Trauer in Werther: Chef vom Unternehmen Poppe + Potthoff gestorben

Werther. Selten nimmt Bürgermeister Veith Lemmen solche Worte in den Mund, doch er tut es wohlüberlegt: &bdquo;Christian Potthoff-Sewing war von einer Tiefgründigkeit, einer Zugewandtheit, ja einer Brillanz, die mich beeindruckt haben. Mit ihm verliert Werther einen großen Visionär.“ Dr. Christian Potthoff-Sewing, geschäftsführender Gesellschafter und Hauptanteilseigner von Werthers größtem Arbeitgeber Poppe + Potthoff, lebt nicht mehr. Im Alter von 65 Jahren ist der Unternehmer am 2. Juni nach langer, schwerer Krankheit verstorben. &bdquo;Sein Leben war geprägt von außergewöhnlichem unternehmerischem Weitblick, unerschütterlicher Integrität und einem unermüdlichen Engagement“, schreibt das Unternehmen in seinem Nachruf. Der Verstobene sei der kreative Kopf hinter dem Wachstum und der zukunftsfähigen Entwicklung von P+P gewesen, habe mit &bdquo;analytischer Kompetenz, strategischer Begabung und dem Vertrauen auf das Bauchgefühl im richtigen Augenblick“ die Basis für die Entwicklung des Unternehmens gelegt. Das Wertheraner Unternehmen wird in Familienhand bleiben &bdquo;Christian war mehr als ein Unternehmer“, heißt es. &bdquo;Er war eine Persönlichkeit mit Haltung, ein verlässlicher Ratgeber und ein Mensch, der mit großer Verantwortung für Mitarbeiter, Familie und Gesellschaft handelte. Sein Humor, seine Zugewandtheit, sein breitgestreutes Interesse prägten die Zusammenarbeit mit ihm. Wir verneigen uns in Dankbarkeit und tiefem Respekt vor seinem Lebenswerk.“ Bis zum Schluss hielt Christian Potthoff-Sewing, der zuletzt mit seiner Frau in Berlin lebte, mehr als 50 Prozent der Anteile an P+P. &bdquo;Das Unternehmen wird in Familienhand bleiben und in seinem Sinn weitergeführt“, heißt es seitens der Geschäftsleitung. Dass der gebürtige Wertheraner Christian Potthoff-Sewing die Firma seines Vaters mehrfach durch schwieriges Fahrwasser würde steuern müssen, war dem jungen Mann 1978 glücklicherweise noch nicht bewusst. Nach dem Abitur am Kreisgymnasium Halle studiert er in den USA zunächst Politikwissenschaften und Philosophie, dann Wirtschaft und Internationale Beziehungen. Er überlegt sogar, ganz nach Amerika überzusiedeln. Von Werther in die USA, nach England und Portugal Doch es kam anders. Nach dem Masterabschluss in Entwicklungsökonomie und dem Doktor in Industrieökonomie in England ging er 1986 zunächst als Volkswirt zum Weltkonzern Unilever nach London, wechselte kurz darauf jedoch zur Unternehmensberatung Roland Berger, für die er unter anderem ein Jahr lang in Portugal tätig war. Dann kam das Jahr 1990, das den Globetrotter zurück nach Werther brachte. Christian Potthoff-Sewing erbte 15 Prozent des Familienunternehmens, dem es zu dieser Zeit sehr gut ging. Ein &bdquo;Boomjahr beim Stahl“ hat Potthoff-Sewing selbst diese Zeit einmal genannt. Doch mit dem Ende der Sowjetunion kam der Einbruch, die Exporte blieben aus, P+P rutschte in die Krise. &bdquo;Die ersten zehn Jahre bei P+P waren für mich ständige Krisenbewältigung“, fasste es der Unternehmer 2017 in einem HK-Interview zusammen. Sanierung des Unternehmens ist mit schmerzlichen Einschnitten verbunden Doch Christian Potthoff-Sewing schaffte es, sein Unternehmen aus dem Tal herauszuführen. Wenn dies auch mit schmerzlichen Einschnitten verbunden war. Zahlreiche Mitarbeitende in Werther verloren damals ihren Arbeitsplatz. Der Einstieg in den Automotive-Bereich brachte schließlich die Wende. Potthoff-Sewing investierte, eröffnete 2003 ein neues Werk in Ungarn, übernahm andere Standorte weltweit. Und der Firmenchef blieb am Ball, suchte nach profitablen Nischen insbesondere in Zukunftstechnologien. &bdquo;Christian Potthoff-Sewing hat nicht nur sein Unternehmen, sondern immer auch die Weltlage umgetrieben – und wie man mit unternehmerischen Entscheidungen die Verhältnisse verbessern kann. Nachhaltigkeit war für ihn nicht nur ein Wort“, betont Werthers Bürgermeister. Unternehmerischer Geist des Wertheraners hat sich ausgezahlt &bdquo;Privat war Christian Potthoff-Sewing ein anständiger und weitsichtiger Mann, den die Fragen der Zeit beschäftigt haben – auch ökologische Fragen“, so Lemmen. Dass er nun verstorben sei, bedauere er sehr. Da geht es seiner Vorgängerin im Amt, der langjährigen Bürgermeisterin Marion Weike, nicht anders. Mehr als 20 Jahre lang hatte sie regelmäßig mit dem Firmenchef Kontakt. &bdquo;Christian Potthoff-Sewing hat sich unglaublich für sein Unternehmen engagiert“, sagt sie. Er habe sich von der Krise der 1990er Jahre nicht entmutigen lassen und in neue Geschäftsfelder investiert, sogar mitten in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 das neue Technologiezentrum an der Dammstraße gebaut. &bdquo;Dieser unternehmerische Geist hat sich ausgezahlt.“ Persönlich nennt Marion Weike den Verstorbenen einen &bdquo;zurückhaltenden Menschen, der stets ruhig und besonnen“ gehandelt habe. Und der abseits seiner unternehmerischen Tätigkeit viele andere Interessen hatte. Das Segeln gehörte dazu, das Lesen – und die Kunst von Peter August Böckstiegel. &bdquo;Familie Potthoff-Sewing war sehr mit Familie Böckstiegel verbunden“, sagt daher auch der Leiter des Museums, David Riedel. In den 1930er Jahren sei dies durch Briefe belegt, zuletzt habe sich dies 2021 in der Dauerleihgabe einer Böckstiegel-Skulptur an das Museum gezeigt. &bdquo;Man spürt die Verbundenheit“, sagt David Riedel, der sich dankbar zeigt, dass die Familie des Verstorbenen statt Blumen um eine Spende für die Böckstiegel-Stiftung bittet. Trauerfeier findet am kommenden Montag in Werther statt Am Montag, 16. Juni, findet die Trauerfeier für Christian Potthoff-Sewing in der St. Jacobi-Kirche in Werther statt. Anschließend wird er beigesetzt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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