Wespenbussard könnte eins der sechs geplanten Haller Windräder verhindern

Halle. Seit Januar untersucht der unabhängige Landschaftsplaner Egbert Willenbrink vom Planungsbüro LandPlan OS zu verschiedenen Tag- und Nachtzeiten die Areale rund um die sechs von den Stadtwerken Münster geplanten Windräder in Hörste. Dabei hält er Ausschau nach Rastvögeln, Brutvögeln und windenergie-sensiblen Großvögeln. Es gilt, so sieht es der Gesetzgeber landesweit vor, dies über einen Zeitraum von zwölf Monaten an allen geplanten Standorten zu tun, um herauszufinden, ob die Windenergie mit dem Artenschutz vereinbar ist. &bdquo;Aus heutiger Sicht sind alle sechs Windräder realisierbar, an vier Standorten jedoch nur mit entsprechenden Schutzmaßnahmen“, sagt Willenbrink bei einem Pressegespräch im Court Hotel. Es handele sich dabei aber zunächst einmal nur um einen Zwischenbericht, da die Untersuchungen noch bis in den Januar hineinreichen. Den Anwohnern wurde das Ergebnis bereits per Brief mitgeteilt. &bdquo;Wir blicken positiv auf dieses Zwischenergebnis. Es deutet darauf hin, dass sich die geplanten Standorte mit der dort lebenden Vogelwelt in Einklang bringen lassen“, sagt Maximilian Wolf, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien bei den Stadtwerken Münster. Die Bewertung, ob ein Standort für die Windenergieplanung geeignet ist oder nicht, hängt davon ab, welche Vogelart dort in welchem Umkreis brütet, wohnt, Futter sucht oder rastet. Dabei wird zwischen dem Nahbereich (je nach Vogelart bis zu 350, 400 oder 500 Meter Radius rund um ein Windrad) und dem Zentralen Prüfbereich (ab 301, 401 oder 501 Meter) unterschieden. &bdquo;Befindet sich ein Standort im Nahbereich, kann man nicht mehr weiterplanen. Dort darf kein Windrad gebaut werden“, erklärt Wolf. Dies ist jedoch bei keinem der sechs geplanten Anlagen mit einer Höhe von bis zu 250 Metern und einem Rotordurchmesser von 175 Metern der Fall. Zwei davon (Vossheide und Hörste West) sind demnach sogar völlig unbedenklich, da im zu betrachtenden Umkreis keine Vögel gefunden wurden. Widersprüchliche Daten zu den Bussarden am Fleerweg An den restlichen vier Standorten (Barrelpäule Nord, Fleerweg, Suttheide, Hörste Ost) wurden allerdings Vögel im Zentralen Prüfbereich erfasst. Dies waren bei der Suttheide Rotmilan und Weißstorch, in Hörste Ost Uhu- und Wespenbussard und an den anderen beiden Orten jeweils der Wespenbussard. Ein wenig auf der Kippe steht momentan noch der Standort Fleerweg, da es dort widersprüchliche Ergebnisse gibt. &bdquo;In die Bewertung fließen auch Zahlen der Biologischen Station ein, zudem habe ich auch Naturschutzverbände mit der Bitte um Datenzusendung angeschrieben“, erklärt Willenbrink. Während der Landschaftsplaner am Fleerweg einen brütenden Wespenbussard kartiert hat, der rund 520 Meter vom möglichen Windrad entfernt sein Nest hat und sich somit ganz knapp außerhalb des Nahbereichs aufhält, hat die Biologische Station ein Wespenbussardnest deutlich innerhalb des Nahbereichs verzeichnet. &bdquo;Ich könnte mir vorstellen, dass sie den Mäusebussard mit dem Wespenbussard verwechselt haben“, sagt Willenbrink. Diesen habe er dort auch gesehen, jedoch spiele er keine Rolle, da er in NRW nicht zu den durch Windräder gefährdeten Vögeln zählt und somit außer Acht gelassen werden kann. &bdquo;Die Zahlen der Biologischen Station haben zudem eine andere Qualität. Man unterscheidet dort beispielsweise nicht zwischen einem Brutverdacht und einem tatsächlichen Brutnachweis. Zudem wird nur einmal pro Jahr gezählt“, sagt Willenbrink. Allerdings gibt er zu: &bdquo;Das ist hier am Fleerweg schon ’ne enge Sache.“ Attraktivität muss um ein paar Meter verlegt werden Klar ist aber, hier und an den drei weiteren Standorten müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, damit es überhaupt zum Bau eines Windrads kommen kann. Über die Vorschläge und deren mögliche Umsetzung entscheidet dann letztendlich die Untere Landschaftsbehörde beim Kreis Gütersloh. Die Maßnahmen sollen jedoch nicht dazu führen, dass man die Tiere verjagt, sondern dass man ihnen Alternativen anbietet. &bdquo;Der Wespenbussard ist, wie der Name schon sagt, spezialisiert auf Wespen. Man muss für ihn im Nahbereich einfach die Attraktivität senken“, sagt Willenbrink. Die Lockwirkung für im Boden lebende Wespen - wie etwa durch offene Strukturen oder lockeren Untergrund - muss reduziert werden. Im Gegenzug muss man die Attraktivität außerhalb des beim Wespenbussard relevanten 500-Meter-Radius steigern. Die sechs ins Auge gefassten Standorte liegen teilweise in erweiterten Prüfbereichen von erfassten Brutvögeln. Für diese Fälle sind abgestufte Schutzmaßnahmen vorgesehen. Zum Abschluss der Untersuchung ist am Samstag, 1. Februar, in der Remise eine öffentliche Infoveranstaltung geplant. &bdquo;Wir sind uns der Sensibilität der Flächen bewusst, die wir für die Planung in den Blick genommen haben. Wir wollen diesen wertvollen Lebensraum erhalten“, betont Maximilian Wolf. Haller sollen von dem Projekt finanziell profitieren Wenn das Artenschutz-Gutachten positiv ausfällt, könnte der immissionsschutzrechtlicheGenehmigungsantrag Mitte 2025 beim Kreis Gütersloh eingereicht werden. Mit einer Genehmigung wäre dann 2026 zu rechnen, mit einer Inbetriebnahme 2027. Fester Bestandteil der Planungen ist auch eine Bürgerbeteiligung, so dass die Haller von dem Projekt finanziell profitieren: Geplant sind etwa ein Nachbarschaftsgeld für die Anwohnenden, eine Gemeindebeteiligung sowie der Verkauf eines Teils der Anlagen an die TWO. Bleibt zum Abschluss die in solchen Fällen für Halle fast schon obligatorische Frage nach der Fledermaus, die in Form der Bechsteinfledermaus ja den A33-Lückenschluss erheblich ausgebremst hat. &bdquo;Alle Anlagen haben eine Fledermausabschaltautomatik. Zu bestimmten Uhrzeiten, bei bestimmten Temperaturen sowie Windgeschwindigkeiten schaltet der Rotor direkt ab“, sagt Wolf.

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