Co-Working in Borgholzhausen unter einem geheimnisvollen Dachboden

Borgholzhausen. Michael Künsebeck, der neue Inhaber der alten Ziegler’schen Apotheke, hat am zweiten Adventswochenende die Türen des etwa 400 Jahre alten Gebäudes geöffnet. Hier soll künftig das Domizil von sogenannten Co-Workern sein, die aus verschiedensten Gründen für kurz oder auch länger einen Arbeitsplatz suchen. &bdquo;Sei es, weil zu Hause im Homeoffice zu viel Trubel herrscht und man sich nicht konzentrieren kann, oder auch, weil zu Hause im Homeoffice gar nichts los ist und man den Austausch mit anderen sucht“, sagt Susan Ehmke. &bdquo;Oder eben auch, um Präsenz zu zeigen.“ Die Fachbuchhändlerin für Sprachbegeisterte hat in der Freistraße 7 schon einen der Arbeitsplätze gemietet, obwohl der Umbau des Hauses noch bevorsteht. Aber der Run sei so groß gewesen, dass nun schon insgesamt fünf ganz verschiedene Menschen hier beheimatet seien. Michael Künsebeck hat das Haus im Sommer gekauft. Seit 1767 sind hier Arzneikundige untergebracht. Den Namen erhielt die Apotheke seinerzeit von Justus Matthias Ziegler, Piums zweitem Apotheker überhaupt. Künsebeck ist zwar kein Apotheker und will hier auch keine Apotheke führen, aber er ist Mitarbeiter in einer medizinischen Abteilung in der Pharmaindustrie, also gar nicht so weit weg vom Apothekerberuf. Außerdem betreibt der Haller die Künsebeck Immobilien GmbH. &bdquo;Die Apotheke habe ich aber privat gekauft - sie ist etwas Besonderes“, sagt er. Der Giftschrank auf dem Dachboden des Borgholzhausener Gebäudes Was er meint, wird beim Gang durch das Gebäude klar. Bewaffnet mit einer Taschenlampe steigt er die Stufen zur zweiten und dritten Etage hoch, denn hier gibt es kein Licht. Denn in den Räumen auf dem Dachboden der Apotheke ist gefühlt seit mindestens 100 Jahren niemand mehr gewesen. Eine Giftkammer, ein Giftschrank, Kisten mit leeren Apothekerflaschen und Reagenzgläsern zeugen vom Wirken der früheren Apothekergenerationen. Über den Fußboden, der beim Laufen nachgibt, kommt man in die vergessenen Räume. Und auch auf eine Dachterrasse, von der aus man in einen blau gekachelten, etwa fünf Meter mal zehn Meter großen und vollkommen zugewucherten Pool schaut. &bdquo;Ist das nicht cool?“, fragt Künsebeck und sieht das alte Becken bereits mit einem Glasüberbau versehen als Veranstaltungsraum für Lesungen oder Ähnliches. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK &bdquo;Hier oben sollen sechs seniorengerechte Wohnungen entstehen“, sagt Michael Künsebeck. Mit einem Aufzug von außen und einem Gemeinschaftsraum für die Geselligkeit. Und unten werden die Co-Worker-Plätze eingerichtet, `von denen einige jetzt schon belegt sind. &bdquo;Der große Umbau steht aber noch bevor, denn so kann es nicht bleiben“, sagt Künsebeck. Ein Beleg dafür ist der Arbeitsplatz von Susann Ehmke, die sich mit einem weiteren Co-Worker einen Raum teilt. Um dahin zu gelangen, muss man durch ein Bad mit Toilette gehen. &bdquo;Wenn ich meinen Arbeitsplatz verlasse, muss ich immer klopfen, weil da jemand sitzen könnte“, lacht sie. Erste-Hilfe-Kurse für Kinder im Erdgeschoss Im Erdgeschoss ist ebenso der Notfallsanitäter Patrick van Diesen untergebracht. Er gibt als Praxisanleiter im aktiven Rettungsdienst und Ausbilder Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinbewerber, Erste Hilfe am Kind für Eltern oder Lehrer, Erste-Hilfe-Kurse für Sanitätspersonal in Firmen und freie Kurse für alle, die Interesse haben. Er nutzt dafür den Wintergarten und zeigte am Wochenende schon mal ein paar Kursinhalte. Anna Hielscher richtet im Erdgeschoss ihren Herzraum ein, einen Ort der Begegnung, den jeder, der Gemeinschaft sucht, nutzen kann. Der Herzraum war vorher im alten Bahnhof untergebracht. Lisa Kübler hat sich ebenfalls schon eingemietet, und sie bietet ebenfalls im Erdgeschoss unter anderem Yoga und Thai-Massagen an. In der ersten Etage sitzt noch mutterseelenallein Alioscha Jelinek, Autor unter anderem für Manga-Comics. Er ist einer, der eher Ruhe braucht. Neben den Co-Worker-Arbeitsplätzen gibt es einen großen Konferenzraum für Meeting oder Tagungen. &bdquo;Den werde ich nutzen, wenn ich mich mit meinen Verlegern treffe“, sagt Ehmke. Er steht aber auch allen anderen Nutzern zur Verfügung. Für den Umbau geht es zurück ins Homeoffice Dass das Haus vor dem Umbau schon so rege genutzt wird, war gar nicht geplant. &bdquo;Ich war selbst erstaunt, dass es hier einen so großen Bedarf gibt“, sagt Michael Künsebeck. Eigentlich habe er das Haus erst &bdquo;schick machen“ und dann nutzen wollen. An Tag X, wenn die Umbauarbeiten losgehen, werden wohl einige der schon ansässigen Co-Worker zunächst in ihre Homeoffices zurückkehren müssen. Vorübergehend. Wer sich über das Co-Working informieren möchte, der kann das auf der Internetseite www.Old-Pharmacy.de tun. Michael Künsebeck ist zu erreichen unter Tel. 0162 8229366 und per E-Mail unter info@old-pharmacy.de.

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