Nach Abholzung im Storck-Wald: Hier schafft der Süßwarenriese Ausgleich

Werther/Halle. Im nördlichsten Zipfel Werthers plätschert die Warmenau durch ein hügeliges Gelände. Der Bachlauf markiert die natürliche Grenze zwischen Werther und Spenge, ist von Sträuchern und kleinen Bäumen gesäumt, die landwirtschaftlichen Wege bei Spaziergängern und Reitern beliebt. Doch die Idylle trügt. Der Bach führt zum großen Teil schnurgerade durch die Landschaft, sein Lauf wurde vielfach von Menschenhand verändert, die Gewässergüte ist schlecht. So hat es jüngst ein Gutachten dokumentiert. All das dürfte bald jedoch der Vergangenheit angehören. Die August Storck KG hat allein in diesem Bereich rund 5,5 Hektar erworben, um den Bachlauf und die umliegenden Flächen zu renaturieren. Keineswegs das einzige Areal, das als Ausgleich für die geplante Erweiterung des Unternehmens in Halle dient. Das Bundesnaturschutzgesetz macht es unmissverständlich deutlich: Wer Eingriffe in der Landschaft vornimmt, ist verpflichtet, sie auszugleichen oder zu ersetzen. Bekanntlich will die August Storck KG an mehreren Stellen ihr Firmengelände in Halle erweitern. Bevor die Behörden diesen Plänen grünes Licht erteilt haben, musste das Unternehmen darlegen, wo es Kompensation schaffen würde. Und das ist eben nicht nur in Halle, sondern zu erheblichen Teilen in Werther geplant. Erste Maßnahmen sind bereits umgesetzt. Aufforstung am Blotenberg abgeschlossen Fast 17 Hektar Ausgleichsflächen sind es insgesamt. An verschiedenen Stellen in Isingdorf, außerdem in Rotenhagen, an der Theenhausener Straße und am Esch. Alles Flächen übrigens, die der Süßwarenriese erworben hat. Zu welchem Preis, teilt er ebenso wenig mit wie die Investitionskosten, die die verschiedenen Renaturierungsmaßnahmen verschlingen werden – und allein die dürften erheblich sein. Schon die 1,5 Hektar, die Storck Anfang dieses Jahres am Blotenberg nördlich des Isingdorfer Wegs hat aufforsten lassen, werden zig tausend Euro gekostet haben. 4.000 Laubbäume und 900 Sträucher wurden in die Erde gebracht, manche von ihnen noch so klein, dass sie im prächtig stehenden Wintergetreide kaum auffallen. Nicht ohne Grund wurde das Gelände daher eingezäunt, um die kleinen Pflanzen vor Wildverbiss zu schützen. Dass Storck genau diese Fläche hat aufforsten lassen, hat seinen Grund. Beate Behlert vom Kreis Gütersloh, dem die Planungshoheit obliegt, erläutert: &bdquo;Hier soll zur Erweiterung des vorhandenen Waldes ein Laubmischwald entstehen." In Traubenkirsche, Esskastanie, Hainbuche, Spitzahorn, Vogelkirsche, Elsbeere und Eberesche seien hauptsächlich heimische Arten gepflanzt worden, dazu ein Waldmantel aus Sträuchern wie Kornelkirsche, Heckenkirsche, Weißdorn, Schlehe, Haselnuss, Hartriegel, Schneeball und Pfaffenhütchen. Baumwahl in Abstimmung mit Forstamt Wie Storck-Unternehmenssprecher Dr. Bernd Rößler erläutert, sei die Auswahl in Abstimmung mit dem zuständigen Forstamt erfolgt. Die Maßnahme diene dem Ausgleich der südlichen und östlichen Erweiterung von Storck zwischen Paulinenweg, A 33 und Holtfelder Straße. Genau wie ein halber Hektar an der Straße Auf dem Klei. Hier würden jedoch ausschließlich Laubgehölze gepflanzt, so Dr. Rößler, und zwar frühestens in der kommenden Pflanzperiode November 2022 bis März 2023. Lesen Sie auch: Mit Video: Rodungsarbeiten im Storck-Wald beendet, Aktivisten machen weiter Das gilt auch für weitere 2,8 Hektar Auf dem Klei, die Kompensation für die östliche Storck-Erweiterung schaffen sollen – also dem Areal zwischen der Haller Westumgehung, der A 33 und dem Paulinenweg. Darüber hinaus gibt es weitere Aufforstungsflächen, um Storck die südliche und westliche Erweiterung zu ermöglichen. Darunter 2,7 Hektar an der Theenhausener Straße und – bereits 2015/16 realisiert – 2,6 Hektar im Esch. Grundlage sei in beiden Fällen eine Grunddienstbarkeit zugunsten der August Storck KG, so Dr. Rößler. Und schließlich würden noch 1,3 Hektar am Isingdorfer Bruch aufgeforstet. Naturnah: Bach profitiert Die größte zusammenhängende Renaturierungsmaßnahme ist allerdings an der Warmenau geplant – auf insgesamt 5,5 Hektar. Der Bachlauf soll nach Aussage Beate Behlerts und Dr. Rößlers naturnah neu profiliert und in Meandern auf längerer Laufstrecke durch die Landschaft geführt werden. In der Hoffnung, dass hier langfristig ein feuchter Wald entsteht. Wie der Unternehmenssprecher weiter ausführt, würden in diesem Jahr die konkreten Planungen erstellt, die Umsetzung sei für 2023 vorgesehen. Er rechnet mit sechs bis acht Monaten Bauzeit und erheblichen Erdbewegungen. Anders als bei den aufgeforsteten Flächen werde dieser Bereich jedoch der natürlichen Entwicklung der Vegetation überlassen – ein übliches Verfahren bei Gewässerrenaturierungen und in diesem Fall sogar Auflage der Behörden, so Dr. Rößler. Sollte es sich als erforderlich erweisen, würden höchstens in den Randbereichen zusätzliche Initialpflanzungen von Gehölzen vorgenommen, so Dr. Rößler. Die gesamte Maßnahme diene der Kompensation der östlichen Firmenerweiterung. Insgesamt, so Behlert, werde mit all den Maßnahmen sichergestellt, die Flächen langfristig der Natur zurückzugeben – ganz im Sinn von Ausgleichsflächen. Lesen Sie auch: Storck-Wald: So sieht das Gebiet nach der Rodung von 300 Bäumen aus

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