Nächtliches Rasen und Lärm in Versmolds Innenstadt – das sagt die Polizei

Versmold. Laut aufheulende Motoren, getunte Karossen, die viel zu schnell durch enge Gassen rasen – aus Sicht vieler Anlieger und auch der Grünen wird die innerstädtische Münsterstraße nachts viel zu häufig zum gefährlichen Tummelplatz für übermütige Autoprotzer. Sie hatten darum die Debatte um die Verkehrsregeln für die Innenstadt wieder aufgemacht und sich dabei auf die Erfahrungen nach dem ersten halben Jahr mit der neuen Tempo-20-Regelung bezogen. Ihr Fazit: Es funktioniert nicht. Lärm und viel zu hohe Geschwindigkeiten erforderten Maßnahmen. Die Grünen hatten darum beantragt, die Münsterstraße in der Innenstadt teil- und zeitweise zu sperren: von 22 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen. Nur die Anlieger sollten dann passieren dürfen. Dieser Vorschlag wurde jetzt im Ausschuss für Mobilität, Energie, Klima und Umwelt (MEKU) diskutiert – und die Stadtverwaltung argumentierte mit ihren Fakten gegen die grünen Eindrücke. Auf einem repräsentativen Abschnitt hatte die Stadt die Zahlen des Verkehrsdisplays an der Münsterstraße 6 (LVM-Büro) für einen Tag in beide Fahrtrichtungen ausgewertet – und zwar vom 28. Mai, 0 Uhr, bis zum 29. Mai, 0 Uhr. Also auch in der Nacht zum Feiertag Christi Himmelfahrt, wo erfahrungsgemäß noch länger etwas in der Innenstadt los war. &bdquo;Wir haben mehr als 700 Fahrzeuge gemessen. 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer waren nicht schneller als 21 Stundenkilometer unterwegs, die Höchstgeschwindigkeit betrug 55 km/h“, berichtete der zuständige städtische Fachbereichsleiter Dirk Niggemann. Polizei hat keine Kapazitäten für nächtliche Sonderkontrollen in Versmold Selbst im kritischen Intervall zwischen 18 und 0 Uhr seien die Zahlen nicht wesentlich auffälliger gewesen. &bdquo;Man kann das deuten, wie man will“, urteilte Niggemann mit Blick auf die alarmierende Höchstgeschwindigkeit einerseits, aber die unauffällige V85-Geschwindigkeit andererseits. Seine größte Frage mit Blick auf die von den Grünen geforderte Sperrung: &bdquo;Wer kontrolliert das?“ Das wollte Klaus Bißmeier von den Grünen indes nicht gelten lassen: &bdquo;Dieses Problem haben wir mit Tempo 20 doch jetzt auch schon.“ Gefahr im Straßenverkehr: Wie gefährlich ist die B476 zwischen Versmold und Borgholzhausen? Die Verwaltung hatte Ralf Großelanghorst eingeladen, Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizeibehörde. Und der machte sich sogleich daran, zu große Erwartungen zu dämpfen. Etwa mit Blick auf verstärkte Kontrollen und Bußgelder: &bdquo;Wir könnten hier nur mit der Laserpistole blitzen, stünden dann offen, die Leute nähmen uns wahr. Es gäbe kaum Verstöße.“ Zwar werde in der Spitze in Versmolds Innenstadt doppelt so schnell gefahren wie erlaubt, aber: &bdquo;Bei einer V85-Geschwindigkeit von 21 können wir mit Blick auf unsere knappen Personalressourcen hier keine Maßnahmen ergreifen.“ Wenn man die Innenstadt von Rasern und Motorenheulern befreien wolle, &bdquo;dann müssen Sie hier was Technisches machen: Den Bereich mit Pfosten absperren“, so Großelanghorst. Botschaft: Schilder allein helfen hier nicht. So erheblich aufzurüsten stieß im Ausschuss indes auf wenig Begeisterung. Versmolds Bürgermeister sieht keinen akuten Handlungsbedarf Klaus Bißmeier wollte sich indes nicht geschlagen geben: &bdquo;Das Verhalten hier ist doch in vielen Fällen gefährlich. Wir wollten ein halbes Jahr warten und dann Maßnahmen ergreifen, wenn nötig.“ Das konterte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann: &bdquo;Wir haben gewartet. Jetzt liegen Zahlen vor, und die ergeben abgesehen von Ausreißern keinen Handlungsbedarf.“ Zudem habe man mit Blick auf Autoposer und laute Roller schon Aktionen mit der Polizei in Versmold gestartet, Buß- und Verwarngelder kassiert. Der Hintergrund: Nach Tempo-Erhöhung in Versmolds Innenstadt – erste Ergebnisse liegen vor Sören Henkefend (UWG) wollte das Problem hemdsärmelig relativieren: &bdquo;Ich wohne seit 50 Jahren an einer Bundesstraße. Ich weiß, was Lärm ist. Da haben wir größere Probleme. Und Poller zur Sperrung wären geschäftsschädigend für die Innenstadt.“ Benjamin Wegenk (SPD) gab allerdings zu bedenken, &bdquo;dass das hier keine echte verkehrsberuhigte Zone mehr ist. Auch Nicht-Poser fahren rigoroser als früher.“ Wolfgang Beuge (Grüne) brachte ins Spiel, den Einbau von &bdquo;Berliner Kissen“ wie in der Ravensberger Straße zumindest prüfen zu lassen – was wiederum Torsten Gronau (CDU) mit Blick auf den Lärm beim Bremsen und wieder Anfahren kritisierte. Vorschlag: Rumhängen auf Versmolds Parkplätzen wird geahndet Polizist Ralf Großelanghorst brachte schließlich einen praktikablen Vorschlag ins Spiel: &bdquo;Was man mit einem Verweilverbot und Kontrollen des Außendienstes des Ordnungsamtes kontrollieren und unterbinden kann, ist das nächtliche Abhängen auf dem Parkplatz.“ Das wurde von der Politik und der Verwaltung gerne aufgenommen. Der Antrag der Grünen – ergänzt um die Bitte einer Prüfung von Berliner Kissen – wurde indes bei fünf Jastimmen (Grüne, SPD) und acht Neinstimmen (CDU, FDP, UWG) abgelehnt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Versmolder Grüne geben bei der Kontroverse um die Münsterstraße nicht auf

Knifflige Kurve in Versmolds Innenstadt: Gilt hier bald Tempo 30?

Verkehr in Versmolds Innenstadt: Antrag auf Straßen-Sperrung liegt vor

Von Tempo 30 bis Zebrastreifen: Diese Änderungen sind in Versmold geplant