Verkehr in Versmold

Besonders viele Tempo-Sünder: Stadt Versmold probiert deshalb Neues aus

Am Wilhelm-Vinke-Ring in der Innenstadt fährt fast jeder zu schnell. Neuerdings sollen XL-Piktogramme den Verkehr ausbremsen. Nicht die einzige Stelle, an der die Stadt tätig wird.

Nicht zu übersehen: Mit diesem XL-Piktogramm - das erste dieser Art in Versmold - sollen Autofahrer ans Langsamfahren im verkehrsberuhigten Bereich erinnert werden. | © Tasja Klusmeyer

Tasja Klusmeyer
30.10.2025 | 30.10.2025, 10:03

Versmold. Die neuen Markierungen auf der Fahrbahn sind wahrlich nicht zu übersehen. Vor einigen Tagen wurden am Wilhelm-Vinke-Ring in der Versmolder Innenstadt große Piktogramme aufgebracht: blaues Rechteck mit spielenden Personen plus Auto und Haus in Weiß. Das bekannte Verkehrszeichen für „Verkehrsberuhigter Bereich“, eben nicht als Schild aufgestellt, sondern als XL-Markierung auf der Straße. In dieser Form eine Premiere im Versmolder Straßenraum.

Was es damit auf sich hat, erklärt die Stadt auf Nachfrage des „Haller Kreisblatts“. Die Maßnahme sei in Absprache und nach erteilter verkehrsrechtlicher Anordnung der Abteilung Straßenverkehr des Kreises Gütersloh umgesetzt worden. „Im Sinne einer „Bewusstseinsschärfung“, heißt es aus dem Rathaus. Die Verkehrsteilnehmer sollen durch die markanten Symbole auf der Fahrbahn daran erinnert werden, dass sie sich in einem Tempo-7-Bereich befinden und sich entsprechend besonders rücksichtsvoll verhalten sollen.

Denn in einem verkehrsberuhigten Bereich, wie er häufig in Wohnsiedlungen vorkommt, sind laut Straßenverkehrsordnung Fußgänger und Fahrzeuge gleichberechtigt. So weit die Theorie, in der Praxis verhält es sich oft anders. Eher selten haben Fußgänger oder beispielsweise spielende Kinder das Gefühl, sich sicher und ohne Bedenken auf der Fahrbahn bewegen zu können.

Viel genutzte Verbindung zur Innenstadt in Versmold

Der Wilhelm-Vinke-Ring dürfte in der Liste der verkehrsberuhigten Bereiche auf Versmolder Gebiet eine Sonderrolle einnehmen. Denn er ist keine klassische Anliegerstraße, sondern gilt als viel genutzte Verbindung zur Innenstadt. Vor elf Jahren erfolgte der Endausbau der Straße im Wohnviertel mit vielen Mehrfamilienhäusern. Seitdem ist auch die Durchfahrt zum öffentlichen Parkplatz an der Berliner Straße möglich.

Die Stadt hatte bei der Planung damals Tempo 30 und damit die (bauliche) Ordnung des Straßenraums wegen des Verkehrsaufkommens und der Straßenbreite für geeignet gehalten. Anwohner aber forderten Schrittgeschwindigkeit - die Politik folgte dem Wunsch mehrheitlich.

Doch Tempo sieben fährt hier kaum jemand. Das offenbarte - wenig überraschend - schon vor einigen Jahren eine Geschwindigkeitsmessung der Stadt. Das Ergebnis war eindeutig: 96 Prozent aller Verkehrsteilnehmer überschreiten den Wert, einige sogar sehr deutlich. Das Durchschnittstempo lag demnach bei 18 km/h, der Maximalwert bei mehr als 50 km/h. Der für Verkehrsexperten wichtige V85-Wert betrug 25 km/h. Liegt ein Wert, wie in diesem Fall, deutlich über der vorgegebenen Geschwindigkeit, werden oft Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung getroffen.

So sollen Tempo-Sünder in Versmold ausgebremst werden

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Konkret bedeutete das für den Wilhelm-Vinke-Ring: Die Stadt ließ an mehreren Stellen Blumenkübel aufstellen. Sie sollten Autos im Begegnungsverkehr ausbremsen und die Durchfahrt unattraktiver machen. Piktogramme auf der Fahrbahn lehnte der Kreis seinerzeit ab, weil er deren Erfolg bezweifelte. Bodenwellen wie beispielsweise Berliner Kissen setzt die Stadt nur in besonders sensiblen Bereichen vor Kitas und Schulen um.

Es blieb also zunächst bei Barrieren in Form von Blumenkübeln. Nun hat der Kreis Gütersloh offenbar seine Haltung geändert und den großen Piktogrammen zugestimmt. Die Stadt verweist darauf, dass in der Vergangenheit in dem verkehrsberuhigten Bereich „immer wieder erhöhte Geschwindigkeiten“ festgestellt worden seien.

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Auch wenn diese Piktogramme für Versmold neu sind - ähnliche Maßnahmen wurden unter anderem an der Wittensteiner Straße, Im Entenort und Berliner Straße umgesetzt. Dort wird großflächig auf der Fahrbahn auf Tempo 30 hingewiesen.

Darum gibt es mehr Haifischzähne auf Versmolder Straßen

Die Stadt Versmold hat in den vergangenen Monaten an mehreren Stellen, wie hier an der Alten Landwehr, Haifischzähne aufbringen lassen. - © Tasja Klusmeyer
Die Stadt Versmold hat in den vergangenen Monaten an mehreren Stellen, wie hier an der Alten Landwehr, Haifischzähne aufbringen lassen. (© Tasja Klusmeyer)

Die großen blauen Verkehrszeichen am Wilhelm-Vinke-Ring sollen nur der Anfang sein. Weitere Planungen bestehen derzeit im Bereich des Spielplatzes an der Otto-Engelking-Straße sowie für den verkehrsberuhigten Abschnitt der Nachtigallenstraße, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Auch hier sollen künftig Verkehrsteilnehmer auf diese Weise zum Langsamerfahren gebracht werden. „Die Stadt Versmold wird die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu gegebener Zeit überprüfen“, lässt Stadtsprecherin Marie-Sophie Sirges wissen.

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Auffällig ist zudem, dass in den vergangenen Monaten die Stellen, an denen sogenannte Haifischzähne auf der Fahrbahn zu sehen sind, zugenommen haben. Dabei handelt es sich um weiße Markierungen in Form von Dreiecken, deren Spitzen in Richtung der wartepflichtigen Fahrzeuge zeigen.

„Diese dienen der visuellen Verdeutlichung an Rechts-vor-links-Kreuzungen und Einmündungen. Hier ist leider im gesamten Stadtgebiet verstärkt festzustellen, dass sich Verkehrsteilnehmer nicht an die eigentlich eindeutige Vorfahrtsregelung halten, bzw. diese ignorieren“, erläutert die Stadt den Hintergrund. Die Aufbringung des Verkehrszeichens mit der Nummer 342 dient ebenfalls einer entsprechenden Sensibilisierung - und damit der Reduzierung von Gefahrensituationen.

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