
Halle. Wenn eine Freiwillige Feuerwehr aufgrund Personalmangels den Brandschutz nicht mehr gewährleisten kann, kommt die Pflichtfeuerwehr ins Spiel. So sieht es das Gesetz vor. Dann können Bürger zum Dienst am Schlauch verpflichtet werden, so ist es beispielsweise derzeit im Ostseeheilbad Grömitz der Fall, und auch in List auf Sylt gab es bis April 18 Jahre lang nur von der Kommune bestimmte Brandbekämpfer.
Davon ist Halle glücklicherweise noch weit entfernt, gleichwohl schlägt Feuerwehrleiter Christian Herden nun Alarm, da die Mitgliederzahlen in der Lindenstadt eher eine fallende Tendenz aufweisen. Im Zuge der Erstellung des Feuerwehrbedarfsplans im Frühjahr hatte auch die Verwaltung unter anderem durch aufwendig gestaltete Flyer versucht, Bürger für den Feuerwehrdienst zu gewinnen. In den Folgemonaten wurde gemeinsam mit der Feuerwehr ein Konzept erarbeitet, welches Halles Feuerwehrchef Christian Herden und Ordnungsamtsleiter Benjamin Potthoff nun im Haupt- und Finanzausschuss vorstellten.
Aktuell verfügt die Haller Feuerwehr, die in die vier Löschzüge Halle, Künsebeck, Kölkebeck und Hörste unterteilt ist, über 22 Einsatzfahrzeuge. Zum Ende des vergangenen Jahres zählte sie 151 Mitglieder. Während in Hörste (39 Mitglieder) ein Aufnahmestopp gilt, liegen Halle mit 53 Mitgliedern (Sollstärke 80) und Künsebeck mit 32 Mitgliedern (Sollstärke 40) unter dem, was eigentlich gewünscht wäre. Die Kölkebecker Feuerwehr hat 32 Mitglieder.
Geld soll die Bereitschaft befeuern

Im Kern sieht das Konzept, über das nun in den kommenden Wochen innerhalb der Fraktionen beraten wird, vor, den Feuerwehrleuten eine Aufwandsentschädigung zu zahlen und somit ihren ehrenamtlichen Einsatz durch die Zahlung von Geldprämien zu entlohnen. Angedacht ist ein Punktesystem, das sich an einer Idee der Feuerwehr Wetter an der Ruhr orientiert. Demnach werden unterschiedlich viele Punkte für Standard-Einsätze (1 Punkt), Groß-Einsätze (2 Punkte). Lehrgänge (2 Punkte) oder das Ablegen des Sportabzeichens (bis zu 15 Punkte) verteilt. Ein Punkt entspricht dabei 12,50 Euro, maximal werden pro Mitglied und Jahr 2.000 Euro steuerfrei ausgezahlt.
Zudem soll die Höhe der bisher bereits für 18 Funktionsträger festgelegten Aufwandsentschädigungen steigen, und der Kreis der Funktionsträger soll erweitert werden. Unter Strich würde somit der Finanzbedarf von 65.000 auf 221.000 Euro steigen, was einen Mehrbedarf von 156.000 Euro pro Jahr bedeutet, den die Stadt aufbringen und in den Haushalt einplanen müsste.
Andere Kommunen sind bereits einen Schritt weiter. So richtet sich Rietberg ebenfalls nach dem besagten Punktesystem, in Werther werden hingegen für jeden Einsatz pauschal fünf Euro entrichtet. In Rheda-Wiedenbrück, wo es auch eine Berufsfeuerwehr gibt, werden acht Euro pro Einsatzstunde gezahlt, und in Bad Oeynhausen sind es sogar zehn Euro.
Bis zum Jubiläum soll es besser werden
"Unser Ziel ist es, den Negativtrend zu stoppen, nachhaltig neue Mitglieder zu gewinnen und die Eintreffzeiten und die Personalstärke zu verbessern", fasste Christian Herden zusammen. "Wir wissen nicht, ob dies das Patentrezept ist", gab Benjamin Potthoff ehrlich zu, aber man wolle es gerne so versuchen. Herden blickte zudem schon einmal auf das Jubiläumsjahr 2029, in dem die Haller Feuerwehr 150 Jahre alt wird und wünschte sich, dass er dann auf eine positive Mitgliederentwicklung zurückblicken kann.
Arbeit gibt es schließlich genug. Auch bedingt durch extreme Wetterereignisse stieg die Einsatzzahl von 234 im Jahr 2017 auf 364 im vergangenen Jahr. Jedes Mitglied bringt rund 200 Stunden pro Jahr auf, Löschzugführer kommen auf 600 Stunden und der Feuerwehrchef opfert rund 1.200 Stunden und somit gut drei Stunden pro Tag von seiner Freizeit.