Platz für neue Wohnungen: Storck baut Oberwelland-Hof um

Werther. Es dürfte eine der schönsten Wohnlagen Werthers sein, umgeben von Wiesen, Feldern und altem Baumbestand: der ehemalige Oberwelland’sche Familienbesitz an der Bahnbreede in Isingdorf. Viele Jahre lang war das Anwesen unbewohnt, jetzt zieht neues Leben ein. Die August Storck KG lässt den Hof, der als eine der Keimzellen Isingdorfs gilt, zu Wohnungen umbauen. Die ersten Arbeiten haben begonnen. Keine Frage, wer hier künftig einzieht, hat das große Los gezogen. Er wohnt in ruhiger Lage auf dem Land, trotzdem mit gutem Anschluss an die Innenstadt von Werther und kurz vor den Toren Bielefelds. Bereits 2019 hatte die Stadt dem Vorhaben das gemeindliche Einvernehmen erteilt; sie dürfte froh sein, dass die historische Hofstelle eine neue Nutzung erfährt. Unter Denkmalschutz steht das Haupthaus übrigens nicht, obwohl es schon fast 150 Jahre alt ist. Alle sieben Wohnungen werden vermietet Die Außenansicht soll in ihrer jetzigen Form erhalten bleiben, von innen wird das Gebäude komplett entkernt und für eine Wohnnutzung umgebaut. Der ehemalige Schweinestall auf der Ostseite wurde bereits abgebrochen. Wie Unternehmenssprecher Dr. Bernd Rößler sagt, habe er keinen historischen Bestand gehabt, darin Wohnungen einzurichten sei nicht möglich gewesen. Auch die frühere Remise auf der Westseite des Haupthauses, in der sich früher Stallungen und Lagerräume befanden, existiert nicht mehr. An dieser Stelle soll ein Neubau errichtet werden, der sich optisch dem Altbestand anpasst und in dem ebenerdig eine zusätzliche Wohneinheit entsteht. Wohnungen sollen vermietet werden Das Haupthaus selbst bietet künftig Platz für sechs Wohnungen. Eine wird sich nach Aussage Dr. Rößlers im Erdgeschoss befinden, vier weitere sollen sich über zwei Etagen von Erdgeschoss und Obergeschoss erstrecken und die sechste wird ebenfalls über zwei Etagen im Obergeschoss und im Dachgeschoss verlaufen. Insgesamt entstehen so mehr als 1.100 Quadratmeter Wohnfläche, entsprechend hat jede Wohnung im Durchschnitt großzügige 157 Quadratmeter Platz zum Leben. Wie Dr. Rößler auf Anfrage weiter erklärt, sei die August Storck KG Eigentümerin, die Wohnungen würden vermietet. Vergeben seien sie noch nicht, &bdquo;es gibt allerdings schon Interessenten", so der Unternehmenssprecher. Die Fertigstellung sei für Frühjahr/Mitte 2023 vorgesehen. Für die Planungen des aufwendigen Umbauprojekts ist das Bielefelder Büro Baulampe Architekten zuständig, die Bauleitung übernimmt der Wertheraner Architekt Wolfgang Fritsche. Die Ländereien, die zum Anwesen gehören, sind verpachtet, sie werden vom Vorhaben nicht tangiert. Wie besonders das Anwesen ist, zeigt ein Blick in die Historie. So können sich die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner freuen, auf einer der ältesten Hofstellen Werthers und der Keimzelle Isingdorfs zu wohnen. &bdquo;Der Hof reicht in die Zeit vor Karl des Großen bis ins 9. Jahrhundert zurück", weiß Ulrich Maaß. Der Hobby-Historiker und Mitbegründer des Geschichtsportals kennt sich wie kein anderer in der Historie Werthers aus. Für das Haller Kreisblatt hat er in seinem Archiv geblättert und erzählt: &bdquo;Der Hof Oberwelland – wobei er damals noch anders hieß – zählte mit zwei Nachbarhöfen zur alten Höfegruppe, die auch Namensgeber der Bauerschaft und späteren Gemeinde Isingdorf wurde." Erstmals auf ihn Bezug genommen worden sei im Lehnsbuch der Fürstabtei Herford von 1324 bis 1360, die erste namentliche Nennung stamme aus dem Jahr 1451. &bdquo;Die Familie, die ihn bewirtschaftete, trug den Namen Overmann, später Obermann. Einfach darum, weil der Hof oberhalb der beiden anderen Höfe lag", so Maaß. Das heutige Haupthaus istfast 150 Jahre alt Das heutige Gebäude stammt, wie auch eine Inschrift über dem Deelentor zeigt, aus den Jahren 1874 und 1875. Erbaut wurde es von Johann Heinrich Obermann und seinem Sohn Hermann Heinrich. Dessen Enkel und Hoferbe hatte vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Alle Söhne starben jedoch in jungen Jahren, weshalb die Tochter, Martha Obermann, den Hof erbte. &bdquo;Sie heiratete später Heinrich Oberwelland. Und der war der Sohn von August Storck, genannt Oberwelland", erzählt Maaß, &bdquo;der 1903 die August Storck Werther’sche Zuckerwaren-Fabrik gegründet hatte". Die letzten Nachfahren, die auf dem Hof lebten, waren Otto Oberwelland und seine Tochter Dorothea, sein Sohn Friedrich der letzte in der Familie, der den Hof noch bewirtschaftete. Da er jedoch Anfang der 2000er Jahre nach Kanada auswanderte, wurden die Ländereien verpachtet. Seit dem Tod Ottos und dem Wegzug Dorotheas steht das Gebäude leer.

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