Massensterben in OWL

Ist die Salamander-Seuche in Steinhagen angekommen?

In Quelle wurde bereits ein toter Feuersalamander gefunden. Biologen gehen davon aus, dass es eine Frage der Zeit ist, bis auch im Kreis Gütersloh Tiere erkranken. Die Folgen werden dramatisch sein.

Der Feuersalamander wird in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh vom Erreger Bsal bedroht. | © Daniel Stuhlpfarrer/Pixabay

Jonas Damme
28.08.2025 | 28.08.2025, 10:03

Steinhagen. „Wir befürchten, dass der Pilz auch in den Kreis Gütersloh kommen könnte“, sagt Bernhard Walter. Der Biologe beobachtet die Entwicklung des Hautpilzes Bsal, der für Feuersalamander extrem gefährlich ist, mit großer Sorge. Feuersalamander sind in der Region gar nicht so selten. Nach Untersuchungen der Universität Bielefeld sollen im Botanischen Garten der Stadt mehr als 20.000 Exemplare leben. Das wäre eine der größten Populationen Deutschlands. Auch im Altkreis gibt es einige Vorkommen. Trotzdem gilt die Spezies laut Roter Liste in der Region als gefährdet.

Der Feuersalamander ist eine europäische Art und wurde schon im 18. Jahrhundert vom Forscher Carl von Linné beschrieben. Der auffällige kleine Lurch ist vor allem nachts aktiv. In der Morgendämmerung sucht er seine Tagesverstecke auf. Das sind feuchte Nischen, Höhlen, Plätze unter Totholz, Baumstümpfe, Felsspalten oder Gänge von Kleinsäugern. „In Steinhagen und Quelle lebt er vor allem am Hang des Teutoburger Waldes“, erläutert der Leiter der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld. Dort findet er ideale Bedingungen. Nach kräftigem Regen sind die Amphibien auch mal tagsüber zu sehen.

Am Queller Waldhang war im Sommer 2024 der erste verendete Salamander der Umgebung gefunden worden. Eine Infektion mit dem Hautpilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) führt bei Feuersalamandern mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod. In anderen Regionen, wie der Eifel, wurden bereits ganze Populationen flächendeckend ausgelöscht. Umgangssprachlich wird die Seuche deshalb auch als „Salamanderpest“ oder „Salamanderfresser“ bezeichnet.

Tote Salamander in Steinhagen und Umgebung sollten gemeldet werden

Ein Befall mit Bsal ist in der Regel an kreisförmigen, schwarz umrandeten, oberflächlichen Hautläsionen bis hin zu tiefgreifenden Hautgeschwüren zu erkennen. Die erkrankten Lurche wirken lethargisch. Auch andere Schwanzlurche können sich infizieren. Deren Mortalitätsrate ist glücklicherweise geringer als beim Feuersalamander. Ursprünglich stammt der Hautpilz aus Asien, wo er aufgrund von Resistenzen mittlerweile keine Bedrohung mehr für die heimischen Amphibien darstellt. Über den internationalen Amphibienhandel ist Bsal vor rund 15 Jahren nach Holland eingeschleppt worden. Dort ist der Feuersalamander mittlerweile komplett ausgerottet.

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Von den Niederlanden aus hat sich der Erreger nach Belgien und Deutschland ausgebreitet. Vor allem Wanderer und Naturfreunde tragen unfreiwillig dazu bei, die Pilze weiter zu verbreiten. Die Infektion erfolgt nicht nur von Tier zu Tier, sondern auch über Boden und Wasser. Reifen und Schuhsohlen tragen die Erreger weiter.

Biologe Bernhard Walter von der Biostation Gütersloh/Bielefeld sorgt sich um den Feuersalamander. - © Melanie Wigger
Biologe Bernhard Walter von der Biostation Gütersloh/Bielefeld sorgt sich um den Feuersalamander. (© Melanie Wigger)

Auf Bielefelder Gebiet wurde Bsal schon an mehreren Standorten nachgewiesen, neben Quelle ist Hoberge betroffen. Weitere noch nicht nachgewiesene Vorkommen sind wahrscheinlich. Dass in Steinhagen, Halle und Borgholzhausen im vergangenen Jahr noch keine Fälle nachgewiesen wurden, ist erst mal eine gute Nachricht. Trotzdem befürchtet Bernhard Walter, dass das eine Frage der Zeit ist. Tatsächlich beprobt die Bio-Station Salamander aktiv im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft auf den Erreger.

Genauso wichtig wie die Proben ist aber die Unterstützung der Öffentlichkeit, betont der Biologe. „Verendete Salamander sollten bitte gemeldet werden“, sagt er. Wer ein krankes oder totes Exemplar findet, sollte ein Foto aufnehmen und es mit Zeitpunkt und Ortsangabe per E-Mail an die Station schicken. Die Adresse lautet: info@biostation-gt-bi.de.

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