
Halle. Neulich habe ich bei uns zu Hause ein paar Schubladen aufgeräumt und bin dabei auf eine herrliche lose Blattsammlung gestoßen. Gemalte Kinderbilder meiner längst erwachsenen Tochter. Oder ein paar bunte Zettelchen, die einst zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten mal in den Tornister, mal in die Brotdose oder mal aufs Bett gelegt worden waren. Und - ein Brief ans Christkind und den Weihnachtsmann in Personalunion. Offenbar hatten wir dem kleinen Mädchen nicht hundertprozentig vermittelt, wie die Zuständigkeiten denn nun genau verteilt sind. Und so galt die Devise: sicher ist sicher.
Der Brief war in Schreibschrift verfasst worden, fein mit dem Füller; ringsherum Buntstift-Sterne, Weihnachtsbäume und Kerzen. Und dann las ich, während ich mit Kaffee und Musik vor der alten Kommode auf dem Fußboden hockte, die Liste der damaligen Wünsche: eine Umhängetasche. Eine Lichterkette fürs Hochbett, unter dem man lieber spielte, als oben drin zu schlafen. Ein Komplett-Set für Einsteiger, um Urzeitkrebse züchten zu können. Eine rote Decke. Ein Spiel. Und diesen wunderbaren Satz am Ende: „Ich würde mich sehr freuen, wenn davon ein oder zwei Wünsche in Erfüllung gehen könnten.“ Braves Kind.
Mittlerweile konnte ich mich auch wieder an diesen Brief erinnern, den das Spitzenpersonal aus der Weihnachtswerkstatt zuverlässig an mich weitergeleitet hatte. Und wie ich seinerzeit dieses Urzeitkrebs-Set erstanden hatte. Warum es letztlich trotzdem nie dazu gekommen ist, dass die kleinen Viecher das Licht der schönen neuen Welt im Kinderzimmer erblicken konnten? Leider, leider fehlte es irgendwie immer an sechs bis acht Litern destilliertem Wasser. In den Läden, in denen wir unterwegs waren, gab es so etwas einfach nicht - seeehr bedauerlich. Und als der Sommer kam, war die Schachtel vergessen. Danke! (Ich glaube, aktuell harren sie der Dinge im obersten Kellerregal - ein perfekter Platz.)

Ohne Frage war damals lange schon die Zeit gekommen, da die Existenz von fabelhaften Weihnachtswesen arg in Zweifel gezogen wurde. Genau genommen war innerhalb der Grundschulklasse längst besprochen worden, dass Mama, Papa und all die anderen Erwachsenen die Geschenke bringen. Von wegen Weihnachtsmann und Christkind, pah! Obwohl ... andererseits geschahen trotz alledem immer mal wieder Dinge, die nicht zu erklären waren.Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK
Einmal schaute meine Tochter am späten Nachmittag des Heiligen Abends aus dem Kinderzimmerfenster. Und am bereits dunklen Himmel waren helle Bewegungen zu sehen, die die meisten Erwachsenen vielleicht als Wolkenspiele abgetan hätten. Doch Formen und Helligkeit passten nicht dazu. Merkwürdig ... Es leuchteten auch schon mal Lichterketten, deren Stecker nicht mehr in der Steckdose steckte - das kann ich tatsächlich bestätigen. Ein anderes Mal kamen Geräusche aus der Weihnachtsstube, die aber abgeschlossen war. Hach, geheimnisvolle Weihnachtszeit ... Ist das nicht schön, wenn nicht immer alles so hundertprozentig erklärlich ist?!
Die Haustürklingel holte mich an jenem Nachmittag zurück in die Zukunft. Seitdem habe ich aber des Öfteren mal an diesen Wunschzettel gedacht. An die Zeiten, da die Kleinsten im Familienkreis darauf hofften, dass vor dem Essen Bescherung ist, und man nicht erst drei Gänge und ausgiebiges Erwachsenen-Geplauder abwarten muss, bis die Frage aufgelöst wird, ob es eine neue Puppe gibt, oder das Spielzeugauto und die Hörspielkassette ... lange ist’s her.
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In diesem Jahr steht mit Blick auf den Ablauf der Feierlichkeiten eher der Wunsch im Vordergrund, dass die Oma-Katze und der Familienhund friedlich miteinander auskommen und die beiden nicht etwa Rundlauf um den Weihnachtsbaum spielen. Doch natürlich gibt es noch den ein oder anderen Herzenswunsch, denen sich tatsächlich besser ein himmlisches Weihnachtswesen annimmt - sicher ist sicher.