Schülerzahlen steigen: Gibt es genug Platz in den Grundschulen?

Experten erwarten ab dem Schuljahr 2022/23 wieder mehr Grundschüler. Grundsätzlich ist das natürlich eine positive Nachricht. Doch bedeutet sie auch, dass die Verantwortlichen das Raumangebot punktuell verbessern.

Die Experten rechnen für die kommenden Jahre mit steigenden Schülerzahlen. Das könnte vor allem an der Grundschule Hörste – hier ein Archivfoto von einer Einschulungsfeier – zu steigendem Platzbedarf führen. | © Max Maschmann

21.06.2021 | 21.06.2021, 05:00

Halle. „Wir sind an den Grundschulen gut ausgestattet", erklärte Bürgermeister Thomas Tappe unlängst im Ausschuss für Schule und Sport und ergänzte: „Vernünftige Rahmenbedingungen sind sehr wichtig – das Gebäude ist der dritte Pädagoge."

Zuvor hatte Wolf Krämer-Mandeau in seinen Ausführungen zur Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes ein insgesamt positives Bild der Situation an den vier Haller Primarstufen-Einrichtungen gezeichnet. In seinem Statement war der Leiter der Bonner Projektgruppe Bildung und Region unter anderem auch auf die aktuelle Raumsituation eingegangen.

In allen vier Grundschulen liegt Halle deutlich über dem Richtwert von 7,5 Quadratmetern für jeden Schüler. An der Spitze liegen hier die Pläne für den Neubau der Grundschule Gartnisch mit 10,9 Quadratmetern, es folgen die Grundschule Künsebeck mit 9,8 und die Lindenschule mit 8,8. Schlusslicht beim Raumangebot ist die Grundschule Hörste mit 8,5 Quadratmetern. Zum Vergleich: Die Haller Gesamtschule verfügt derzeit rein rechnerisch über 11,4 Quadratmeter pro Schüler.

Grundschule Hörste

Für die Grundschule Hörste schlägt die Projektgruppe „biregio" eine Neustrukturierung der Klassenräume und des Ganztags mit Mensa vor, so dass auch eine Jahrgangs-Clusterung möglich würde. Als einfachste Variante wäre nach Einschätzung der Experten zu prüfen, ob ein Umbau des großen Saales im evangelischen Gemeindehaus zur Mensa mit multifunktionaler Nutzung durch Schule und Gemeinde verhandelbar sei. Dies würde das Gemeindezentrum zugleich aufwerten und beleben und stellte für die Schule einen bedeutenden Gewinn dar. Alternativ könnte eine Mensa mit Küche an den nördlichen Trakt des Hauptgebäudes angebaut werden. Bei einem zunächst einstöckigen Anbau entstünde so zugleich eine Ausbaureserve. Zudem zeigte Krämer-Mandeau die Möglichkeit auf, dass der Heimatverein aus dem ersten Obergeschoss des alten Schulgebäudes in das Dachgeschoss zieht. Dadurch ließe sich die Nutzfläche des Vereins und der Schule vergrößern.

Lindenschule

Die Analyse der Lindenschule ergab, dass es sich hier zwar um das größte Schulgebäude handelt, die Flurflächen allerdings nahezu der Größe der Klassenräume entsprechen. Nach Einschätzung des Fachbüros wird die Schule mit den geplanten Umstrukturierungen und der verstärkten Nutzung der Flure beziehungsweise der Pausenhalle „dauerhaft gut arbeiten können".

Grundschule Künsebeck

Nach Einschätzung der Fachleute ist die zweizügige Grundschule Künsebeck mit einem Plus von einem großen Raum und einer praktisch ausgeglichenen Flächenbilanz bestens versorgt. In der Praxis würden sich zwar Ungleichgewichte bei der Flächenverteilung sowie eine ungünstige Raumanordnungen ergeben, die Gutachter sehen aber lediglich solche Verbesserungsmöglichkeiten, die mit erheblichen Eingriffen in den Bestand verbunden und daher unverhältnismäßig teuer und folgenreich wären.

Grundschule Gartnisch

Der Entwurf für den Neubau der Grundschule Gartnisch ist auf dem aktuellen Planungsstand begutachtet worden. Er erscheint den Experten als zweckmäßig, zukunftsoffen und für die prognostizierte Dreizügigkeit ideal. Nach dem von „biregio" empfohlenen Raumprogramm läge die Grundschule Gartnisch bei einer positiven Bilanz von einem großen Raum und rund 150 Quadratmetern.

Mehr Grundschüler

Für die kommenden Jahre erwarten die Experten übrigens steigende Schülerzahlen in der Lindenstadt. Nach dem Tief im Schuljahr 2017/18 mit 178 liegt die Zahl aktuell bei 205 Erstklässlern, die sich auf neun Klassen verteilen. Für das kommende Schuljahr wird zwar ein Rückgang auf 190 Schüler und acht Klassen erwartet, danach sollen die Zahlen aber wieder steigen. 217, 224, 212, 201 und 225 sind die erwarteten Größenordnungen bis zum Schuljahr 2026/27. Wenn es bei den Zahlen bleibt, müssten 2023/24 und 2026/27 jeweils zehn Grundschulklassen in Halle eingerichtet werden.

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