
Kreis Gütersloh/Versmold. Das letzte Mal wird Maria Kruse am Abend des 3. Mai 1983 lebend gesehen. Es ist gegen 18 Uhr, als ihr Sohn sie mit Frischwasser versorgt, denn das gibt es in dem alten Kotten in Peckeloh nicht. Was danach geschieht, liegt auch mehr als 37 Jahre nach der Tat im Dunkeln.
Klar ist nur so viel: Als der Sohn am Samstag, 7. Mai, gegen 20 Uhr seiner Mutter einen erneuten Besuch abstatten will, ist die Kottentür verschlossen. Nachdem er sie schließlich aufbricht, macht er eine schreckliche Entdeckung: Maria Kruse liegt auf der Deele mit dem Gesicht zum Boden. Sie ist tot.

Täter hat offenbar Axt und Hammer benutzt
Wie der Obduktionsbericht später ergibt, ist die Rentnerin an den Folgen erheblicher Schädelverletzungen gestorben. Hinzu kommen Brust- und Lungenquetschungen, verursacht durch massive und stumpfe Gewalteinwirkung. Offenbar hat der Täter Axt und Hammer benutzt, die neben der Leiche gefunden werden. Die Familie des Opfers und die Menschen in dem kleinen Versmolder Ortsteil sind erschüttert.
Dabei werden die Ermittler der Mordkommission vor eine große Aufgabe gestellt: Wer soll diese Tat bloß begangen haben? Ein Motiv ist auf Anhieb nicht ersichtlich. Die Wohnung macht einen aufgeräumten Eindruck. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass ein Kampf stattgefunden hat. Und es sieht auch nicht so aus, als ob etwas von dem Eigentum des Opfers fehlt. Der Fall ist ein einziges Rätsel.
Jetzt ist klar: Sie wurde erschlagen
Auch wie lange Maria Kruse tot in ihrem Haus gelegen hat, ist anfangs nicht bekannt. Eine Zeugin will die alte Dame noch am Abend des 4. Mai in ihrem Haus bemerkt haben, der Abreißkalender deutet ebenfalls darauf hin, dass sie an diesem Tag noch gelebt hat. Es ist allerdings das letzte Mal, dass ihn jemand aktualisiert.
Bereits am 9. Mai scheint Bewegung in den Fall zu kommen, denn mittlerweile schließen die Ermittler „Raub" als Motiv nicht mehr aus. Angehörige sagen aus, dass die ermordete Frau womöglich mehr Bargeld in ihrem Haus aufbewahrt hat, als die Beamten der Mordkommission gefunden haben. Und nun steht auch fest, dass Maria Kruse in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai erschlagen worden ist. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen, heißt es.
Polizei verteilt Handzettel - Suche nach Zeugen
Zeugenaussagen gibt es nur wenige und die wenigen helfen nicht weiter, so dass die Mordkommission Bielefeld, die den Fall zusammen mit der Kripo in Halle und Gütersloh bearbeitet, Handzettel verfasst. Sie werden an die Einwohner von Peckeloh und in den umliegenden Ortschaften verteilt.
Konkret bitten die Beamten um Mithilfe bei folgenden Fragen: Wer hat Frau Kruse nach dem 3. Mai 1983 noch lebend gesehen? Wer kann Hinweise auf Kontaktpersonen oder Besucher der Rentnerin machen? Wer hat in letzter Zeit in der Nähe des Tatortes oder in Zusammenhang mit dem Opfer verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen?
Selbst eine Belohnung von 3.000 D-Mark bringt keine Hinweise
Doch so abgeschieden, wie der Kotten liegt, und so zurückgezogen, wie Maria Kruse gelebt hat, bleiben auch hier entscheidende Hinweise aus. Selbst eine Belohnung von 3.000 D-Mark, die der Leitende Oberstaatsanwalt aussetzt, ändert daran nichts.
Rund um den Kotten, in dem die alte Frau vor mehr als 37 Jahren erschlagen wurde, erinnert heute nichts mehr an das Gewaltverbrechen. Das Haus ist renoviert und umgestaltet. Der Fall Maria Kruse indes ist zu einem sogenannten Cold Case geworden. Ein Fall, der weiterhin bei der Polizei in Bielefeld liegt. „Neue Kenntnisse zu einer Täterschaft haben sich bis heute allerdings nicht ergeben", erklärt Polizeisprecherin Hella Christoph.
Doch sei es auch noch so unwahrscheinlich: Sollte heute noch jemand Hinweise auf den Täter liefern können – Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. (05 21) 54 50 immer noch entgegen.
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