
Halle-Künsebeck. Vom Minigolfpark in Halle bis zum interkommunalen Gewerbegebiet in Borgholzhausen – ab September verbindet das neue Linien- und E-Carsharing-Angebot zwölf feste Haltepunkte zwischen den beiden Städten. Wer ein gültiges ÖPNV-Ticket besitzt, kann auf diesen Strecken ohne weitere Kosten mit dem Elektroauto fahren. Einfach per App buchen, einsteigen und ans Ziel kommen. Zusätzlich lassen sich die Fahrzeuge auch im klassischen E-Carsharing flexibel für längere Fahrten nutzen.
Was 2022 als Erprobungsphase in Borgholzhausen begann, wird nun als interkommunales Projekt fortgeführt. Zwar ist Versmold zwischenzeitlich ausgestiegen, doch nun erweitert Halle das Netz. Der Kreis Gütersloh hat Anfang des Jahres die Trägerschaft übernommen und über die Lokale Aktionsgruppe GT8 eine Förderung von rund 177.000 Euro eingeworben.
Und am Freitag gab es den offiziellen Startschuss. Zahlreiche Beteiligte waren zum Künsebecker Bahnhof gekommen, künftig einer der wichtigsten Knotenpunkte des Linien- und E-Carsharings. „Manchmal passen die Dinge einfach zusammen“, betonte Ralf Vieweg, allgemeiner Vertreter von Borgholzhausens Bürgermeister Dirk Speckmann und von Beginn an einer der entschiedensten Unterstützer dieses Projektes.
Fünf Haltestellen in Halle vergrößern das Elektroauto-Netz

Die Fördermittel ermöglichen ab September neben den sieben bekannten Haltestellen in Borgholzhausen und Dissen fünf weitere in Halle. Standen für Borgholzhausen und Versmold zu Spitzenzeiten auch schon mal zehn Autos zur Verfügung, werden es künftig noch acht sein. „Wir haben das Netz in Borgholzhausen etwas ausgedünnt, um trotzdem die fünf Haltestellen in Halle mit aufnehmen zu können“, berichtete Projektmanager Peter Thoelen.
Hintergrund: Darum stiegt Versmold beim E-Carsharing aus
Das Linien-E-Carsharing hat einige Veränderungen hinter sich. Sowohl der Energieversorger Westnetz in Borgholzhausen als auch der Frankfurter Konzern Mainova als Betreiber der Fahrzeugflotte sind ausgestiegen, hinzu kommt der Abschied der Versmolder. Ist die Euphorie bei der E-Mobilität „für die letzte Meile“ auf dem Land etwa schon vorbei, ehe Halle überhaupt eingestiegen ist? Thoelen verneint: „Dass wir künftig nicht mehr mit Konzernen zusammenarbeiten, macht vieles leichter. Wir machen das Angebot jetzt bekannt und wollen eine zusätzliche Euphorie entfachen.“
Parallel wolle man weitere Fördermittel generieren, um das Netz weiter auszubauen. „Gerade in den Versmolder Dörfern Hesselteich oder Bockhorst gibt es daran großes Interesse“, so Thoelen. Neuer Betreiber der Flotte ist das Bielefelder Unternehmen „Cityca“, das in Bielefeld mit 40 Fahrzeugen unterwegs ist. „Da werden einzelne E-Autos täglich vier bis fünf Mal gebucht“, berichtet Inhaber Hans Rost von großem Interesse.
Projektmanager sieht gute Perspektiven für E-Carsharing im Altkreis Halle
Das wurde auch im Haller Ortsteil Hörste bekundet – los geht es jedoch erst einmal in Künsebeck. Der Bahnhof wird angebunden, der Tante-Enso-Supermarkt und auch das Gewerbegebiet Ravenna-Park. „Es macht doch Sinn, jetzt erst einmal so zu starten. Wir können das jetzt schrittweise weiterentwickeln“, betonte Halles Bürgermeister Thomas Tappe.
Die Vorgeschichte: Halle will neue Wege für ländliche Mobilität gehen – andere sind skeptisch
Peter Thoelen sieht unterdessen gute Möglichkeiten, das Projekt zu verstetigen. „Im Vergleich zur Startphase können wir den Betrieb mit einem Sechstel des Budgets stemmen.“ Wovon die Kunden profitieren: Mit einem gültigen Nahverkehrsticket lassen sich Strecken bis zu zehn Kilometern zwischen den Haltepunkten ohne weitere Kosten zurücklegen – ideal für Pendler und Gelegenheitsfahrer. Das E-Carsharing steht darüber hinaus auch für längere Strecken zur Verfügung.
In Halle und Borgholzhausen wird jetzt geworben

Peter Thoelen mit E-Car-Operator Hendrik Schaefer wird jetzt unermüdlich die Werbetrommel für das Projekt rühren. „Es lebt davon, dass es bekannt wird – wir brauchen Multiplikatoren.“
Was ist eigentlich Linien- und E-Carsharing?
Auf der Linie können die Nutzerinnen und Nutzer bis zu zehn Kilometer zum Beispiel aus ihrer Siedlung zum Bahnhof oder zwischen zwei Haltestellen des Netzes fahren. Zudem besteht die Möglichkeit des klassischen E-Carsharings: Hier bucht man das Fahrzeug und kann dann so weit fahren, wie man will.
Wie funktioniert es?
Zunächst müssen sich die Kundinnen und Kunden auf der Plattform „MOQO“ registrieren und die OWLmobil-App herunterladen. Dann können sie eine Fahrt buchen – und schon kann es losgehen. Für die kostenfreie Nutzung muss das entsprechende ÖPNV-Ticket (wenn vorhanden) hochgeladen werden.
Wo finde ich die Informationen?
Alle Infos zur Registrierung und Buchung gibt es bei Peter Thoelen, Projektmanager CityCa und ehrenamtlicher Mobilitätsmanager der Stadt Borgholzhausen, unter Tel. 0151 52540800, per Mail an linien-e-carsharing@epium.de oder unter www.owlmobil.info. Zusätzlich werden Sprechstunden angeboten. Die ersten Termine – Borgholzhausen: Donnerstag, 4. September, von 15.30 bis 17 Uhr, Rathaus in Borgholzhausen; Halle: Montag, 1. September, von 16 bis 18 Uhr, Tante Enso in Künsebeck.
Das sind die Preise
Liegt noch kein gültiges ÖPNV-Ticket vor, wird je Kilometer abgerechnet. Hier steigt der Preis von 45 auf 50 Cent. Zusätzlich wird eine Zeitkomponente von einem Euro je Stunde eingeführt. „So wollen wir verhindern oder zumindest angemessen bepreisen, dass jemand das Auto nimmt, damit zur Arbeit fährt und es dort dann acht Stunden stehen lässt“, erklärt Peter Thoelen.
Das sind die Haltestellen
Westbarthausen (Borgholzhausen), Interkommunales Gewerbegebiet (Borgholzhausen), Mobilitätsstation Bahnhof (Borgholzhausen), Rathaus (Borgholzhausen), Hamlingdorfer Weg (Borgholzhausen), Violenbachschule Süd (Borgholzhausen), Rathaus Dissen, Bahnhof Künsebeck (Halle), Tante Enso (Halle), Minigolfpark (Halle), Outlet Ravenna Park (Halle), Hoppenkamp (Halle).
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