Beliebter Pizzabäcker aus Halle stirbt plötzlich im Alter von 51 Jahren

Halle. Juan Antonio Gianangeli starb einsam. So einsam, wie er wohl auch viele Jahre gelebt hatte. &bdquo;Er war nicht zur Arbeit erschienen. Man fand ihn in seinem Schlafzimmer“, erzählt eine Bekannte. Gianangeli habe am Freitag, 3. Oktober, vor dem Fenster seiner Wohnung am Haller Stadtrand gelegen, so, als ob er noch um Hilfe rufen wollte. Dabei war genau das eine Sache, die er ein Leben lang vermieden hat. Er hat lieber alles mit sich selbst ausgemacht, Sorgen in sich hineingefressen und sich nach außen immer gut gelaunt präsentiert. &bdquo;Er war sein Leben lang sehr alleine“, erzählt die Bekannte. Richtige Freunde habe er nicht gehabt, eigentlich wisse sie auch nur wenig über ihn. Nun ist Juan Antonio Gianangeli gestorben, im Alter von nur 51 Jahren. Nachrufe sind in der Regel jenen Menschen vorbehalten, die prominent waren. Menschen, die man auf der Straße erkannte, die reich waren oder die einfach einen Meilenstein in ihrer persönlichen Biografie gesetzt hatten. Gianangeli war, obwohl ihn viele Haller in seiner Funktion als Koch im Da Vinci im Sportpark Halle gekannt haben dürften, keine derartige Person. Und dennoch soll nun seine Lebensgeschichte kurz erzählt werden, die geprägt war von Verlusten, Tiefschlägen und kleinen Hoffnungen. &bdquo;Antonio war ein guter Mensch, wir lassen es nicht zu, dass nun alles in einem Sozialbegräbnis endet“, sagt die Bekannte des Verstorbenen. Gemeinsam mit anderen möchte sie ihm einen würdigen Abschied ermöglichen und sammelt dafür Spenden. Geld für seine Beerdigung hatte der 51-Jährige nicht zur Seite gelegt. Zu klein war sein Verdienst, zu groß sein Herz, sodass er gutgläubig lieber anderen Menschen Geld gab, und zu weit entfernt schien ihm noch der Tod. &bdquo;Ich glaube nicht, dass er krank war, aber er ging nie zum Arzt. Ich habe ihm aber immer mal wieder dazu geraten“, erzählt ein Bekannter. Geboren zu Zeiten des Bürgerkriegs in El Salvador &bdquo;Wir wollen nicht mit unseren Namen in der Zeitung stehen. Niemand soll denken, dass wir seinen Tod nutzen, um für uns Werbung zu machen“, sagt ein Gastronom aus dem Umfeld des Verstorbenen. Daher wolle die ganze Gruppe, die sich nun um Gianangelis Begräbnis kümmert, anonym bleiben. Er selbst habe öfter mit Gianangeli gesprochen, aber er habe nur wenig Privates von ihm erfahren. Geboren wurde Juan Antonio Gianangeli am 1. Dezember 1973 in El Salvador. In den Wirren des Bürgerkriegs, der von 1980 bis 1992 in dem mittelamerikanischen Land wütete, gaben ihn seine Eltern zur Adoption frei. Er kam zunächst in ein Heim und wurde dann von einer italienischen Familie adoptiert und lebte fortan gemeinsam mit einem Stiefbruder in der Region Marken in Mittelitalien. &bdquo;Dort wurde er auch zum Koch ausgebildet und kam dann vor rund 20 Jahren nach Deutschland, wo er zunächst in Dissen arbeitete“, erzählt der Bekannte. Die letzten 15 Jahre war er dann im Da Vinci unweit des Haller Lindenbads tätig. &bdquo;Er hat hier in Deutschland keine Familie. Sein Stiefbruder lebt noch in Italien, und seinen Vater in El Salvador gibt es wohl auch noch“, sagt der Haller. Kontakte zu diesen Personen hat jedoch niemand. Man hofft nun, dass Gianangelis Handy entsperrt werden kann und sich dort möglicherweise Rufnummern dieser Personen befinden, sodass man diese über den Tod des 51-Jährigen unterrichten kann. Lesen Sie auch: Kult-Kneipenwirt stirbt mit 63 Jahren Tennis-Star Roger Federer zählte zu seinen Gästen Gianangelis’ Alltag bestand aus Arbeit. &bdquo;Er kam oft erst spät in der Nacht zurück. Er fuhr immer mit seinem Fahrrad zwischen Restaurant und Wohnung hin und her“, erinnert sich eine weitere Bekannte. Gianangeli sprach Spanisch und Italienisch, Deutsch nur sehr schlecht, sodass er auch wenig Kontakte zu anderen Hallern aufbaute. Sein Leichnam ist mittlerweile freigegeben, ein Fremdverschulden wurde von der Kripo ausgeschlossen. Als Todesursache werden ein Herzinfarkt oder ein multiples Organversagen, ausgelöst durch eine Sepsis, vermutet. Wichtig sei der Bekannten, dass Gianangeli ein würdiges Begräbnis erhält. &bdquo;Das geht mir alles sehr nah, ich möchte nicht, dass er anonym verscharrt wird. Er war ein leidenschaftlicher Pizzabäcker und seine Antipasti waren super. Er war ein Allrounder am Herd“, lobt sie den Verstorbenen. Gianangeli hat auch Pizza und Pasta für die großen Tennisstars zubereitet, wenn diese im Sommer in Halle aufschlugen. Zu den Gästen sollen auch Ex-Profi und Halle-Rekordchampion Roger Federer sowie die aktuelle Nummer eins, Jannik Sinner, gehört haben. &bdquo;Ich habe ihn auch gekannt, habe einige Mal dort Pizza gegessen“, sagt Thomas Kremer. Der Hörster Bestatter wurde mit dem Sozialbegräbnis beauftragt und tut nun alles dafür, das Begräbnis schön zu gestalten. &bdquo;Er war ein sehr freundlicher Mensch, ein guter Kerl“, sagt Kremer. Bis 2005 hätten noch die Krankenkassen 5.000 Euro Sterbegeld ausgezahlt, damit die Beerdigung finanziert werden kann. Heute gibt es gerade einmal gut 2.000 Euro vom Sozialamt. Lesen Sie auch: Wann ist eine Bestattung würdevoll? Spendenziel ist sein Name auf der Grabsteinplatte &bdquo;Es werden somit noch rund 2.000 Euro benötigt“, sagt Kremer, der für gut 4.000 Euro einen würdevollen letzten Weg verspricht. &bdquo;Ich habe auf Bitte der Bekannten ein Treuhandkonto eingerichtet, um Spenden zu sammeln.“ Er selbst verdient daran nichts, jeder Euro kommt dem Begräbnis zugute. &bdquo;Er wird ein Grab auf dem Haller Friedhof bekommen. Mit einer Steinplatte und seinem Namen darauf“, verspricht Kremer. Damit man ihn nicht vergisst, denn das ist wohl schon zu Lebzeiten zu oft passiert. Wer mithelfen möchte, kann sozusagen ein letztes Trinkgeld als Dankeschön und Wertschätzung hinterlassen, oder auch zur Beerdigung kommen, die noch nicht terminiert ist, aber wohl erst in der letzten Oktoberwoche stattfinden wird. Die Kontoverbindung lautet: Kontoinhaber: Thomas Kremer; IBAN: DE66 4785 3520 0026 7308 53; Verwendungszweck: Antonio. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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