Specht-Insolvenz aus Borgholzhausen: Mitarbeiter gewährt tiefe Einblicke

Borgholzhausen. Karsten Schröder (Name geändert) ist frustriert. &bdquo;Eigentlich hatten wir gedacht, es würde weiter gehen“, sagt der nun ehemalige Mitarbeiter des Borgholzhausener Feinkost-Herstellers Specht. Wie berichtet musste das Traditionsunternehmen Insolvenz anmelden. Seit dem 1. April ist das Unternehmen geschlossen. Schröder erzählt gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt“, wie er die letzten Tage in Casum erlebt hat. &bdquo;Wir hatten alle noch Hoffnung“, sagt der Ex-Mitarbeiter, der wie seine rund 80 Kollegen und Kolleginnen zunächst einen Aufhebungsvertrag erhalten hat. Schließlich bedeutet eine Insolvenz nicht direkt das Aus eines Unternehmens. Und auch der Insolvenzverwalter, Hans-Joachim Berner aus Lübbecke, hatte angedeutet, eine Lösung zu finden. Doch am Gründonnerstag platzte die Bombe. &bdquo;Der Insolvenzverwalter hat bei einer Betriebsversammlung gesagt, dass es nicht weitergeht.“ Die Stimmung, sie war laut Karsten Schröder am Boden. &bdquo;Besonders die langjährigen Mitarbeiter waren sehr traurig.“ Er selbst war seit einigen Jahren bei dem Familienbetrieb beschäftigt und hält nun nach einer neuen beruflichen Perspektive Ausschau. Zurmühlen-Gruppe gibt kein Gebot ab Ähnlich ergeht es nun auch den ehemaligen Kollegen von Schröder. Eine Kündigungswelle habe es trotz der drohenden Pleite nicht gegeben. Schließlich glaubten alle noch an eine Wende und einen potenziellen Investor. Aus Branchenkreisen hatte es geheißen, dass die Zurmühlen-Gruppe Interesse gezeigt habe. Mit diesem Gerücht räumt Schröder auf: &bdquo;Sie haben nicht geboten.“ Trotzdem hatten zumindest die Personaler der Gruppe um den Rheda-Wiedenbrücker Fleisch-Giganten Tönnies ihre Finger mit im Spiel. Vertreter von Tönnies seien bei der Bekanntgabe des Firmenendes mit dabei gewesen. Umgehend hätten sie nach Bekanntgabe des Betriebs-Aus der Specht-Belegschaft die Möglichkeiten erläutert, etwa beim ehemaligen Nölke-Werk in Versmold unterzukommen. Konkrete Angebote habe es jedoch nicht gegeben. In den Räumlichkeiten von Specht hätten Specht-Mitarbeiter allerdings Stellenangebote anderer Betriebe ausgehängt. Woran genau es bei dem Unternehmen aus Casum scheiterte, darüber kann auch Schröder nur rätseln. &bdquo;Im Grunde genommen lief es wirklich gut.“ Aufträge seien stets vorhanden gewesen. &bdquo;Wir hatten immer gut zu tun.“ Die Produktion sei in der Tagschicht erledigt worden. Die Verpackung habe bestehende Aufträge sogar teilweise in drei Schichten abarbeiten müssen. Auch unter der Belegschaft sei die Atmosphäre gut und &bdquo;familiär“ gewesen. &bdquo;Die Arbeit hat meistens viel Spaß gemacht.“ Das Verhältnis zu Firmen-Chef Bernd Specht bezeichnet der Mitarbeiter ebenfalls als gut. Insolvenzverfahren am Amtsgericht Bielefeld Nur die Finanzen stimmten eben nicht. Das Auslaufen eines Finanzierungsmodells (Factoring) brachte Liquiditätsprobleme mit sich. Lange Zahlungsziele, unter anderem der Discounter, brachten Specht in Schieflage. Außerdem litt das Unternehmen an immer weiter steigenden Rohstoffpreisen. &bdquo;Dass es im Moment aber in der Branche schwierig ist, ist ja allgemein bekannt“, weiß auch Schröder und nennt unter anderem den TFB-Konzern (unter anderem Reinert) als Beispiel. Der Fleisch- und Wurstwarenhersteller &bdquo;The Family Butchers“ mit Sitz im Versmolder Ortsteil Loxten musste im vergangenen Jahr eines seiner Werke in Niedersachsen schließen. Zudem gab es Umstrukturierungen in der Geschäftsführung. Im Falle des Borgholzhausener Unternehmens liefen alle Umstrukturierungsmaßnahmen ins Leere. Vor dem Amtsgericht Bielefeld wurde am 1. April das Insolvenzverfahren eröffnet (AZ 43 IN 83/24). Forderungen der Gläubiger müssen bis zum 22. Mai an den Insolvenzverwalter übermittelt werden. Aus der öffentlichen Mitteilung des Gerichts geht zudem hervor, dass ein neuer Gläubigerausschuss gebildet wird. Versmolder Nagel-Group beteiligt Diesem gehört zum einen die Bundesagentur für Arbeit, vertreten durch Michael Schreiber und Andreas mit Sitz in Herford an. Außerdem wurde die Nagel-Group aus Versmold, vertreten durch Thomas Dey, in den Ausschuss bestimmt. Komplettiert wird er durch Steven Sagwitz, dessen Adresse mit Hesselteicher Straße 81 in Borgholzhausen angegeben wird. Das Gremium kommt laut der Mitteilung zu einem Prüfungstermin am Mittwoch, 12. Juni, um 11 Uhr im Gebäude des Bielefelder Amtsgericht zusammen. Das wird wohl eines der letzten Kapitel in der Geschichte des Traditionsunternehmens sein. Die letzten Aufträge wurden abgearbeitet, und Firmenchef Bernd Specht kümmert sich nun um die Abwicklung der Firma. Er wollte sich auf HK-Anfrage nicht äußern.

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