Kreativ-Agentur in Werther: Mit Miele in die Küchen der Scheichs

Werther. Zwei Tage lang war Markus Stein von morgens bis abends in Dubai. Nicht persönlich, aber in Gedanken. Denn zwei Tage lang lief in seinem Büro nonstop Radio Dubai. Dazu blätterte er Zeitschriften durch, die er sich aus den Emiraten hatte kommen lassen. Seine Art, in diese Welt einzutauchen. Seine Art, sich ganz auf einen Kunden einzuschwingen. In diesem Fall hieß der Kunde Miele und war für Markus Stein durchaus kein neuer Kunde. Doch das Produkt, das der Wertheraner im Jahr 2009 für die Weltmarke bewerben sollte, war mehr als ungewöhnlich - zumindest für einen ostwestfälischen Haushalt. Miele wollte auf den Luxusmarkt in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder banal gesagt: in die Küchen der Scheichs. Und dazu hatte man im soliden Gütersloh vergoldete Einbauküchengeräte entwickelt. Backöfen, Kaffeemaschinen, Kühlschränke, an denen goldene Griffleisten glänzten. Und diese Glanzstücke sollte Markus Stein den Emiratis nun schmackhaft machen. Wahl zwischen Werbung und Orgelmusik in Kreativagentur &bdquo;In der Konzeptionsphase nehme ich mir Zeit, um tief einzutauchen. Ich will Produkt und Zielgruppe ganz durchdringen“, sagt er. Für Mieles Goldschätze erdachte der Werbefachmann Kataloge, deren Gestaltung an Geigenkörper erinnerte. &bdquo;Damit sollte die hohe kulturelle Bedeutung des Designs und der Marke Miele international vermittelt werden“, erklärt er. Als Markus Stein Mitte der 1980er-Jahre nach dem Abitur in Gütersloh über seine berufliche Zukunft nachdachte, gab es zwei Optionen. &bdquo;Ich hätte mir auch einen Weg als Kirchenmusiker oder Filmkomponist vorstellen können.“ Die Alternative war Werbung. &bdquo;Mein Vater hatte ein Büro für Industriewerbung. Das fand ich interessant.“ So fiel die Entscheidung auf Grafik-Design. Die Leidenschaft für Musik behielt er bei - bis heute als Organist in der Wertheraner St.-Michael-Kirche. Perfekter Start für Wertheraner mit einem Auftrag von Miele Dass das Studium an der Fachhochschule Bielefeld richtig war, zeigte sich auch in anderer Hinsicht. Er lernte seine Frau Margit kennen, die ebenfalls Grafikdesign studierte und ihn bis heute in der Werbeagentur unterstützt sowie die Liebe zur Musik teilt. Mit dem Diplom in der Tasche arbeitete Markus Stein in Agenturen. Doch schnell war klar, ein Angestelltenverhältnis passte nicht. Die Fremdbestimmtheit in größeren Agenturen und wenig Kontakt zu den Kunden entsprachen nicht seiner Vision eines erfüllten Berufslebens. So gründete er mit 32 Jahren seine eigene Agentur: ID Kommunikation Stein. Und die erwischte einen guten Start. Er reaktivierte seine alten Kontakte zu Miele, wo er einst ein Volontariat in der Werbeabteilung absolviert hatte, und startete mit einer Bildergeschichte für ein Direct Mailing im Jahr 2000 in die Selbstständigkeit. Erstmals Menschen in der Miele-Werbung zu sehen Weitere Großkampagnen folgten. Er entwickelte Aktionen zu &bdquo;100 Jahre Waschmaschine“ und &bdquo;75 Jahre Staubsauger“, wobei er eine revolutionäre Neuerung einführte: Erstmals in einer Miele-Kampagne waren Menschen zu sehen. &bdquo;Rudolf Miele war der Meinung, das die Produkte für sich sprechen, deshalb waren bis dahin in den Kampagnen nur die Haushaltsgeräte zu sehen“, erzählt Markus Stein. Es kostete viel Überzeugungskraft, dass sich Produkte besser bewerben lassen, wenn man Emotionen der Kunden anspricht. &bdquo;Heute ist das Standard, ohne Lifestyle kann man kein Produkt verkaufen.“ Lesen Sie auch: Miele-Expertin rät: Diese drei Fehler sollten Sie an der Waschmaschine vermeiden Nach dem fulminanten Start stieg auch Ehefrau Margit in die Agentur mit ein. Die perfekte Mischung, wie beide sagen. &bdquo;Ich bin von Grund auf kreativ und muss manchmal eher eingefangen werden“, sagt Markus Stein. &bdquo;Und ich bin eher analytisch“, sagt Margit Stein. Musik für Werbefilme spielt Markus Stein in Werther selbst ein Gemeinsam haben sie seit dem Studium die Entwicklungen in der Werbebranche begleitet, sich und ihre Agentur, die sie 2005 aus Halle in ihren Wohnort Werther geholt haben, immer wieder neu erfunden. &bdquo;Was man an der FH lernt, ist eine gute Grundlage, aber hat auch ein schnelles Verfallsdatum“, sagt der 58-Jährige. Damals war an den Einsatz von Drohnen oder Virtuell Reality noch nicht zu denken. Heute zeichne die Agentur aus, dass sie den Kunden eine große Bandbreite an Möglichkeiten biete. Er steuert die Drohne für Filmaufnahmen, bietet Suchmaschinenoptimierung, macht Bilder im eigenen Fotostudio und spielt auch schon mal die Orgel- oder Klaviermusik für Werbefilme selbst ein. Die neueste Entwicklung ist ein digitaler Virtuell-Reality-Showroom, in dem Unternehmen und Kunden Produkte ausprobieren können. Für den Wanderweg “Weg für Genießer“ haben die Steins eine App entwickelt. Für die Stadt Werther Imagefilme, in denen Margit Stein und ihre Kinder zu sehen sind. Für die IHK Ostwestfalen einen hybriden Geschäftsbericht, der auf Papier, aber auch als interaktive Website zu betrachten ist. Und für Miele den Prototypen für ein interaktives Schaufenster, das international in den Flagship-Stores zum Einsatz kommt. Im Wandel sind nicht nur Darstellungsformen, sondern auch die Branche. &bdquo;Mein Vater musste in seiner Agentur nicht einen einzigen Kunden akquirieren, alle kamen von selbst“, sagt Markus Stein. &bdquo;Heute muss man baggern, das Geld ist überall knapp.“ Trotzdem würde er für alles werben. &bdquo;In der Lebensmittelbranche ist viel Blendwerk dabei. Da muss man zum Beispiel Produkte als gesund verkaufen, die es gar nicht sind. Das Berufsethos dort, ist nicht so meins“, sagt Markus Stein. Die Begeisterung für den Beruf haben die Steins an ihre Kinder weitergegeben. Adrian und Sophia Stein studieren ebenfalls am Fachbereich Gestaltung der FH. Ob sie mal in die Agentur einsteigen, das werde die Zukunft zeigen. Doch bis dahin haben Margit und Markus Stein selbst noch viele kreative Ideen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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