Jahresrückblick 2024

Großprojekte prägen die Orte im Altkreis Halle - oft sind sie umstritten

Ob Schule, Sportplatz, Stromtrasse oder Straße - in Borgholzhausen, Halle, Steinhagen, Werther und Versmold werden Millionen in die Infrastruktur gesteckt. Um wichtigen Wohnraum geht es ebenso.

Die Stromtrasse durch Borgholzhausen hat die Stadt im letzten Jahr dauerhaft beschäftigt. | © Ulrich Fälker

29.12.2024 | 29.12.2024, 19:03

Bau der Strom-Autobahn beschäftigt Borgholzhausen

Selten hat ein Bauprojekt die Stadt Borgholzhausen derart beschäftigt wie der Bau der neuen Stromtrasse in diesem Jahr. Nach jahrelangen Planungen und Ankündigungen beginnt die verantwortliche Firma Amprion im Frühjahr mit den Arbeiten. Zwischen Halle-Hesseln über Wichlinghausen und Borgholzhausen-Stadt bis nach Wellingholzhausen wird gebaggert und gebuddelt, wie sonst nur für die Errichtung einer Autobahn. Die massiven Bautätigkeiten beschäftigen die Anlieger und ziehen zahlreiche Schaulustige an. Sie nehmen die Gräben, die neuen Freileitungsmasten, die im Boden eingelassenen Rohre und Erdkabel genau unter die Lupe. Die Bauarbeiten werden die Stadt Borgholzhausen noch mehrere Jahre beschäftigen. Flankierend strengt eine Gruppe von Grundstücksbesitzern eine Klage gegen die Rechtmäßigkeit des Planfeststellungsverfahrens zum Stromtrassenbau an. Eine Klage, die den Baubeginn verhindern soll, scheitert. Eine weitere landet vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig und wird in einem bemerkenswerten Gerichtstermin verhandelt. Das Urteil dazu wird am 8. Januar 2025 erwartet.

Haller Innenstadt wird aufgewertet

Bald wird es in der Rosenstraße nicht mehr so ruhig und idyllisch zugehen. - © Tobias Barrelmeyer
Bald wird es in der Rosenstraße nicht mehr so ruhig und idyllisch zugehen. (© Tobias Barrelmeyer)

Die Haller Innenstadt wird in den kommenden Monaten ihr Aussehen verändern. Im Rahmen des ISEK-Prozesses werden große Teile umgestaltet, darunter die frühere Hauptverkehrsader Lange Straße. Diese ist in diesem Jahr lange Zeit zumindest teilweise gesperrt gewesen, nun konzentriert man sich zunächst auf die Rosenstraße. Dort fürchten vor allem Einzelhändler einen Umsatzeinbruch. Die Stadt verspricht jedoch, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Zudem soll ein Baustellenbüro stets für Fragen und Anregungen von Bürgern bereitstehen.

Hotel-Abriss in Versmold weckt viele Erinnerungen

Im September schafft die Abrissbirne im Herzen der Stadt Fakten. Auf dem Gelände des früheren Altstadthotels wird Platz gemacht für ein neues Wohnviertel. In mehreren Bauabschnitten sollen dort in den kommenden Jahren vier Gebäude mit insgesamt knapp 50 Mietwohnungen sowie Gewerbeeinheiten in Teilen des Erdgeschosses entstehen. Das Millionen-Projekt von Eigentümer Tobias Nagel wird das Gesicht der Innenstadt verändern. Viele Versmolderinnen und Versmolder verfolgen diese Veränderung mit Wehmut - eine Familie ist ganz dicht dran der Baustelle, bei ihr werden besondere Erinnerungen geweckt.

Versmolds neuer Sportplatz nimmt Formen an

In Versmold-Peckeloh entsteht eine neue Sportanlage für mehr als sechs Millionen Euro. Um die Pläne wurde lange kontrovers diskutiert. - © Marc Uthmann
In Versmold-Peckeloh entsteht eine neue Sportanlage für mehr als sechs Millionen Euro. Um die Pläne wurde lange kontrovers diskutiert. (© Marc Uthmann)

Über die Pläne für eine neue Sportanlage im Ortsteil Peckeloh ist lange, intensiv und kontrovers diskutiert worden. Anfang des Jahres geht es schließlich auf dem Gelände an der Straße Am Wiedenfeld mit den Erdarbeiten los. Zur Freude des SC Peckeloh und der Befürworter. Zum Unmut von Kritikern und Anwohnern. Zwischenzeitlich steht eine Klage von zwei Nachbarn im Raum - man findet vor dem Verwaltungsgericht in Minden einen Kompromiss. Auf der Anlage geht es im Jahresverlauf gut voran. Die Außenanlagen sind weitgehend fertig. Die Stadt selbst investiert 4,2 Millionen Euro; weitere 2,2 Millionen bringt der SCP über Sponsorengelder und durch Eigenleistungen auf. Im Rathaus wird unterdessen für ein weiteres Millionen-Projekt im Sport geplant.

Zwölf Millionen Euro für neue Schule in Versmold

Ihre bisher mit Abstand größte Investition tätigt die Stadt Versmold in die Schullandschaft. Gut zwölf Millionen fließen in den kommenden Jahren in den Bau einer neuen Förderschule im Ortsteil Oesterweg, refinanziert über Miete, die der Kreis Gütersloh als Schulträger künftig zahlt. Seit Herbst laufen die vorbereitenden Arbeiten am Müllerweg; Anfang 2027 soll dort mit dem Förderschwerpunkt Sprache unterrichtet werden. Die besondere Herausforderung: Die Baustelle liegt direkt neben der örtlichen Grundschule, eine Klasse muss für die Bauzeit umziehen.

Neuer Wohnraum in Halle

Im Mai 2025 sollen die neun Wohnungen am Postweg bezugsfertig sein. - © Uwe Pollmeier
Im Mai 2025 sollen die neun Wohnungen am Postweg bezugsfertig sein. (© Uwe Pollmeier)

Der erste Spatenstich für neun barrierefreie Mietwohnungen der kommunalen Wohnungsgenossenschaft Postweg erfolgt zu Jahresbeginn. Im kommenden Frühjahr sollen hier die ersten Wohnungen bezogen werden. „Es ist ein innovatives Projekt für Halle“, betont Bürgermeister Thomas Tappe. Schließlich ist es die Premiere der kommunal getragenen Genossenschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im Baugebiet Masch wird die Genossenschaft im kommenden Jahr ebenfalls aktiv werden. Insgesamt wird der Bau rund drei Millionen Euro kosten, der Anteil der Fördermittel dürfte bei rund 30 Prozent liegen.

Steinhagen braucht neue Schulen und Klassenräume

Zweistellige Millionenbeträge gibt Steinhagen in den kommenden Jahren für Bauprojekte aus. Zu den größten gehören sicherlich der Neubau der Grundschule Brockhagen, nachdem Experten eine Sanierung ausgeschlossen hatten, und die beiden Anbauten des Gymnasiums. Beide Projekte werden jeweils um die 20 Millionen Euro kosten. Gebaut wird aber auch an der Grundschule Amshausen und an der Grundschule Steinhagen. Außerdem soll das Geflüchteten- und Obdachlosenwohnheim an der Patthorster Straße abgerissen und neu gebaut werden.

Großes Interesse an Grundstücken in Werther

111 Kaufanträge für Baugrundstücke hat die Stadt Werther im Oktober auf dem Tisch liegen. Die Interessierten möchten im Baugebiet Blotenberg tätig werden, das lange Zeit in der Böckstiegelstadt politisch umstritten gewesen ist. Der entfernteste Bewerber kommt aus Berlin. Bis Menschen am Blotenberg leben werden, könnte es aber noch ein wenig dauern. Wegen der Vorgaben der Stadt steht immerhin schon der spätestmögliche Termin fest: Ab Herbst 2027 wird der Blotenberg in jedem Fall bewohnt sein.

Diese Haller Grundschule gilt als Vorzeige-Objekt

Die Grundschule Gartnisch ist ein Vorzeige-Projekt. - © Nicole Donath
Die Grundschule Gartnisch ist ein Vorzeige-Projekt. (© Nicole Donath)

Bürgermeister Thomas Tappe nennt die Schule gerne ein Flaggschiff und Schulleiterin Kristina Niemeyer spricht bei der offiziellen Eröffnungsfeier im Mai von einem „Wow-Gefühl“. Dies war im Vorfeld bei einigen Bürgern auch beim Blick auf die Rechnung zu spüren, denn immerhin standen am Ende 14, 6 Millionen Euro für die erste Haller Schule nach dem Cluster-Modell, bei dem innerhalb einer sozialen Einheit gelernt und gelebt wird. Schüler tragen dabei Verantwortung für sich, für die Gemeinschaft und auch für die Räume.