Berater hält Plädoyer für Aldi-Verlagerung in Halle - und wird überrascht

Halle. Wie lässt sich der Einzelhandel in der Lindenstadt optimieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich regelmäßig die BBE Handelsberatung und erstellt dazu ein aktualisiertes Gutachten. Jörg Lehnerdt, Niederlassungsleiter aus Köln, erläuterte nun noch einmal einzelne Punkte vor dem Haupt- und Finanzausschuss, bevor das Gutachten als &bdquo;städtebauliches Entwicklungskonzept“ verabschiedet wurde. Halles Einzelhandel in Zahlen Der Diplom-Kaufmann beschränkte sich zunächst auf ein paar Zahlenwerte zur groben Orientierung. So gibt der Haller Bürger im Schnitt 7.272 Euro im Jahr aus. Diese Zahl multipliziert mit der Einwohnermenge ergibt ein Kaufkraftpotenzial von 155,5 Millionen Euro. Mit einem Kuchendiagramm veranschaulichte er den Anwesenden, wie sich diese Summe auf die verschiedenen Produktarten aufteilt. So ergeben Nahrungs- und Genussmittel (59,7 Millionen Euro) sowie Apotheken- und Sanitätsartikel (20,1 Millionen Euro) in Kombination schon mehr als die Hälfte der Ausgaben. Der Bereich &bdquo;Bekleidung und Schuhe“ deckt mit Ausgaben von 12,6 Millionen Euro nur acht Prozent des Kuchens ab. Diese Zahl veranlasste Reinhard Stricker (CDU) nachzufragen, wie Lehnerdt die Situation der Schuhgeschäfte in Halle beurteile. &bdquo;Die Leute tragen heutzutage keine Lederschuhe mehr, sondern Sneaker“, erwiderte Lehnerdt. Diese Tatsache sei nicht zu ändern. &bdquo;Und ihre Sneaker suchen die Leute nicht mehr in der heimischen Innenstadt“, fuhr er fort und erntete zustimmendes Murmeln. Nahversorgungszentrum Künsebecker Weg Wie berichtet ist das sogenannte Nahversorgungszentrum am Künsebecker Weg aktuell ein umstrittenes Thema unter Haller Lokalpolitikern. Grund dafür ist die dort ansässige Aldi-Filiale. Der Plan, diese Filiale in das Baugebiet Masch zu verlegen, wurde erst kürzlich im Planungsausschuss abgelehnt. SPD und Grüne hatten dagegen gestimmt - die Bedingungen beider Fraktionen, die an das Vorhaben geknüpft sind, würden nicht erfüllt, so die Begründung. Eine finale Entscheidung fällt aber erst im Rat. Bürgermeister Thomas Tappe und FDP-Vertreter Harald Stützlein dürfen dann ebenfalls mit abstimmen und könnten das Vorhaben doch noch ermöglichen. Beide haben sich bereits pro Aldi-Verlegung positioniert. Lesen Sie auch: Deswegen lehnen SPD und Grüne den Aldi-Neubau ab. Auch Jörg Lehnerdt hält einen Aldi-Neubau für unerlässlich. Nicht nur, weil sich die Discounter-Kette andernfalls völlig aus Halle zurückziehen würde. &bdquo;Es braucht einen größeren und moderneren Aldi“, sagt der Handelsexperte. Bei einem Neubau wäre zudem die Öko-Bilanz deutlich besser. Die Ansiedlung eines Edekas am Künsebecker Weg hält Lehnerdt für nicht umsetzbar. Bereits 2019 hatte die BBE Handelsberatung das in einem Gutachten festgehalten. Dabei gehe es nicht darum, einzelne Wettbewerber zu benachteiligen, stellte Lehnerdt mit Nachdruck klar. Mit einer Edeka-Filiale entziehe man der eigenen Stadtmitte zu viel Publikumsverkehr. Auch rechtlich sei das wohl kaum durchzusetzen. &bdquo;Mit dem Marktkauf haben sie in Halle im Grunde schon einen sehr großen Edeka-Markt“, sagte Lehnert. Ebendieser Anziehungspunkt ziehe die Menschen in die Haller Innenstadt und fördere somit auch die kleineren Geschäfte dort. Einzelhandel in Künsebeck und Hörste Ein weiteres Analyseergebnis der BBE Handelsberatung betrifft den Bau- und Heimwerkermarkt. Hier sei in Halle noch Potenzial vorhanden, wenn auch nur wenig. In Künsebeck biete sich demnach ein kleiner Baumarkt mit einer Verkaufsfläche von allenfalls 4.000 Quadratmetern an, erklärte Lehnerdt. Insbesondere das Gartencenter Brockmeyer decke eben schon viel ab, was ein klassischer Baumarkt normalerweise im Angebot habe. Daher werde empfohlen, lediglich ein ergänzendes Warensortiment anzubieten, wenn denn ein solcher kleiner Baumarkt realisiert werden sollte. Einen Betreiber für einen solchen Markt zu finden, halte er aber für unrealistisch. Lesen Sie auch: So macht das Gartencenter Brockmeyer Werbung für das Weihnachtsgeschäft. Dass das Gutachten aus Köln doch nicht ganz aktuell ist, zeigte sich, als die Sprache auf die vermeintlich fehlende Nahversorgung in den Ortsteilen Künsebeck und Hörste kam. &bdquo;Dafür haben wir Lösungen gefunden“, berichtete Bürgermeister Thomas Tappe dem vortragenden Lehnerdt, der von den Eröffnungen der zwei Tante-Enso-Filialen offenbar noch gar nichts mitbekommen hatte. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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