Versmold verliert ein Traditionsgeschäft: Möbelhaus Bartels schließt

Versmold. Der Räumungsverkauf an der Münsterstraße 26a hat vor wenigen Tagen begonnen: erst exklusiv für die treue Stammkundschaft, am Wochenende passend zum verkaufsoffenen Sonntag beim Wurstträgermarkt nun auch fürs breite Publikum. Die Nachricht von der Schließung des Möbelhauses Bartels trifft den Versmolder Einzelhandel hart. Die Stadt verliert damit ein weiteres inhabergeführtes Geschäft. Eine bekannte Adresse, wo die Chefs noch jeden Tag selbst im Laden stehen, die ihre Kunden kennen, die mit Leib und Seele Einzelhändler sind. &bdquo;Schweren Herzens“, so schreiben die Brüder Max und Uwe Bartels an ihre Stammkundschaft, hätten sie sich zu dem Schritt entschieden. Dass er kommen würde, das war den beiden schon längere Zeit klar. Es fehlt schlicht an einem Nachfolger für den Familienbetrieb, den die Brüder in dritter Generation führen. Ein Verkauf des Möbelhauses sei für sie keine Option gewesen. Anfang des Jahres wurde die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Aufhören gekommen ist, konkreter. &bdquo;Wir haben auf unser Geburtsdatum geschaut“, sagt Uwe Bartels. Er selbst ist 65 Jahre alt, sein älterer Bruder ist 70 geworden. Irgendwann müsse man einen Schlussstrich ziehen - und so steht die Geschäftsaufgabe aus Altersgründen nun unmittelbar bevor. Möbelhaus in Versmold lockt mit Rabatten im Räumungsverkauf Das Gewerbe ist zum 31. Dezember 2025 abgemeldet. Bis dahin soll das Möbel- und Einrichtungshaus in der Innenstadt sich leeren. Möbel, Musterküchen sowie Deko- und Boutiqueartikel - &bdquo;alles muss raus“, locken die Inhaber mit Rabatten im Total-Ausverkauf bis zu 50 Prozent. Neues aus der Wirtschaft: Versmolder PS-Zentrum hat neuen Inhaber - so geht es jetzt weiter Was den beiden wichtig ist, zu betonen: Mit dem Verkauf ist zum Jahresende definitiv Schluss. Bis dahin bestellte Ware wird aber auch darüber hinaus noch ausgeliefert. Um die Auftragsabwicklung kümmere man sich wie gewohnt, bis wirklich alles erledigt ist. Darüber hinaus freuen sich Max und Uwe Bartels, dass einer ihrer langjährigen Mitarbeiter mit seinem Kleingewerbe weiterhin Reparatur und Service anbietet. Achim Wegner ist unter Tel. 01575 4150433 erreichbar. Ohnehin waren es immer Kundenzufriedenheit und -nähe, die dem Familienunternehmen besonders wichtig gewesen sind. &bdquo;Bei uns hat der Endkunde einen persönlichen Ansprechpartner“, betont Uwe Bartels. Genau damit der Betrieb sich über Jahrzehnte - umgeben von großen Einrichtungshäusern, teilweise mit Schwerpunkt auf Event-Einkaufen mit Restaurant und Kinderspielparadies - behaupten können. &bdquo;Unsere Zielgruppe ist eine andere“, sagt Uwe Bartels. Möbelhaus auf dem früheren Versmolder Delius-Gelände Gegründet wurde das Unternehmen 1928 von seinem Großvater Max Bartels in Osnabrück. 1955 wurde eine weitere Filiale in Dissen eröffnet, die Sohn Helmut Bartels führte. 1967 zog dieser mit dem Betrieb über die Landesgrenze. Nach Versmold, weil aus dem Bereich viele Kunden kamen. Erste Adresse im Ort war an der Anton-Henrich-Delius-Straße. Lesen Sie auch: Langer Leerstand beendet: Versmolder Traditionsbetrieb hat neuen Standort Mit dem erneuten Umzug, diesmal innerhalb Versmolds, vergrößerte man den Betrieb auf eine Verkaufsfläche von 300 Quadratmeter. Das war 1972, und Bartels residierte fortan an einer geschichtsträchtigen Adresse. Einst befand sich hier (Münsterstraße 24-26) die Segeltuchfabrik Delius. &bdquo;Die Segeltuchfabrik zählte zu den größten ihrer Art in Deutschland. Bisweilen arbeiteten dort mehr als 200 Menschen, womit der Betrieb Versmolds größter Arbeitgeber war“, schreibt Stadtarchivar Rolf Westheider in einer seiner Versmold-Editionen. Es gab eine eigene Betriebskrankenkasse und seit den 1930er Jahren sogar ein Hallenbad, das von der Bevölkerung mitbenutzt werden konnte. Das Aus für die Segeltuchfabrik kam 1955. Bartels-Brüder übernehmen 1987 nach dem Tod des Vaters Auf dem Areal entwickelte sich anderes Gewerbe, außerdem Wohnen. Das einstige Hechelhaus (benannt nach der Verarbeitungsform von Flachs- und Hanffasern) wurde zur Wohn- und Geschäftszeile umgebaut. Seine lang gezogene Form hat es bis heute behalten. Bartels war zunächst Mieter, erwarb später eine Teilfläche und erweiterte über die Jahre mehrmals. 1982 waren es 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Mehr zum Thema: 33-jährige Mutter ist jetzt Chefin in Wertheraner Luxus-Möbelmanufaktur Von dem alten Fabrikgebäude sind heute noch Spuren übrig. Pfeiler aus Stahl und die gewölbte Decke zum Beispiel. Das Ladenlokal hat ohnehin seinen ganz eigenen Charme. Keine riesige Ausstellungsfläche, dafür viele kleinere Räume, die miteinander verbunden sind. 1987 starb Helmut Bartels. Seine Söhne übernahmen das Unternehmen als geschäftsführende Gesellschafter der GmbH. Max und Uwe Bartels sind im Möbelhaus ihrer Familie quasi groß geworden. Max Bartels absolvierte eine Lehre zum Möbeleinzelhandelskaufmann, Uwe Bartels zudem ein betriebswirtschaftliches Studium an einer Möbelfachschule. Zukünftige Nutzung des Ladenlokals ist noch unklar In den bald 40 Jahren, in denen sie selbstständig sind, haben die Inhaber viele Trends miterlebt. Mal war Eiche rustikal angesagt, lange Zeit Kernbuche, dann Wildeiche. Es gab Zeiten kompakter Wohnwände, und im Bettenbereich hat sich ebenso einiges getan: Für die einen konnten Futonbetten nicht niedrig genug sein, heute mögen andere hohe Boxspringbetten. Erfolgsgeschichte: Dieses Möbelunternehmen ist seit 90 Jahren gefragt Zwei Monteure sind im Versmolder Möbelhaus beschäftigt. Uwe Bartels Frau Elke Bartels kümmert sich zudem um den Bereich Geschenkartikel und Wohnen. Der Abschied fällt ihnen allen nicht leicht. &bdquo;Wir können uns das noch gar nicht richtig vorstellen“, gesteht Uwe Bartels. Was aus dem Ladenlokal in Familienhand wird? Darüber haben sich die Eigentümer noch keine Gedanken gemacht. Erst einmal legen sie den Fokus auf den Ausverkauf und den Abschied von der fast 100-jährigen Familientradition. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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