
Um gleich am Anfang ganz ehrlich zu Ihnen zu sein: Als ich angefangen habe, mir über diesen Wochenkommentar Gedanken zu machen, begann wieder einer dieser unfassbar trüben Tage, wie sie nur der Winter hervorbringen kann. Grau in noch mehr Grau - und obwohl es schon ziemlich lange Morgen war, blieb es einfach dunkel.
Genau die richtige Stimmung also, um sich mal so richtig im Weltschmerz zu suhlen. Und machen wir uns nichts vor, Anlässe dafür gibt es ja immer genug: Kriege, Wirtschaftskrise und zur Not immer die wandelnde Bedrohung Donald Trump. Und wenn ich in unsere Zeitung blicke, finde ich bestimmt leichter Krisen- als Erfolgsstorys.
Es war also ein trotziger Impuls, der mich antrieb, in der vergangenen Woche gezielt nach positiven Nachrichten zu suchen. Ich habe sie gefunden, sie machen mir Mut, und das sollte bei Ihnen auch so sein. Also serviere ich diesmal einen optimistischen Wochenrückblick - ich habe so das Gefühl, der tut Ihnen auch gut.
Der geplagte Wald ist stärker als gedacht
Der Sturz des Diktators Assad in Syrien zum Beispiel bedeutet zunächst einmal das Ende einer Schreckensherrschaft mit Unterdrückung und Foltergefängnissen. Und auch, wenn viele Fragen noch nicht geklärt sind und die Zukunft des Landes ungewiss ist, so schöpfen viele syrische Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, jetzt Hoffnung. Auch in unserer Region. Wie viele von ihnen zurückkehren wollen und werden, steht noch in den Sternen. Viele haben Kinder, die in Deutschland groß geworden sind, haben sich bei uns etwas aufgebaut, leisten in unserer Gesellschaft einen wertvollen Beitrag. Aber zumindest haben sie nun vielleicht bald die Möglichkeit, Verwandte in der Heimat wiederzusehen.
Jahrelang haben wir über den Untergang des Waldes berichtet - und ihn auf dem Kamm des Teutoburger Waldes auch beobachten können. Borkenkäfer und Klimawandel: Keine Chance für gesunde Baumbestände, hieß es lange. Und dann präsentiert Försterin Gabriele Lindemann stolz die Ergebnisse der Anpflanzungen - der Wald hat sich von seiner persönlichen Krise erholt. Möglich, dass er anders, stärker zurückkommt.
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Das Gleiche könnte auch für unsere viel gescholtene Wirtschaft gelten, die ja seit geraumer Zeit in einem Tief steckt. Nun analysieren erste Experten, dass es vielleicht genau diese Krise braucht, um den notwendigen Wandel hin zu modernen Branchen und zukunftsfähigen Produkten zu schaffen.
Arbeitsmarkt im Altkreis Halle erstaunlich robust
Na toll, könnte man darauf jetzt antworten: Was hilft das den Beschäftigten in Unternehmen mit Sparprogrammen und Arbeitsplatzabbau? Klar, bei Jtekt in Halle-Künsebeck herrscht weiter Kurzarbeit, Schaeffler in Steinhagen hat in den vergangenen Jahren viele Stellen verloren, die traditionsreiche Druckerei Kolbe in Versmold steckt mitten in einem schmerzhaften Umbruch.
Dazu passt auf den ersten Blick die Schlagzeile, dass die Zahl der Firmen-Insolvenzen in NRW zuletzt deutlich angestiegen ist. Blickt man allerdings auf den Altkreis Halle, dann zeigt sich unsere heimische Wirtschaft allen Problemen zum Trotz erstaunlich robust: Abgesehen von der Insolvenz des Fleischwarenherstellers Specht in Borgholzhausen behaupten sich die größeren Arbeitgeber trotz der schwierigen konjunkturellen Lage - ein Unternehmen wie Kolbe etwa erwartet für 2025 wieder ein anziehendes Geschäft.
Derweil sind heimische Zugpferde wie Storck, Simtra oder Hörmann weiter auf Expansionskurs und der Arbeitsmarkt zeigt sich relativ stabil. Und parallel dazu gehen die Betriebe wie selbstverständlich auch die Energiewende an. Als Beispiel könnte der heimische Modehändler Walbusch dienen: Der installiert zahlreiche E-Ladesäulen für Kunden auf seinem Gelände und wird mittelfristig auch in Windkraft und grünen Wasserstoff investieren. Und zwar aus Überzeugung und wirtschaftlichen Erwägungen - nicht gezwungenermaßen. Solche Tendenzen geben Hoffnung, dass unserer Gesellschaft die Transformation gelingt.
Menschen müssen an den Veränderungen beteiligt werden
Und dass die Menschen daran beteiligt werden. Dafür hat sich in Borgholzhausen eine Bürgergenossenschaft gegründet, um Windräder zu bauen. Auch hier gibt es wie berichtet noch viele wichtige Fragen und Hürden - aber die Idee ist richtig: Nehmt die Menschen beim gesellschaftlichen Wandel mit.
Der vollzieht sich übrigens auch mitten in Borgholzhausen: In Windeseile hat sich eine Apotheke mit viel Historie zum Cowork-Space verwandelt - schneller als es der Investor selbst erwartet hat, herrscht Leben in der Bude mit vielen selbstständigen Unternehmerinnen und Unternehmern. Weil die Menschen eben nicht verharren, sondern anpacken.
Nach meiner kleinen Jubelarie haben Sie jetzt zwei Möglichkeiten: Sie können mich - nicht unberechtigt - naiv nennen und mir vorwerfen, zahlreiche fraglos vorhandene Probleme und Sorgen zu verharmlosen. Oder Sie nehmen meine kleine Aufzählung als Ansporn und Mutmacher: Vielleicht hilft das ja gegen besonders graue Dezembertage.