdächtiger wird nie offiziell, ebenso wenig gibt es belastbare Anhaltspunkte für das Tatmotiv. In den Folgewochen werden immer neue Zeugenaufrufe gestartet. Später setzt die Staatsanwaltschaft sogar eine Belohnung von 10.000 DM auf sachdienliche Hinweise aus. Ohne Erfolg.
Der Rest ist Spekulation. Wegen der ungewöhnlichen Tatwaffe schließt die Mordkommission eine Zufallstat nicht aus. Über Ermittlungen gegen den Ex-Mann, auf dessen Schilderungen alles aufbaut, wird nichts bekannt. Wohl aber werden in den folgenden Wochen zwei Zeugen gesucht, die sich in der Nähe im Wald aufgehalten haben sollen. Einer der beiden soll mit einem Motorroller unterwegs gewesen sein.
Gibt es einen Bezug zum Mordfall Martha Riewe?
Außerdem beschäftigen sich die Ermittler angesichts des neuen Tötungsdeliktes noch einmal mit dem Mordfall Martha Riewe. Bereits 1985 war die 63-Jährige totgeschlagen worden – in direkter Nachbarschaft des Kottens von Susanne Nieter. Auch Riewes Mörder wurde 20 Jahre lang nicht gefunden. Erst 2001 kommt ihm die Polizei durch einen zufälligen DNA-Abgleich wegen eines anderen Vergehens auf die Spur. Weitere Zusammenhänge lassen sich aber nicht finden.
Auch im Jahr 2021 bleibt der Fall „Susanne Nieter" ungeklärt. Weitere Erkenntnisse blieben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aus. Es habe sich „kein hinreichender Tatverdacht gegen eine Person ergeben" heißt es von den Ermittlungsbehörden. Dabei könnte es bleiben.