Werther-Langenheide. An diesem dunklen Tag im November liegt das Gelände an der Schröttinghausener Straße verwaist da. Das ist anders, wenn auf den benachbarten Sportplätzen Fußball gespielt wird. Lange stand es im Bereich der Möglichkeit, dass dort, wo sich bis vor zwei Jahren die frühere Gaststätte Massmann befand, wieder eine Unterkunft für Geflüchtete gebaut wird. Doch diese Pläne will die Stadt nun aufgeben.
Es ist jetzt genau zwei Jahre her, da das geschichtsträchtige Gebäude an der Schröttinghausener Straße 14 abgerissen wurde. Bis dahin hatte es den Jahrhunderten getrotzt, war lange Jahre Schankwirtschaft, Hotel, Dorfladen, Bäckerei und Heimstatt für die Fußballer des SV Häger gewesen.
Nach dem Tod von Wilfried Massmann 2004 hatte seine Witwe Hanna die Wirtschaft noch einige Zeit weitergeführt, bis auch sie aus Krankheitsgründen aufgab. 2008 kaufte schließlich die Stadt das Haus. Eigentlich, um den Fußballstandort Häger zu sichern und die Schaffung eines Kunstrasenplatzes zu ermöglichen. Allerdings war der Ankauf der Fläche an die Bedingung geknüpft, die ehemalige Gaststätte mit zu erwerben.
Geschichtsträchtige Immobilie in Werther wurde 2023 abgerissen
Was auch passierte. Und sich als glückliche Fügung erwies. Denn als 2015 die Flüchtlingskrise über Europa hereinbrach und auch in Werther der städtische Wohnraum bald ausgeschöpft war, war die Stadt froh um das Gebäude. Es wurde ertüchtigt, und bereits im Januar 2016 zogen die ersten Asylbewerber ein.
Das Haus blieb Gemeinschaftsunterkunft, bis 2021 ein Bewohner einen Zimmerbrand auslöste. Danach war das Gebäude nicht mehr bewohnbar. Die zwölf Geflüchteten, die hier ein Obdach gefunden hatten, wurden auf andere Unterkünfte verteilt.
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Lange war fraglich, was die Stadt mit der Immobilie anfangen sollte und ob sie jemals wieder für Wohnzwecke genutzt werden könnte. Weil sich am Ende eine Sanierung als wirtschaftlich nicht darstellbar erwies, entschied der Rat Anfang 2023, das Haus abbrechen zu lassen. Das passierte im Dezember 2023.
Nach wie vor besteht an dieser Stelle Baurecht
Was bislang allerdings nicht aufgehoben wurde, ist die rechtliche Nachwirkung. Für die Stadt wäre es nach wie vor möglich, auf dem Grundstück wieder ein Gebäude zur Nutzung als Unterkunft für Geflüchtete und Obdachlose zu errichten - trotz seiner Lage im planerischen Außenbereich.
2021 hatte die Verwaltung dieses Baurecht durch eine entsprechende Voranfrage beim Kreis Gütersloh beantragt, was auch positiv beschieden wurde. In Kürze allerdings läuft die Gültigkeit dieser Bauvoranfrage ab, die bereits um ein Jahr verlängert worden war. Weshalb die Mitglieder des Ausschusses für Planen, Bauen und Stadtentwicklung am kommenden Dienstag, 2. Dezember, entscheiden müssen, ob sie das Baurecht erneut verlängern wollen.
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In der Verwaltungsvorlage heißt es dazu, dass die Stadt aufgrund der Lage im Außenbereich „keinen sinnvollen Standort“ für eine mögliche Nutzung sieht. In der Vergangenheit hatte sich der Ort weitab der Infrastruktur von Werther als nicht unbedingt ideal erwiesen.
Vergleichbarer Neubau würde Werther 1,5 Millionen Euro kosten
Neben der reinen Standortfrage sei auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein Neubau einer Unterkunft für Geflüchtete und Obdachlose „derzeit nicht vorstellbar“. Die Errichtung eines vergleichbaren Baus würde geschätzt 1,5 Millionen Euro kosten. Allein vor diesem Hintergrund soll auf die Verlängerung des Baurechts für einen Ersatzbau verzichtet werden.
Die Sitzung am Dienstag beginnt um 18 Uhr im Rathaus und ist öffentlich.
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