
Versmold. Warum eine neue Förderschule für den Kreis Gütersloh so wichtig ist, belegte Landrat Sven-Georg Adenauer beim Ortstermin in Oesterweg mit einigen Zahlen. Vor zehn Jahren hatte die kreisweit einzige Einrichtung mit dem Förderschwerpunkt Sprache – die Regenbogen-Schule in Rheda-Wiedenbrück – 147 Schülerinnen und Schüler. Zuletzt waren es 218. „Und die Zahlen werden weiter steigen“, so der Chef der Kreisverwaltung. „Es ist deshalb gut und richtig, dass wir hier die Dinge anpacken.“
Wir, damit meinte Sven-Georg Adenauer den Kreis Gütersloh gemeinsam mit der Stadt Versmold. „Für uns ein bisher einmaliges Projekt“, betonte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann die Besonderheit der Kooperation. Die Stadt ist Bauherrin und lässt für 12,5 Millionen Euro die neue Förderschule am Müllerweg errichten. Refinanziert wird diese XL-Investition über die Miete, die der Kreis als Träger der Förderschule zahlt.
„Es ist eines der größten, wenn nicht sogar das größte Projekt vom Finanzvolumen her, das die Stadt stemmt“, sagte Meyer-Hermann und sieht darin eine sinnvolle Investition in die Schullandschaft. „Wir schaffen damit Kapazitäten, die dringend nötig sind.“ Vor allem entlastet der Neubau Familien aus dem Altkreis Halle. Aktuell müssen Kinder und Jugendliche mit entsprechendem Förderbedarf aus dem Norden des Kreises täglich zum Unterricht nach Rheda-Wiedenbrück fahren.
Grundschule und Förderschule sollen gleichermaßen profitieren

Im Frühjahr 2022 hatten Kreis und Stadt Abstimmungsgespräche angesichts knapper werdender Plätze aufgenommen. An welchem Standort kann eine neue Schule entstehen, welche Bedarfe gibt es? Eineinhalb Jahre später erfolgte ein Grundsatzbeschluss in den zuständigen Gremien, weshalb Landrat Adenauer und Bürgermeister Meyer-Hermann allen Beteiligten in Politik und Verwaltung ihren Dank für die Zusammenarbeit aussprachen. „Das hat hervorragend geklappt“, lobte Adenauer. Zum hohen Investitionsvolumen in den Bereich Bildung hat er eine klare Haltung: „Wenn man auf diesem Gebiet nichts tut, holen uns die Kosten an anderer Stelle ein.“
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Zum symbolischen ersten Spatenstich haben sich am Mittwochnachmittag neben den Projektverantwortlichen beider Behörden auch Vertreter der Grundschule Oesterweg/Hesselteich auf dem Schulhof versammelt. Eine gute Nachbarschaft beider Schulen hat am Müllerweg eine lange Tradition und wurde bis zur Schließung der Matthias-Claudius-Schule im Jahr 2016 am Standort gelebt.
Daran soll angeknüpft werden: Jede Schule hat ihre eigenen Bereiche, verbunden durch eine gemeinsame Mitte zur Begegnung. Beispielsweise werden Bibliothek, Fachräume, Mensa und Bewegungshalle von allen Klassen genutzt. „Beide Schulen sollen von der Gemeinschaft profitieren“, nannte Michael Meyer-Hermann das Ziel. Etwa 130 Grundschüler lernen am Oesterweger Standort, die Förderschule wird sieben Lerngruppen umfassen.
Wichtiger Schritt auf der Großbaustelle in Versmold getan
Zunächst einmal bedeutet die Baustelle für die Schule, aber auch die Nachbarschaft, einige Einschränkungen. „Danke fürs Aushalten und Ertragen“, sagte der Bürgermeister deshalb an die Anwesenden gerichtet. Ein wichtiger Zwischenschritt ist nunmehr geschafft. Die umfassenden Abbrucharbeiten sind erledigt, genauso die aufwendige Gründung aufgrund der schwierigen Bodenbeschaffenheit.
Aktuell laufen die Ausschreibungen für weitere Gewerke. Der Hochbau, so informierte Meyer-Hermann, soll im August starten. Etwa zwei Jahre Bauzeit stehen dann bevor. Zu Beginn des Schuljahres 2027/2028 soll die neue Schule schließlich in Betrieb gehen. Dann ist der Weg für Förderschulkinder aus dem Altkreis Halle, die Beeinträchtigungen im Sprachlichen haben, nicht mehr so weit.
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