
Versmold. Feuerwehr und Polizei rückten am frühen Donnerstagmorgen, 31. August, Richtung Naturschutzgebiet Versmolder Bruch aus. Sie waren gegen 6.15 Uhr über den Brand der Aussichtsplattform an der Wiesenstraße informiert worden. Beim Eintreffen stand ein Teil der Holzkonstruktion in Flammen. Das Feuer konnte zwar schnell durch einen Trupp des Löschzugs Versmold gelöscht werden, doch die Folgen sind groß.
Immerhin: Personen oder Tiere wurden nicht verletzt, ebenso haben die Flammen keine Flurschäden im Umfeld des wertvollen Feuchtwiesengebietes angerichtet. Die beliebte Plattform, die von Naturfreunden gerne aufgesucht wird, um die Tierwelt des Bruchs zu beobachten, ist aufgrund des Schadens "vorerst nicht zu betreten" und deshalb gesperrt, heißt es von der Kreispolizeibehörde Gütersloh. Zur Schadenshöhe kann sie bisher keine Angaben machen. Die Ermittlungen zur genauen Brandentstehungen wurden eingeleitet. Die Polizei geht nach jetzigem Stand von Brandstiftung aus und sucht deshalb Zeugen.
Am Nachmittag zeigt sich Bernhard Walter, Leiter der Biologischen Station Gütersloh-Bielefeld, im Gespräch mit dem "Haller Kreisblatt" immer noch "ein bisschen schockiert" von der kriminellen Energie, mit der jemand am Werk gewesen sein muss. "Das ist nicht nur ärgerlich, sondern absolut daneben", sagt er. Möglicherweise bedeutet der hohe Schaden das endgültige Aus für den Turm. "Er war in einem Top-Zustand. Jetzt ist er so ruiniert, dass er wahrscheinlich abgerissen werden muss." Der Bruch-Kenner befürchtet, dass eine erneute Instandsetzung nicht erfolgen wird - weil immer wieder die Gefahr von Vandalismus besteht.
Aussichtsturm ist immer wieder Opfer von Vandalismus
Bernhard Walter machte sich, nachdem er von dem Brand hörte, schnell auf den Weg nach Versmold. Ein dicker, für die Statik wichtiger Balken sowie weitere Bretter wurden von den Flammen angegriffen. Der Leiter der Biologischen Station geht von einer "gezielten Aktion" aus. Dabei sei es in den vergangenen Jahren nach der Sanierung vergleichsweise ruhig gewesen. "Es gab hin und wieder Kleinigkeiten, aber es hielt sich in Grenzen", sagt er.
2021 war die Aussichtskanzel an der Wiesenstraße nach umfassender Renovierung wieder frei gegeben worden. Zuvor war sie lange Zeit gesperrt, nachdem Vandalismusschäden das Betreten unmöglich machten. Die Zerstörung war Anfang 2020 so massiv, dass der Aufgang gesperrt werden musste. Die Täter hatten an mehreren Stellen Holz und Fenster demoliert; die Standsicherheit des ohnehin in die Jahre gekommenen Turms war nicht mehr gegeben. Die Stadt Versmold, der Kreis Gütersloh, die Biologische Station und die Bezirksregierung Detmold suchten nach einer Lösung. Zunächst sollte ein Komplettabriss erfolgen; schließlich erfolgte eine Sanierung für etwa 13.000 Euro. Durch die neuen Materialien sollte der Turm robuster gegen Zerstörungswut sein. Auch mehr Feuerfestigkeit sollte durch eine Stahlkonstruktion gegeben sein.
Den Flammen jetzt konnten nicht alle Teile standhalten. "Mir tut es besonders leid für die vielen Leuten, die den Turm gerne in Anspruch genommen haben", sagt Bernhard Walter. Durch einzelne "Chaoten" sei nun die Zukunft ungewiss. Seine Hoffnung ruht darauf, dass irgendjemand am Donnerstagmorgen auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Runde mit dem Hund etwas im Naturschutzgebiet beobachtet haben könnte, dem er zunächst keine Bedeutung beigemessen habe. Ein Fahrrad oder ein Auto in der Nähe der Kanzel, vielleicht eine Person auf dem Turm.
Die Polizei Gütersloh sucht Zeugen und fragt: Wer kann weitere Angaben zu dem Brandgeschehen machen? Wer hat rund um den angegebenen Tatzeitraum am Tatort oder in dessen Umgebung verdächtige Beobachtungen gemacht? Hinweise und Angaben dazu werden unter Tel. 05241 869-0 entgegengenommen.