Böckstiegel unterm Hammer: 10.000 Euro für ein Tonrohr aus Werther?

Werther/Berlin/München. Zugegeben, es wären ganz schön teure Weihnachtsgeschenke. Aber natürlich ganz besondere, die jedes Zimmer glänzen ließen. Und es wären welche, deren Wert noch steigen dürfte, was man von den wenigsten Gaben unterm Weihnachtsbaum sagen kann. Wer also bereit ist, mindestens 10.000 Euro auszugeben, könnte bald zu den glücklichen Besitzern eines oder mehrerer Werke von Peter August Böckstiegel zählen. &bdquo;Man kann sich ja auch selber beschenken“, meint David Riedel augenzwinkernd. Der Künstlerische Leiter des Museums Peter August Böckstiegel ist die erste Adresse, wenn man mehr über die vier Objekte erfahren will. Wohl keiner kennt sich so gut aus wie er, und fast immer kann er mehr zu den Werken erzählen, als im Auktionskatalog abgedruckt ist. Aber selbst wenn nicht: Spannend ist trotzdem, was er zu sagen hat. Sogar, wenn er wie in diesem Fall zugeben muss: &bdquo;Ich habe keine der vier Arbeiten je gesehen.“ Böckstiegel bemalte sechs Rohre vor über 90 Jahren Damit meint David Riedel: in echt. Im Werksverzeichnis sind sie aufgelistet, &bdquo;aber sie waren seit vielen Jahrzehnten in Privatbesitz und sind entsprechend nicht öffentlich gezeigt worden.“ Etwas &bdquo;ganz Besonderes, sehr Ausgefallenes und wohl das Merkwürdigste, das es von Böckstiegel gibt“ nennt David Riedel zwei bemalte Wasserrohre aus Ton, die am Freitag, 6. Dezember, über das Auktionshaus am Grunewald in Berlin versteigert werden. Beide sind namenlos, ein Rohr zeigt ornamentale Szenen mit einem Selbstporträt Böckstiegels als Pferdedompteur, das andere eine Gärtnerin, einen Reiter und Vögel. Böckstiegel hat sie zwischen 1920 und 1930 angefertigt. &bdquo;Es gab mal sechs davon“, erzählt Riedel. Heute gebe es noch drei. In den 1980er Jahren seien sie plötzlich &bdquo;aus dem blauen Dunst heraus“ aufgetaucht. Die zwei, die jetzt in Berlin unter den Hammer kommen, befänden sich im Besitz einer berühmten Privatsammlung in Nordrhein-Westfalen. Den Namen will Riedel nicht verraten, dafür kann er ein spannendes Detail berichten: &bdquo;Niemand konnte sich erinnern, dass Böckstiegel diese Arbeiten jemals angefertigt hatte.“ Waren sie also echt? Oder eine Fälschung? &bdquo;Rohre gehören unbedingt ins Böckstiegel-Museum“ &bdquo;Sie sind echt. Denn Hanna Böckstiegel, Witwe des Künstlers, hat dies zu Lebzeiten bestätigt“, erzählt Riedel. Und die Arbeiten machten richtig etwas her, &bdquo;sie sind stattliche 1,10 Meter groß“. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Und so außergewöhnlich, dass Riedel im Vorfeld der Auktion versucht hat, sie für das Böckstiegel-Museum zu bekommen. Nicht als direkten Ankauf, dafür hat die Stiftung keinen Etat. &bdquo;Aber ich habe im Umfeld des Freundeskreises für einen Ankauf geworben. Doch leider war der Preis zu hoch.“ Als Mindestgebot sind pro Objekt 10.000 Euro aufgerufen. Viele Jahrzehnte in süddeutschem Privatbesitz Wer sich eher für ein Gemälde interessiert, wird einen Tag später beim Auktionshaus Ketterer in München fündig. Die beiden Böckstiegels, die hier am Samstag, 7. Dezember, unter den Hammer kommen, haben mit rund 100 Zentimer mal 90 Zentimetern ebenfalls eine stattliche Größe. Und auch sie begeistern David Riedel: &bdquo;Vor allem das frühe Werk ist sehr stark.“ Lesen Sie auch: Herber Rückschlag für Böckstiegel-Stiftung Dennoch steht für Riedel fest: &bdquo;Die beiden Rohre sind so speziell, dass ich finde, sie gehören unbedingt ins Museum.“ Allerdings ist er hin- und hergerissen, &bdquo;auf der anderen Seite würde ich mich auch sehr freuen, wenn sie bei der Versteigerung gute Preise erzielen“. Seine Hoffnung ist, dass er am Ende erfährt, wer die Arbeiten erworben hat - und den oder die neuen Besitzer gewinnen kann, die Rohre dem Museum als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Viele Jahrzehnte in süddeutschem Privatbesitz Wer sich eher für ein Gemälde interessiert, wird einen Tag später beim Auktionshaus Ketterer in München fündig. Die beiden Böckstiegels, die hier am Samstag, 7. Dezember, unter den Hammer kommen, haben mit rund 100 Zentimer mal 90 Zentimetern ebenfalls eine stattliche Größe. Und auch sie begeistern David Riedel: &bdquo;Vor allem das frühe Werk ist sehr stark.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Museum Bo?ckstiegel (@museumboeckstiegel) Es trägt den schlichten Namen &bdquo;Stillleben“ und ist um 1922 entstanden. Im für Böckstiegel charakteristischen starken Farbauftrag in kräftig leuchtender Intensität zeigt es Schalen mit Äpfeln und Birnen, Tonkrügen und eine Kaffeekanne. Erwartet wird ein Kaufpreis von rund 25.000 Euro. &bdquo;Wer ein expressives Bild sucht, ist hier genau richtig“, findet Riedel. Das Bild stammt aus einer Privatsammlung aus Baden-Württemberg, &bdquo;von einer ursprünglich in Werther ansässigen Familie“, weiß der Museumsleiter. Diese habe lange direkt neben dem Böckstiegel-Haus in Arrode gewohnt, durch Erbschaft innerhalb der Familie sei das Bild in Süddeutschland gelandet. Werk des Werther Künstlers nach fast 90 Jahren auf dem Markt Ganz unbekannt sei es nicht, es sei schon in verschiedenen Ausstellungen öffentlich gezeigt worden, darunter 1983 und 1997 in der Bielefelder Kunsthalle. Auch das zweite Gemälde, das &bdquo;Stillleben mit Mohnblumen“ von 1933, ist bereits öffentlich ausgestellt worden - 1936 in Dresden, wo Böckstiegel lange Zeit ein eigenes Atelier betrieb. Auch dieses Bild kennt David Riedel, &bdquo;allerdings nur von Fotos“. In dem Jahr, da es in Dresden gezeigt wurde, wurde es an eine Familie nach Bayern verkauft. Dort ist es bis heute geblieben, &bdquo;was Seltenheitswert hat“, kommentiert Riedel. Jetzt kommt es zum ersten Mal nach fast 90 Jahren auf den Markt. Sein Schätzpreis liegt bei 20.000 Euro. 60.000 Euro keine Seltenheit für Böckstiegel-Werke &bdquo;Als ich hier in Werther angefangen habe, waren die Blumenbilder die teuersten Arbeiten von Böckstiegel“, blickt Riedel zurück. Wahrscheinlich darum, da Böckstiegel so viele von ihnen gemalt hat, und entsprechend regelmäßig welche auf den Markt kamen. Preise bis 60.000 Euro und sogar darüber seien keine Seltenheit gewesen. &bdquo;Inzwischen werden auch andere Motive von ihm verkauft, weshalb die Preise etwas heruntergegangen sind.“ Also für Liebhaber doch ein machbares Geschenk zu Weihnachten? Lesen Sie auch: Pächterin verlässt überraschend das Museumscafé

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