Storck schafft Fakten in Werther: Riesige Bauarbeiten verändern Landschaft

Werther. Mücken tanzen über dem Wasser, im Lehm sind Spuren von Rehen zu sehen, die Warmenau plätschert in ihrem neuen Bett leise vor sich hin - zu hören jedenfalls dann, wenn die beiden Bagger gerade eine Pause einlegen. Obwohl auf dem Gelände unweit der Bethlehemskirche in Rotenhagen unter Hochdruck gearbeitet wird, ist schon jetzt zu sehen, was hier im Grenzbereich zwischen Werther und Spenge einmal entstehen wird. Eine Auenlandschaft, wie es sie früher einmal gab, auf 5,5 Hektar und ermöglicht durch die Firma Storck. Natürlich renaturiert der Süßwarenriese das Areal nicht aus purer Liebe zur Natur. Er tut dies, weil er es tun muss. Nicht zwingend an dieser Stelle und nicht zwingend in dieser Weise. Doch ohne die Maßnahme hätte er seinen Standort in Halle nicht in großem Stil erweitern dürfen. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Gütersloh war es, die die Flächen an der Warmenau für eine Renaturierung ins Gespräch gebracht hatte, erläutert Sprecherin Lena Baron. Durch einen Flächentausch habe die August Storck KG das Gelände schließlich kaufen und die Maßnahme durchführen können. Kosten dürften für Storck in die Hunderttausende gehen Wie viel Geld Storck in Ankauf, Planung und schließlich Umsetzung gesteckt hat und noch stecken wird, will Unternehmenssprecher Dr. Bernd Rößler nicht verraten. &bdquo;Zu den Kosten machen wir keine Angaben.“ Wer die massiven Veränderungen sieht, dem wird allerdings schnell klar, dass die Summe in die Hunderttausende gehen dürfte, wenn nicht mehr. Daniel Riekschnietz und Christian Albrecht sitzen an diesem Montagmorgen in ihren riesigen Kettenbaggern an zwei entfernten Zipfeln des Geländes. Der eine ist dabei, den früheren Bachlauf der Warmenau zuzuschütten, der andere platziert Wurzelballen gerodeter Bäume im Uferbereich des neuen Baches. Es ist extrem matschig, die Erdbewegungen und der Regen der vergangenen Wochen haben das Gelände aufgeweicht. Trotzdem sind die Baggerfahrer entspannt: &bdquo;Noch geht’s“, sagen sie. Vorsichtig sind sie dennoch, als sie ihre tonnenschweren Geräte durch das Gelände manövrieren. Das müssen sie auch, denn auf keinen Fall wollen sie stecken bleiben. Ausnahmegenehmigung für vorzeitigen Start der Bauarbeiten Damit dies nicht passiert, durften die Arbeiten bereits Anfang August beginnen. Eigentlich würde man eine Maßnahme wie diese außerhalb der Vegetationsperiode vornehmen. Doch in diesem Fall haben sowohl der Kreis Gütersloh als auch der Kreis Herford einem früheren Start zugestimmt. &bdquo;Die Flächen an der Warmenau sind nass“, begründet Lena Baron aus Gütersloh. Aus diesem Grund habe man sich nach der nassen ersten Jahreshälfte einen trockeneren Zeitpunkt für die Umsetzung gewünscht, bevor es in den nassen Winter geht. Noch zwei oder drei Wochen, schätzt Daniel Riekschnietz, würden er und sein Kollege bis zur Fertigstellung brauchen. Die Mitarbeiter von Richter-Tiefbau aus Paderborn beeilen sich, denn die Bodenverhältnisse werden täglich schwieriger. Der größte - und prekärste - Teil ist allerdings bereits geschafft. Seit einigen Wochen schon fließt die Warmenau in ihrem neuen Bett. Statt wie früher tief eingegraben und schnurgerade schlängelt sie sich nun offen in weiten Linien, sogenannten Mäandern, durch die Senke. Dabei wurde sie von 180 auf 760 Meter verlängert. Ihr eigentliches Bett wird sie selbstständig ausbilden, je nach Wassermenge und Fließgeschwindigkeit. Sie kann sich ausdehnen, bei Hochwasser über die Ufer treten, ein echtes Biotop entwickeln. Auch die beiden Altarme der Warmenau, die erhalten bleiben, bieten Flora und Fauna nun ganz neue Lebensräume. Umweltverbände sehen Maßnahme in Werther kritisch Viel ist im Vorfeld über die Maßnahme diskutiert worden. Seitens der Naturschutzbehörden aus Gütersloh und Herford, die am Ende ihre Genehmigung gaben, aber auch der Umweltverbände. Wie berichtet sahen BUND, Naturschutzbund NRW und Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt den Eingriff kritisch. Sie befürchten, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört und die Wasserhaushalte der Talsohle erheblich gestört würden. Vor allem die massiven Erdbewegungen und der viele Boden, der auf dem Gelände aufgeschüttet wird, waren ihre Kritikpunkte. Würde man das Gelände dann noch aufforsten, könnte dies in heißen Sommern zur Folge haben, dass die Warmenau schlimmstenfalls austrocknet. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass laut Bernd Rößler am Ende mehr als 13.000 Kubikmeter Boden bewegt werden. Hätte man diesen auf Lkw geladen, wären das zwischen 700 und 900 Ladungen voll gewesen. Genau das ist auch der Grund, warum der Boden nahezu vollständig auf dem Areal verbleibt. Höchstens 1.000 Kubikmeter, schätzt Daniel Riekschnietz, würden abgefahren und auf eine Bodendeponie gebracht. &bdquo;Falls sich kein Bewerber dafür findet“, ist er beim Blick auf den schweren Lehm allerdings skeptisch. Computer im Bagger leistet wertvolle Hilfe Er selbst hat viel Spaß an der ungewöhnlichen Baustelle. Wobei ungewöhnlich: &bdquo;Unsere Firma hat für Storck schon die Umlegung von Laibach und Wiesengraben in Halle übernommen“, berichtet er. Und in Paderborn die Renaturierung der Lippe. &bdquo;Ich finde solche Projekte schön, weil man sehen kann, was sich daraus entwickelt.“ Als er das erzählt, blickt er mit einem halben Auge auf die Technik in seinem Bagger-Cockpit. Die ist fast so wichtig wie die große Schaufel. Riekschnietz deutet auf ein Tablet neben den Schalthebeln. &bdquo;Wir arbeiten mit einem 3-D-Modell. Der Computer sagt mir genau, wie tief ich graben muss.“ Ein Problem waren und sind die Drainagen, die das umliegende Gelände entwässern. &bdquo;Acht haben wir bisher gefunden, sechs auf der einen Seite der Warmenau, zwei auf der anderen“, schildert Riekschnietz. Manche so alt, dass sie noch aus Tonrohren bestanden, aber auch neuere aus Kunststoff. &bdquo;Wir haben sie bis zum neuen Bachbett verlängert. Gut möglich, dass wir noch mehr finden“, meint er. Zeitnah wird die Landschaft aufgeforstet Sobald die Tiefbauer ihre Arbeiten beendet haben, rücken Mitarbeiter der Forstabteilung von Storck an, um mit der Aufforstung der Randbereiche zu beginnen. Dies werde in enger Abstimmung mit den Naturschutz- und Forstbehörden erfolgen, erläutert Bernd Rößler. Der größte Teil des Geländes werde allerdings sich selbst überlassen, eine Bewaldung erfolge durch natürliche Sukzession. Höchstens für Pflegemaßnahmen wird man künftig noch auf das Gelände fahren. Dazu werden aktuell zu beiden Seiten des Bachlaufs, von Wertheraner und von Spenger Seite aus, geschotterte Wirtschaftswege angelegt. Ansonsten erhoffen sich die Naturschutzbehörden und auch die Städte Werther und Spenge nun, dass sich durch den neuen, vielfältigen Lebens- und Naturraum auch die Gewässergüte der Warmenau verbessert. Die war Untersuchungen zufolge in einem denkbar schlechten Zustand, weshalb eine Renaturierung wie diese auch als &bdquo;besonders hochwertige Kompensationsmaßnahme“ angesehen würde, wie Lena Baron vom Kreis Gütersloh betont.

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