Westfalen statt Weingebiet: 30-Jähriger leitet nun das Haller Waldrevier

Halle. Marius Wagemeyer schaut auf die Karte. &bdquo;Die andere Straße wäre wohl doch die richtige gewesen, aber von hier kann man das Problem auch gut erkennen“, sagt der 30-Jährige und zeigt auf einige abgestorbenen Buchen mit abblätternder Rinde und lichter Krone. Noch kann er unmöglich alle Wege in den Wäldern der Lindenstadt kennen, schließlich hat der neue Revierförster erst am 1. November seinen Dienst im Forstbetriebsbezirk Halle angetreten. Er ist damit Nachfolger von Johannes-Otto Lübke, der sich bis Ende Mai insgesamt 16 Jahre lang um die Wälder rund um Halle gekümmert hat. Von Lübke geblieben sind, wie Wagemeyer bestätigt, eine &bdquo;tolle Arbeit mit vielen Aufforstungen“ - und der Dienstwagen. Jener Ford Kuga, für den Lübkes Försterherz aufgrund dessen überschaubarer Geländetauglichkeit nicht gerade überschwänglich schlug, kommt bei Wagemeyer allerdings ganz gut an. &bdquo;Das Auto ist doch nicht schlecht, es ist auch neuer als mein bisheriger Dienstwagen“, sagt der Revierförster. Plötzlich klingelt Wagemeyers Handy, und für einen Moment fühlt man sich aufgrund des schrillen Gepiepses in Zeiten weit vor den Jamba-Klingelton-Abos zurückversetzt. Aus seiner Tasche zieht er ein Nokia-Tasten-Telefon mit einem monochromen Display. Man könnte meinen, der neue Arbeitgeber Landesbetrieb Wald und Holz hat es dem finnischen Nokia-Museum abgekauft. Wer Wagemeyer schnell erreichen will, sollte ihn anrufen. E-Mails kann er nur zu Hause empfangen, WhatsApp ist viel zu modern für sein Gerät. &bdquo;Ich könnte eine SMS schreiben, aber das ist gar nicht so leicht mit der T9-Funktion, die ich schon seit Jahren nicht mehr benutzt habe“, sagt Wagemeyer. Der Wald ist wohl nur noch durch gemischte Arten zu retten &bdquo;Es soll bald neue Handys geben“, sagt Wagemeyer. Dann wäre auch diese Dienstausstattung perfekt. Am anderen Ende der Leitung ist der Steinhagener Julian Schütz, Leiter des Forstbetriebsbezirks Gütersloh, der interimsweise auch Halle betreut hat. &bdquo;Er gibt mir gerne Tipps und auch mit Herrn Lübke stehe ich noch in engem Kontakt“, sagt Wagemeyer. Als er von der freien Stelle hörte, bewarb er sich sofort. Zwar gefiel ihm sein Job als Revierförster im zwischen idyllischen Weinbergen gelegenen Forstamt Rüdesheim am Rhein auch sehr gut, aber als gebürtiger Ostwestfale war ihm die mehr als 300 Kilometer entfernte Region am südwestlichen Zipfel von Hessen doch etwas zu weit weg. &bdquo;Jetzt bin ich wieder viel näher dran an der Familie und den alten Freunden“, sagt der 30-Jährige. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Aufgewachsen ist er in Lichtenau im Südosten des Kreises Paderborn. &bdquo;Dort gibt es viel Natur und Bauernhöfe, da habe ich schon als Kind viel Zeit verbracht“, sagt Wagemeyer. Nach dem Fachabitur am Paderborner Gregor-Mendel-Berufskolleg studierte er Forstwirtschaft an der Fachhochschule in Erfurt. Im Anschluss an das Studium absolvierte er einen Freiwilligendienst im Waldinformationszentrum Hammerhof in Warburg-Scherfede. Kirchengemeinde verschafft dem neuen Förster eine Wohnung Seinen Anwärterdienst absolvierte er bereits für Hessenforst im Forstamt Michelstadt südlich von Frankfurt. Danach war er für dreieinhalb Jahre kommissarischer Revierleiter im Forstamt Rüdesheim. &bdquo;Dort gehört der Wald fast ausschließlich der Kommune. Hier in Halle ist das ganz anders“, sagt Wagemeyer. Die Stadt besitzt nur ein Bruchteil, die meiste Fläche gehört rund 300 verschiedenen Waldbesitzern. Denen, die der Forstbetriebsgemeinschaft Halle angehören, hat er sich vor wenigen Tagen vorgestellt. &bdquo;Es war gar nicht so leicht hier eine Wohnung zu finden“, sagt Wagemeyer. Schließlich hat die Kirchengemeinde dem Alleinlebenden eine kleine Wohnung in Künsebeck verschafft. Mittlerweile hat sich aber schon vieles eingespielt und Wagemeyer fühlt sich wohl in der Lindenstadt. Zudem ist der Wald hier gesünder als in Südhessen. &bdquo;Im Rheingau hat man fast komplett auf die Fichte gesetzt, dort gibt es großflächigen Kahlschlag“, erklärt der Revierförster. In Halle seien, dank seines engagierten Vorgängers, schon viele Freiflächen mit verschiedenen Baumarten neu bepflanzt worden. &bdquo;Man muss zukünftig auf eine Mischung von Arten setzen. Dann kann man Ausfälle besser verkraften, da sie nicht so großflächig sind“, sagt Wagemeyer. Fragen an den neuen Förster sind willkommen Wer Fragen an den neuen Revierförster hat oder selbst Waldbesitzer ist und mit ihm in Kontakt treten möchte, kann ihm eine E-Mail an marius.wagemeyer@wald-und-holz.nrw.de schicken oder unter Tel. 01715873482 anrufen. Auf WhatsApp-Nachrichten sollte hingegen verzichtet werden, zumindest so lange, bis Wagemeyers Arbeitgeber die Smartphones verteilt.

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